Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein.
Schweiz

Bischof Büchel: Schwester Scholastika war zwischenzeitlich bei der Kesb gemeldet

Der St. Galler Bischof Markus Büchel äussert sich im «Appenzeller Volksfreund» zum Streit ums Frauenkloster Wonnenstein und zur Situation der letzten Kapuzinerin. Er weist Vorwürfe der IG Wonnenstein zurück. Der Klosterverein sei kein «hinterlistiger Männerbund», der es auf das Klostervermögen abgesehen habe. Das sei «statutarisch ausgeschlossen.» Der Konflikt blockiere Nachfolgelösungen.

Regula Pfeifer

Der St. Galler Bischof Markus Büchel ärgert sich über das «inszenierte und aggressive Vorgehen» der IG Wonnenstein. Dies geht aus dem aktuellen Interview mit dem «Appenzeller Volksfreund» hervor. Die IG habe eine «inakzeptabel» Richtung eingeschlagen. Sie sei nicht guten Willens, sondern sei «ohne Rücksicht bereit zu verletzen».

Die Interessengemeinschaft vertritt nach eigener Aussage die Anliegen der letzten verbliebenen Kapuzinerin im Kloster Maria Wonnenstein, Schwester Scholastika. Das Kloster liegt bei Teufen, in einer Exklave des Kantons Appenzell Innerrhoden.

Bischof Markus Büchel vom Bistum St. Gallen
Bischof Markus Büchel vom Bistum St. Gallen

Erfolglose Gespräche mit IG

Der St. Galler Bischof sagt, er habe mehrere Gespräche mit dem Exponenten der IG, Sepp Moser, geführt. Diese hätten aber zu «keinem Ziel» geführt. Deshalb wünscht der Bischof keine weiteren Gespräche mit dem ehemaligen Innerrhoder Regierungsrat mehr. Neben Sepp Moser ist auch Giuseppe Gracia, ehemaliger Sprecher des Bistums Chur, in der IG engagiert.

Dem Verein Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein gehören Altherren der Studentenverbindung Bodania an, ein Vertreter des Bistums sowie Schwester Scholastika. Gegen den Verein hatte die neu gegründete IG Wonnenstein an einer Versammlung im letzten Dezember mehrere Vorwürfe erhoben.

Anlass der IG Wonnenstein, Dezember 2022
Anlass der IG Wonnenstein, Dezember 2022

Kein «Männerbund»

Unter anderem kritisierte sie die Verwaltung des Klosters durch einen Verein. Damit hätten dessen Mitglieder leicht persönlichen Zugriff auf das Klostervermögen, so der Vorwurf. Dem widerspricht Markus Büchel im «Appenzeller Volksfreund»: «Das ist statutarisch ausgeschlossen.» Auch bei einer allfälligen Auflösung des Vereins wäre keinerlei persönliche Bereicherung einzelner Mitglieder möglich.

Den Vorwurf des «Männerbundes» lässt der Bischof im Interview ebenfalls nicht gelten. Es gehe hier nicht um einen Kampf der Geschlechter. Denn nicht nur der Verein, sondern auch die IG sei von Männern geleitet. Letztere gebe an, die Interessen der letzten im Kloster verbliebenen Schwester Scholastica zu vertreten. «Ich hoffe einfach sehr, dass Schwester Scholastika nicht instrumentalisiert wird», sagt Bischof Büchel.

Viele Engagierte für Klostererhalt

Der St. Galler betont im Interview den grossen Einsatz der Mitglieder des Vereins Kloster Maria Wonnenstein – insbesondere die ehrenamtliche Arbeit des Vorstands. Die Mitgliederbeiträge von 40’000 Franken pro Jahr seien für den Unterhalt der Klostergebäude unabdingbar. Und zusätzliche Spenden hätten die Sanierung der Klosterkirche erst ermöglicht.

Kloster Wonnenstein
Kloster Wonnenstein

«Die Schwestern fühlten sich von Verwaltung und Unterhalt ihres Klosters überfordert.»

Bischof Markus Büchel

Auch zum Vorwurf, die betagten Schwestern seien 2014 zur Vereinsgründung überredet worden, äussert sich der Bischof. «Die Schwestern fühlten sich von Verwaltung und Unterhalt ihres Klosters überfordert, das hatten sie selbst so mitgeteilt.» Deshalb fanden laut Markus Büchel mehrere Gespräche mit ihnen statt. Schliesslich seien die Schwestern froh gewesen, dass der Verein ihnen diese Arbeit abgenommen habe.

«Erst als die anderen Schwestern gestorben waren, begann Schwester Scholastika zu erzählen, sie seien übers Ohr gehauen worden, sie seien zu wenig informiert und enteignet worden», fügt der Bischof an.

Schwester kann nicht allein als Gemeinschaft leben

Markus Büchel verlangt von Schwester Scholastika, aus dem Kloster auszuziehen. Seine Begründung bringt er auch im neusten Interview auf den Punkt: «Eine Schwester mit Klostergelübde kann nicht allein als Gemeinschaft leben, so sieht es das Kirchenrecht und so sind die Ordensregeln.» Auch sei es höchst unwahrscheinlich, dass eine neue Gemeinschaft interessiert wäre, sie aufzunehmen.

Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein.
Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein.

Folgen einer Corona-Erkrankung

Der St. Galler Bischof erzählt zudem über Schwester Scholastika: Nach einer Corona-Erkrankung habe sie eine Genesung in einer Reha oder einem betreuten Wohnen ausgeschlagen. Besorgte Freiwillige hätten sich an ihn gewandt. «Da musste ich meine Verantwortung an die Kesb abgeben.» Inzwischen ist Schwester Scholastika genesen und wohnt wieder im Kloster. Die Kesb ist nicht mehr involviert, wie kath.ch aus gut informierter Quelle weiss.

Die Zukunft des ehemaligen Kapuzinerinnenklosters erhofft sich der Bischof so: «Ziel ist die Ansiedlung einer neuen geistlichen Gemeinschaft in einer wirtschaftlich sich selbst tragenden Klosterstruktur.» Aufgrund der Bauten wäre seiner Ansicht nach eine kontemplative Frauengemeinschaft ideal. «Das ist schwierig, aber nicht chancenlos», so der St. Galler Bischof. (korrigiert, 16.4.23, 13.45 Uhr)


Schwester Scholastika, die letzte Schwester im Kloster Wonnenstein. | © Daniel Ammann
15. April 2023 | 12:37
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!