Buch lüftet Konklave-Geheimnisse

München, 27.1.17 (kath.ch) Wenn die ganz Welt gebannt auf einen Schornstein starrt, dann ist es wieder soweit: Ein neuer Papst wird gewählt. Im Konklave findet die wahrscheinlich einzige wirklich geheime Wahl auf der Welt statt, die diesen Namen verdient hat, stellt der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf in seinem neuen Buch: «Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl” fest.

Rund 120 Kardinäle finden sich zusammen, ohne Radio, Fernsehen, PC, Laptop oder Tablet, ganz zu schweigen von einem Smartphone, völlig abgeschieden von der Aussenwelt, um einen aus ihrem Kreis zum nächsten Papst zu wählen, zum Stellvertreter Christi auf Erden, dem Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken weltweit.

Die Kommunikation nach aussen über die Wahlgänge erfolgt über Rauchzeichen, auch im 21. Jahrhundert. Schwarzer Rauch steigt auf, wenn die Kardinäle sich noch nicht mit Zweidrittelmehrheit auf einen Kandidaten festgelegt haben; weisser Rauch, wenn es einen neuen Papst gibt, der die Wahl angenommen hat. Das Konklave entzieht sich der Transparenz zu einer Zeit, wo selbst jedes noch so grosse oder kleine Geheimnis seinen Weg über das Internet in die Öffentlichkeit findet.

Faszination Konklave

Jedes Mal wieder übt es eine ungebrochene Faszination auf die Menschen aus, übrigens auch auf Historiker und Romanautoren. Denn innerhalb kürzester Zeit haben sowohl der englische Bestseller-Autor Robert Harris einen Roman zum Konklave und der Bestseller-Historiker Wolf ein Sachbuch zur Papstwahl veröffentlicht, jedes für sich ein Gewinn.

Die Papstwahl sei ein festgefügter Ablauf symbolischer Handlungen, konstatiert Wolf und macht darauf aufmerksam, dass sie mehr mit Weihnachten zu tun hätten als man vielleicht annehmen könnte. Nicht nur macht sich in beiden Fällen die gespannte Erwartung auf die kommende Bescherung breit. Sogar die Wortwahl, mit der die Ankunft des neuen Papstes auf der Mittelloggia bekannt gegeben wird, gleicht den Formulierungen im Weihnachtsevangelium. «Ich verkünde Euch eine grosse Freude…», so kündigt der zuständige Kardinal jeweils die Präsentation des neuen Papstes vom Balkon des Petersdoms an. Schliesslich sollten die Rituale der Papstwahl die Verheissung erneuern, die mit der Geburt Christi verbunden sind, stellt Wolf fest.

Ist die Papstwahl ein einziger Gottesdienst, wie es Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996 mit seiner Wahlordnung beabsichtigte oder doch ein Hauen und Stechen zumeist älterer Herren um einen ganz besonderen Posten? Nicht ohne Grund bezeichnet Wolf die frühen Konklave als Beugehaft, um völlig zerstrittene Kardinäle zur Einsicht zu bringen. Als 1268 Papst Clemens IV. starb, benötigten die Kardinäle 1005 Tage, um sich auf einen Nachfolger zu einigen.

Wenn es das auch später nicht mehr war, hat sich doch dieser elementare Teil der Papstwahl bewährt. Voller Bewunderung beschrieb der protestantische Papsthistoriker Horst Fuhrmann die Papstwahlordnung als ein Werk der historischen Vernunft. Wolf sieht da noch Raum für Verbesserungen, die dem 21. Jahrhundert angemessen wären.

Zukünftige Fiktion

In einem Schlusskapitel wirft er einen (fiktiven) Blick in die Zukunft. Am 12. April 2059, also auf den Tag genau 1000 Jahre, nachdem Nikolaus II. das Recht, den Papst zu wählen, den Kardinälen übertrug, unterzeichnet Papst Hadrian VII. ein neues Papstwahldekret. Zwar behält Hadrian VII. das Konklave und den Wahlort der Sixtinischen Kapelle bei, aber er erweitert den Kreis der Papstwähler. Neben 120 Kardinälen sollen zukünftig 120 Laien aus aller Welt ihre Stimme abgeben dürfen.

Ob so die Zukunft aussieht? Die Papstwahlordnung hat sich – wie Wolf überzeugend darlegt – immer wieder verändert und den Bedürfnissen der Zeit angepasst. (kna)

 

27. Januar 2017 | 12:33
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Konklave

Nach dem Tod oder dem Amtsverzicht eines Papstes kommen die wahlberechtigten Kardinäle zum Konklave zusammen, um einen Nachfolger zu wählen. Das geschieht von der Aussenwelt abgeschlossen unter strengster Geheimhaltung.

Das aus dem Lateinischen stammende Wort Konklave bedeutet «verschlossener Raum». Es leitet sich von «cum clave» (mit dem Schlüssel) ab. Das Konklave muss zwischen dem 15. und dem 20. Tag nach Beginn der Sedivakanz, der Zeit ohne Papst, beginnen. Benedikt XVI. (2005-2013) hatte jedoch nach seinem Rücktritt in diesem Fall ein Vorziehen um «einige Tage» gestattet.

Am Konklave teilnehmen dürfen alle Kardinäle, die das 80. Lebensjahr zu Beginn der Sedisvakanz noch nicht vollendet haben. Die Kardinäle sowie die im Konklave tätigen Helfer verpflichten sich eidlich zu absoluter Geheimhaltung. Die Benutzung von Kommunikationsmitteln aller Art, von Zeitungen bis Twitter, ist untersagt.

Seit 1996 ist die Sixtinische Kapelle als ausschliesslicher Wahlort festgeschrieben. Die Abstimmung erfolgt durch Stimmzettel. Zum Papst gewählt ist, wer zwei Drittel der Stimmen erhält. Sollte nach 34 Wahlgängen noch keine Entscheidung gefallen sein, kommt es zur Stichwahl. Gewählt ist der, der über eine «qualifizierte Mehrheit» verfügt.

Das erste Konklave fand 1241 statt. 1274 fixierte Papst Gregor X. die Papstwahl in einem Konklave kirchenrechtlich. Dadurch sollten die Einflussnahme weltlicher Machthaber verhindert und ein zügiger Ablauf gewährleistet werden. Das längste Konklave dauerte vom 29. November 1268 bis 1. September 1271. Das kürzeste Konklave dauerte 1503 nur wenige Stunden. Seit 1831 dauerte keine Papstwahl länger als vier Tage. (kna)