Mitglieder des Vereins Ranft Mobil in Sachseln. Linus Meier (2.v.li.), Erich von Rotz (3.v.li.)
Konstruktiv

Bruder Klaus für alle: Das Ranft-Mobil macht’s möglich

Bis zu 30 Prozent Steigung: Der Weg zum Ranft ist für manche Menschen beschwerlich. Etwa für Menschen mit Knieproblemen oder für Lungenkranke. Ein Verein bringt mit dem Ranft-Mobil Menschen mit Beeinträchtigungen zum Ranft. «Der Ranft soll ein Kraftort für alle sein», sagt Erich von Rotz.

Eva Meienberg

«Das Problem ist die Steigung», sagt Erich von Rotz. «Beim Abstieg zum Ranft beträgt sie stellenweise 33 Prozent. Das schafft ein elektrischer Rollstuhl nicht, da überhitzt der Motor.» Erich von Rotz (62) ist Mitglied des Vereins «Ranft-Mobil» und kümmert sich um die Technik des Elektromobils, das Menschen in den Ranft fährt, die es alleine nicht mehr schaffen würden.

Die untere (links) und die obere Ranft-Kapelle
Die untere (links) und die obere Ranft-Kapelle

Das Ranft-Mobil 3 ist am 15. Mai von Kardinal Kurt Koch gesegnet worden. Und zwar im Festgottesdienst anlässlich des 75. Jahrestags der Heiligsprechung von Niklaus von Flüe in Sachseln.

Ein Kraftort für alle

Das erste Ranft-Mobil hatte 2017 seine Jungfernfahrt. Die rund zwölf Mitglieder des gleichnamigen Vereins begleiten die Gäste auf ihren Fahrten. Knieschmerzen und Gehbehinderungen, aber auch Herz- oder Lungen-Krankheiten machten den steilen Abstieg für viele Menschen unmöglich, sagt der Obmann des Vereins, Linus Meier (72).

Das Gedenkjahr 600 Jahre Niklaus von Flüe neigt sich dem Ende zu
Das Gedenkjahr 600 Jahre Niklaus von Flüe neigt sich dem Ende zu

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 600. Geburtstag von Bruder Klaus kam unter ehemaligen Schweizergardisten die Idee auf, auch Menschen mit Beeinträchtigungen den Weg zum Ranft zu ermöglichen. «Der Ranft soll ein Kraftort für alle sein», sagt Erich von Rotz.

Noch einmal zum Bruder Klaus

Er erzählt von einer Familie, die sich regelmässig vor Weihnachten in der Bruder Klausen-Kapelle traf, um dort gemeinsam zu singen. Die alte Mutter hätte den Weg nicht mehr geschafft ohne das Ranft-Mobil. In der unteren Ranftkapelle angekommen, habe die Frau ihm ins Ohr geflüstert, er solle für sie in das Fürbittbuch schreiben, dass sie sich einen schönen Tod wünsche. «Drei Wochen später ist die Frau gestorben», sagt Erich von Rotz.

Fürbittenbuch in der Ranftkapelle
Fürbittenbuch in der Ranftkapelle

Er habe schon öfter erlebt, dass Menschen noch einmal zu Bruder Klaus kommen wollten und dass sie kurz darauf verstorben seien, sagt Linus Meier. Gerne erinnert er sich an den Ausflug mit den Benediktinerinnen vom Kloster Fahr. Eine 90-jährige Klosterfrau habe auf dem Ranft-Mobil geweint. Die Klosterfrau sei so glücklich gewesen, dass sie beim Ausflug mit dabei sein durfte.

300 Fahrten seit 2017

Im Jahr 2017, zur 600-Jahr-Feier, waren das erste Mal in der Geschichte alle Schweizergardisten im Ranft – die aktiven aus Rom ebenso wie die Ehemaligen in der Schweiz. «Natürlich nicht alle aufs Mal», sagt Linus Meier. Weihbischof Alain de Raemy, der ehemalige Gardekaplan, hatte das erste Ranft-Mobil eingeweiht.

Bischof Joseph Bonnemain probiert das neue Ranft-Mobil 3 aus.
Bischof Joseph Bonnemain probiert das neue Ranft-Mobil 3 aus.

Im ersten Betriebsjahr haben 50 Menschen das Ranft-Mobil gebucht. Seither haben rund 300 begleitete Fahrten stattgefunden. Vereinsmitglied Rolf Müller hat Kontakt zum Schweizerischen Roten Kreuz hergestellt, über das eine Fahrt zum Bruder Klaus gebucht werden kann. Im Kanton Obwalden werden die Fahrgäste sogar zu Hause abgeholt.

Sicher und gemächlich zum Ranft

Nasse oder gar eisige Wege machen die Fahrt gefährlich, darum bleibe das Gefährt vom Spätherbst bis im Frühling in der Garage, sagt Rolf Müller. Auch verfügt das Ranft-Mobil über einen Sicherheitsmechanismus: «Wenn die Begleitperson die Griffe loslässt, bleibt das Ranft-Mobil automatisch stehen.»

Gemäss Wegweiser in Flüeli dauert der Spaziergang 15 Minuten zum Ranft. Mit dem Ranft-Mobil dauert die Fahrt 40 Minuten. Genug Zeit, um sich in Ruhe zu unterhalten, sagt Rolf Müller. Er geniesst die Zeit mit den Fahrgästen und freut sich, ihnen etwas Gutes zu tun.


Mitglieder des Vereins Ranft Mobil in Sachseln. Linus Meier (2.v.li.), Erich von Rotz (3.v.li.) | © Eva Meienberg
1. Juni 2022 | 05:00
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