Der neue Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain.
Schweiz

Bischof Joseph Bonnemain: «Ich bin für einen Ehebruch zu alt»

Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, hat über eine lustige Begegnung mit Papst Franziskus berichtet. Dieser habe Bischöfe ermahnt, nicht an den nächsten Karrieresprung zu denken: «Das ist bischöflicher Ehebruch», habe Papst Franziskus gesagt.

Raphael Rauch

Im Rahmen der Schweizer Bischofskonferenz ist der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, für die Laiinen und Laien zuständig. Die Teilnehmenden des Deutschschweizer Forums katholischer Organisationen erlebten am Montagabend einen gut gelaunten Bischof, der aus dem Nähkästchen plauderte.

Mit 72 Jahren wurde Bonnemain erst im Alter Bischof

«Heute ist der 3. Oktober. Das ist der Festtag des Heiligen Bischof Adalgott», berichtete Joseph Bonnemain. Bischof Adalgott war im 12. Jahrhundert Bischof von Chur. «Ich sehe Parallelen zu mir: Er ist wie ich erst in einer späten Lebensphase Bischof geworden», sagte Bischof Joseph Bonnemain (74).

Bischof Joseph Bonnemain bei einem Treffen mit Laienvertreterinnen und Laienvertretern in Zürich.
Bischof Joseph Bonnemain bei einem Treffen mit Laienvertreterinnen und Laienvertretern in Zürich.

Papst Franziskus hat Bonnemain am 19. März 2021 zum Bischof ernannt – damals war Bonnemain mit 72 Jahren ein vergleichsweise alter Bischof. Und bei einer kürzlichen Fortbildung in Rom für neu ernannte Bischöfe war Bonnemain der älteste Teilnehmer.

Eine Fragerunde mit Papst Franziskus

«Ich war für zehn Tage in Rom. In Rom nennt man die Fortbildung Kurs für Baby-Bischöfe», berichtete Bonnemain. Zusammen mit 180 Bischofskollegen aus aller Welt habe er mit verschiedenen Kurienvertreterinnen und Kurienvertretern Gespräche geführt – etwa zum synodalen Prozess. 

Papst Franziskus.
Papst Franziskus.

Höhepunkt des Kurses sei eine Messe im Petersdom und eine zweistündige Begegnung mit Papst Franziskus gewesen. «Der Papst hat keinen Vortrag gehalten, sondern hat sich unseren Fragen gestellt», sagte Bonnemain.

Papst Franziskus: «Das ist bischöflicher Ehebruch»

Ein Bischof habe dem Papst gesagt: «Heiliger Vater, ich habe den Eindruck, manche meiner Mitbrüder sind mit ihrem Bistum nicht zufrieden und hoffen darauf, bald ein grösseres Bistum oder gar eine Erzdiözese zu erhalten.»

Treffen mit Laienvertreterinnen und Laienvertretern in Zürich.
Treffen mit Laienvertreterinnen und Laienvertretern in Zürich.

Daraufhin habe Papst Franziskus erwidert: «Das ist bischöflicher Ehebruch. Ihr seid mit eurem Bistum verheiratet – wie könnt ihr da nur an ein anderes Bistum denken? Das ist so, als wenn ein Ehemann an eine andere Frau denkt.»

Bischofskonferenz überlastet

Bischof Joseph Bonnemain versicherte den Schweizer Laiinnen und Laien: «Ich bin zu alt, um Ehebruch zu begehen. Ich bleibe Bischof von Chur.»

Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan.
Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan.

Als grosse Herausforderung für die Schweizer Bischofskonferenz sieht Bonnemain, dass diese aktuell nur aus sechs Bischöfen, einem Weihbischof und zwei Äbten bestehe. «Wir haben auf nationaler Ebene bescheidene Kräfte, aber sehr viele Aufgaben. Wir können nicht alles machen, was wir auf nationaler Ebene machen sollten.»

Für eine geschwisterliche Kirche

Trotz seines vollen Terminkalenders komme er gerne zu den Vertreterinnen und Vertretern der Laienorganisationen. Bischof Joseph Bonnemain warb für eine Kirche, die nicht klerikal, sondern geschwisterlich agiere.


Der neue Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain. | © Christian Merz
3. Oktober 2022 | 18:15
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