Die Schlange vor dem Bundesasylzentrum ist nicht mehr lang am Donnerstag Abend, 17. März 2022.
Schweiz

Bundesasylzentrum: Plötzlich wird es hektisch und dann dauert es lange

Manche Flüchtlinge in der Schweiz berichten, dass sie seit Tagen auf einen S-Status warten. Das Staatssekretariat für Migration teilt mit: «Wer bereits ein Dach über dem Kopf hat, kann dies auch noch in der nächsten oder übernächsten Woche tun. Sie erleiden deshalb keine Nachteile.»

Eva Meienberg

Am Donnerstagnachmittag stehen vor dem Bundesasylzentrum in Zürich nicht mehr so viele Menschen an wie anfangs der Woche. Etwa 20 Menschen warten darauf, eingelassen zu werden. Überall steht Sicherheitspersonal. Niemand kommt rein ohne Erlaubnis. Frauen mit Kindern, alte und kranke Menschen warten mit ihren Habseligkeiten vor den rot-weiss gestreiften Absperrbändern.

Unterwegs mit Plastiksack und Katze

Viele tragen ihre Sachen in Plastiksäcken. Auch zwei Katzentrageboxen sind unter den Gepäckstücken. Die Kinder sind erstaunlich geduldig. Auf dem Spielplatz neben dem Bundesasylzentrum erklimmen ein paar Kinder den Kletterturm.

Ukrainefahne an Balkon
Ukrainefahne an Balkon

Eine junge Frau in Deux-Pièces und hochhackigen Schuhen kommt zielstrebig auf eine Frau mit Kinderwagen zu. Sie verteilt Süsses und strahlt dabei. Gummibären, Schokoladewaffeln und Toblerone. Sie verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist. Etwas verwundert packt die Mutter die Geschenke ein. Die Kinder freut’s.

In 25 Stunden von Charkiv nach Zürich

Eine junge Frau sitzt mit zwei älteren auf einer Bank. Sie sei so glücklich, dass sie ihre Eltern und ihre Tante in die Schweiz habe holen können. Am vergangenen Sonntag um 13 Uhr seien sie in Charkiv gestartet, am Montag um 16 Uhr in der Schweiz angekommen. Für die alten Leute seien die 25 Stunden Fahrt im Zug quer durch die Ukraine eine riesige Strapaze gewesen.

Die Frau hat ihre Eltern an der slowakischen Grenze zur Ukraine erwartet, sie wollte ihren Eltern stundenlanges Warten an der polnischen Grenze ersparen. Sie selbst hatte zu grosse Angst, nicht mehr aus der Ukraine ausreisen zu können. Der Plan ging auf, sie trafen sich in Košice in der Slowakei.

Registrierung braucht Zeit

Im Bundesasylzentrum wollen sie neben der Registrierung erfahren, was sie tun müssen für eine Familienzusammenführung. Plötzlich wird es hektisch, die wiedervereinte Familie ist an der Reihe. Zwei Stunden später sind sie noch immer nicht zurück. Die Registrierung brauche ihre Zeit, sagt eine der Mitarbeitenden der Asylorganisation Zürich, die in gelben Westen die Geflüchteten betreuen.

Manche Geflüchteten in der Schweiz berichten, dass sie seit Tagen auf einen S-Status warten. Die Bundesasylzentren registrieren seit Tagen unter Hochdruck ukrainische Geflüchtete. «Im Normalfall nehmen wir rund 1000 Asylsuchende pro Monat in den Bundesasylzentren auf – aktuell sind es rund 1300 pro Tag», teilt das Staatssekretariat für Migration SEM kath.ch mit. Die Kapazitäten würden laufend erhöht, um den Zustrom an geflüchteten Menschen möglichst zügig bewältigen zu können.

Registrierung online erfassen

Mit der Registrierung können sich die Geflüchteten etwas Zeit lassen. Denn alle ukrainischen Geflüchteten erhalten den Schutzstatus S. «Wer bereits ein Dach über dem Kopf hat, kann sich auch noch in der nächsten oder übernächsten Woche registrieren lassen. Sie erleiden deshalb keine Nachteile», informiert das SEM.

Seit Donnerstag können die Geflüchteten ihre Registrierung online erfassen. Den Bundesasylzentren könnten sie damit helfen, die Wartezeiten zu reduzieren, sagt das SEM. Denn zuerst müssten jene registriert werden, die noch nicht privat untergekommen und auf ein Bett angewiesen seien. Das SEM weist darauf hin: Schon ab dem Moment der Online-Erfassung seien die schutzsuchenden Personen krankenversichert.


Die Schlange vor dem Bundesasylzentrum ist nicht mehr lang am Donnerstag Abend, 17. März 2022. | © Eva Meienberg
18. März 2022 | 12:30
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