Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf
International

Bischof Kohlgraf kritisiert Ausstieg von konservativen Bischöfen beim Synodalen Weg

Im März sind die als konservativ geltenden Bischöfe von Eichstätt, Passau, Regensburg und Köln bein Synodalen Weg ausgestiegen. Im Interview kritisiert der Mainzer Erzbischof Kohlgraf dies erneut scharf. Ausserdem weist Kohlgraf den Vorwurf zurück, die deutsche Kirche ginge einen Sonderweg.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisiert den Ausstieg von vier deutschen Bischöfen bei der Fortsetzung des Reformprojekts Synodaler Weg: «Ich glaube, dass die vier Bischöfe gut beraten gewesen wären, dabei zu bleiben – auch, um weiter Einfluss auf den weiteren Weg nehmen zu können», sagte er der «Rheinischen Post».

Ausstieg der Konservativen

Nach der letzten Vollversammlung im März soll der Reformdialog ab Herbst in einem Synodalen Ausschuss fortgesetzt werden. Die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) stimmten allerdings im Juni gegen die geplante Finanzierung des Gremiums über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD). Die Bischöfe der 23 anderen Bistümer suchen daher nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung.

Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, gehört zu den Aussteigern.
Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, gehört zu den Aussteigern.

Der Ausstieg mit dem Verweis auf Vorbehalte im Vatikan und darauf, dass man erst die im Herbst beginnende Weltsynode abwarten müsse, sei auch schwierig mit Blick auf die vielen ehrenamtlich Beteiligten beim Synodalen Weg, fügte Kohlgraf hinzu: «Drei Jahre haben Menschen wohlwollend, kritisch und auch emotional ihre Themen eingebracht. Und sie bekommen jetzt zu hören, wir machen so nicht mehr weiter, ohne die weiteren Beratungen der Weltsynode abzuwarten.»

Synodale Weg bleibt Projekt der Bischofskonferenz

Natürlich wolle sich niemand von den übrigen 23 Bischöfen vom weltsynodalen Weg trennen, ergänzte der Bischof: «Selbstverständlich werden wir uns dort einbringen, und dennoch können wir jetzt nicht zwei Jahre Pause machen!»

Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.
Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.

Darüber hinaus wies Kohlgraf darauf hin, dass die Handlungstexte beim Synodalen Weg, «die auch mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe beschlossen wurden», in der Welt seien und die entscheidende Grundlage bildeten für die Arbeit, die im Synodalen Ausschuss weitergehe: «Der Synodale Weg bleibt weiterhin ein Projekt der Bischofskonferenz, auch wenn sich nicht mehr alle Bischöfe daran beteiligen.»

Kein deutscher Sonderweg

Der Mainzer Bischof wies auch den Vorwurf zurück, die Kirche in Deutschland gehe Sonderwege: «Auch bei der Weltsynode spielen Themen wie Machtmissbrauch, Amtsverständnis, Zulassungsbestimmung zum Priesteramt sowie Bewertung von Sexualität eine erhebliche Rolle. Ich wundere mich darum, wie es kleinen, aber lauten Gruppe immer wieder gelingt, das Narrativ vom deutschen Sonderweg zu bedienen.»

Nicht zu vermeiden ist aus Kohlgrafs Sicht, dass es von Bistum zu Bistum grosse Unterschiede in der Umsetzung von Reformen geben werde, etwa bei der Segnung homosexueller Paare oder bei Nicht-Geweihten, die predigen oder taufen: «Den Flickenteppich wird es in der Kirche geben.» Und das werde auch für die Bistümer der vier Aussteiger gelten: «Na ja, die Bischöfe, die jetzt eigene Beschlüsse positionieren, sollten mal in ihr eigenes Bistum schauen und werden sich dann wundern, wie viel dort bereits praktiziert wird.» (kna)


Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf | © Bistum Mainz
9. Juli 2023 | 07:00
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