T-Shirt mit Text des Schweizer Psalms
Schweiz

Bundesrat ist zurückhaltend gegenüber neuer Landeshymne

Bern, 21.8.17 (kath.ch) Für den Bundesrat hat eine neue Landeshymne keine Priorität. Bundesrätin Doris Leuthard schreibt in einer E-Mail vom 18. August an einen Schweizer Bürger, der Bundesrat sei «zurückhaltend» gegenüber der Idee, eine neue Landeshymne einzuführen. Der Mann hatte sich gegenüber dem Bundesrat kritisch zum Hymnenvorschlag der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) geäussert.

Barbara Ludwig

Der Fragesteller stört sich daran, dass der Textvorschlag der SGG auf einen Gottesbezug verzichtet. «Immerhin sind noch mindestens zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung gläubig, inklusive der Muslime und Juden», schreibt das Mitglied der EVP in einem Schreiben an Leuthard, das kath.ch ebenso vorliegt wie die Antwort der Bundesrätin.

Der Text des Hymnenvorschlages «Weisses Kreuz auf rotem Grund, unser Zeichen für den Bund» überzeuge ihn nicht, obschon auch er die aktuelle Hymne für «völlig überaltert» hält. «Warum sollten wir uns der Minderheit fügen, die mangels besserem Wissen nicht an Gott glauben wollen (sic!)?» Es stimme ihn «traurig, dass wir all unsere Werte der Einfachheit halber aufgeben». Der Mann wandte sich mit seinem Schreiben an Leuthard, weil sie der CVP angehört.

Unterschiedliche Bedeutung der Hymne für die Menschen

Leuthard versicherte dem besorgten Bürger, der Bundesrat sei «zurückhaltend» gegenüber der Idee, eine neue Hymne einzuführen. Die Bedeutung der Landeshymne für die verschiedenen Personengruppen sei «sehr unterschiedlich». «Während die Einen wie Sie den religiösen Charakter schätzen, erscheint dies Anderen als unzeitgemäss», schreibt die Magistratin. Als Folge davon seien bislang alle Versuche gescheitert, einen neuen Text zu finden, der von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werde.

Der Bundesrat bezog bereits zu einer neuen Hymne Stellung, indem er auf parlamentarische Vorstösse antwortete. Letztmals war dies am 29. Juni 2016 der Fall. «Er sieht in der Einführung einer neuen Nationalhymne keine strategische Notwendigkeit und wird nicht von sich aus tätig werden», heisst es in seiner Antwort auf eine Interpellation von Jannick Buttet (CVP, VS).

Das Schreiben des EVP-Mitglieds ist nicht die erste Bürgeranfrage an den Bund, die die Landeshymne zum Gegenstand hat. Im vergangenen Jahr seien insgesamt sechs solche Anfragen eingangen, teilte die Bundeskanzlei am Montag auf Anfrage mit. Im laufenden Jahr waren es bislang sieben.

Widerstand gegen Hymnenvorschlag

Der Bundesrat erinnerte auch daran, dass die SGG den Textvorschlag zunächst in der Öffentlichkeit bekanntmachen will, um ihn später allenfalls offiziell als Vorschlag einzureichen, falls er eine breite Akzeptanz finde. Momentan ist das noch nicht der Fall. Die SGG schrieb vergangenes Jahr die rund 2350 Schweizer Gemeinden an. Rund zwanzig seien dem Aufruf gefolgt und hätten den neuen Text intoniert, schreibt der «Neue Rütlibund» in der Juli-Ausgabe seiner Informationsbroschüre. Die Vereinigung bekämpft die Bestrebungen für einen neuen Hymnentext, der 2015 in einem Wettbewerb erkoren wurde.

 

T-Shirt mit Text des Schweizer Psalms | © Barbara Ludwig
21. August 2017 | 17:49
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