Bischof Markus Büchel.
Schweiz

Bischof Markus Büchel: «Schwester Scholastika ist gegenüber der Kirche zu Gehorsam verpflichtet»

Kurz vor Weihnachten eskaliert der Streit zwischen der Kapuzinerin Schwester Scholastika und dem St. Galler Bischof Markus Büchel. Er zeigt Verständnis für die letzte verbleibende Schwester im Kloster Wonnenstein – bekräftigt jedoch, sie müsse das Kloster verlassen. Rausschmeissen werde er sie nicht: «Das wäre nicht sehr fein von mir als Bischof.»

Barbara Ludwig

Schwester Scholastika soll in ein anderes Kloster ziehen. Für einen alten Baum ist es schwierig, anderswo Wurzeln zu schlagen. Haben Sie Verständnis dafür, dass Schwester Scholastika nicht ausziehen will?

Markus Büchel: Wenn ich an einen alten Baum denke, habe ich Verständnis. Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass sie nicht einsieht, dass ein Auszug nötig ist. Sie kann nicht weiterhin alleine in dem grossen Kloster wohnen.

«Schwester Scholastika ist nicht Eremitin.»

Warum schmeissen Sie Schwester Scholastika nicht einfach raus?

Büchel: Das wäre nicht sehr fein von mir als Bischof, wenn ich das tun würde. Ich kann das auch nicht. Schwester Scholastika ist gegenüber der Kirche zu Gehorsam verpflichtet. Denn als Ordensfrau hat sie ein Gelübde abgelegt. Das Kloster Wonnenstein steht kanonisch unter der vatikanischen Ordenskongregation in Rom. Diese hat entschieden, dass sich Schwester Scholastika einer anderen Gemeinschaft anschliessen muss. Sie ist nicht Eremitin: Sie hat sich ursprünglich für ein Leben in Gemeinschaft entschieden. Und eine Gemeinschaft braucht mehrere Personen. Rom schreibt vor, wenn einem Kloster nur noch fünf Personen angehören, müssen sich die Mitglieder einer anderen Gemeinschaft anschliessen.

Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein.
Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein.

Hat der Verein finanzielle Auslagen im Zusammenhang mit Schwester Scholastika?

Büchel: Im Verein Kloster Wonnenstein sind unter anderem der Bischof und der Kanton vertreten. Der Zweck des Vereins umfasst nichts anderes, als die Gebäude und das Kloster zu erhalten und dieses wenn möglich wieder einer neuen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. In den Statuten des Vereins steht zudem: Für das Leben der Schwestern muss bis zu deren Tod gesorgt werden.

«Eine Kapuzinerinnengemeinschaft kommt bestimmt nicht, weil die Kapuzinerinnen kaum Nachwuchs haben.»

Der Verein will eine Frauengemeinschaft im Kloster Wonnenstein ansiedeln. Warum kann Schwester Scholastika nicht einfach in Wonnenstein bleiben und in die künftige Gemeinschaft integriert werden?

Büchel: Diese Gemeinschaft haben wir noch nicht gefunden. Wir sind in Verhandlung mit zwei möglichen Gemeinschaften. Wenn es aber eine Gemeinschaft sein wird mit einer ganz anderen Spiritualität als derjenigen der Kapuzinerinnen, passt es allenfalls nicht. Die Kapuzinerinnen pflegen eine franziskanische, eine kontemplative Spiritualität. Schwester Scholastika gehört in eine Gemeinschaft, die eine Spiritualität lebt, die zu den Gelübden passt, die sie einst abgelegt hat. Eine Kapuzinerinnengemeinschaft kommt bestimmt nicht, weil die Kapuzinerinnen kaum Nachwuchs haben.

Das Kloster Wonnenstein im Dezember 2022.
Das Kloster Wonnenstein im Dezember 2022.

Laut Josef Manser hat die Angelegenheit eine staatspolitische Dimension. Teilen Sie diese Meinung?

Büchel: Ja natürlich. Aber über Einzelheiten zu dem Thema müssen Sie mit dem Landammann sprechen.

«Alle Unterstellungen der IG Wonnenstein sind aus der Luft gegriffen.»

Im Verein Kloster Wonnenstein sitzen einige Altherren der Studentenverbindung Bodania. Sie sind Ehrenmitglied von Bodania. Was sagen Sie zum Vorwurf des Interessenkonflikts?

Büchel: Ich handle hier als Bischof und nicht als Ehrenmitglied von Bodania. Ich bin in vielen Vereinen Ehrenmitglied. Aber da kann ich als Bischof wirklich unterscheiden. Es gibt keinen Interessenkonflikt.

Wie beurteilen Sie das Engagement von Giuseppe Gracia in der IG Wonnenstein?

Büchel: Er setzt sich in der IG ein. Das muss ich nicht beurteilen.

Wie soll es nun weitergehen?

Büchel: Wir stehen zum Verein Kloster Wonnenstein. Der Vereinszweck ist klar. Die Arbeit geht weiter. Und alle Unterstellungen der IG Wonnenstein sind aus der Luft gegriffen.

* Markus Büchel (73) ist Bischof von St. Gallen, zu dem auch das Kapuzinerinnenkloster Wonnenstein gehört.


Bischof Markus Büchel. | © Regina Kühne / Bistum St. Gallen
21. Dezember 2022 | 17:08
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