Kloster Wonnenstein.
Schweiz

Bistum St. Gallen: Vatikan fordert keine Stiftung fürs Kloster Wonnenstein

Die Interessengemeinschaft «Das Kloster Wonnenstein gehört den Frauen» hält den Konflikt um das Kloster am Köcheln: In einem offenen Brief an den St. Galler Bischof schreibt sie, dass Nuntius Martin Krebs eine «gemeinsame Lösung» möchte – doch Wonnenstein liegt nicht in seinem Zuständigkeitsbereich. Zudem heisst es, dass der Vatikan die Überführung in eine Stiftung bevorzuge. Das Bistum kontert: «Das stimmt so nicht.»

Barbara Ludwig

Die Interessengemeinschaft «Das Kloster Wonnenstein gehört den Frauen» (IG Wonnenstein) kämpft seit Monaten gegen den Verein Kloster Wonnenstein. Diesen gründeten 2014 die Schwestern des Kapuzinerinnenklosters Wonnenstein unter der Leitung des Bischofs von St. Gallen und mit Genehmigung des Kantons Appenzell Innerrhoden. Ziel des Vereins ist der Erhalt des Klosters und die Ansiedlung einer neuen Frauengemeinschaft. Auch die IG Wonnenstein hat sich den Erhalt des Klosters auf ihre Fahnen geschrieben, stellt aber den Verein in Frage.

Klosterkirche Wonnenstein in Niederteufen AI.
Klosterkirche Wonnenstein in Niederteufen AI.

In einem offenen Brief vom 11. April an den St. Galler Bischof Markus Büchel heisst es, das Kloster und sein Vermögen müssten in eine kirchliche Stiftung überführt werden. «Sie wissen, Herr Bischof, dass der Apostolische Stuhl eine solche Lösung bevorzugt, denn ein weltlicher Verein kann seine Statuten schon morgen ändern und ohne kirchliche Kontrolle und Aufsichtsorgan handeln.»

Kein Zwang zur Umwandlung in Stiftung

Die Kommunikationsbeauftragte des Bistums St. Gallen Sabine Rüthemann teilt auf Anfrage mit: «Das stimmt so nicht.» Vielmehr habe die Ordenskongregation in einem Brief geschrieben: «Die Umwandlung des Vereins kann eine sinnvolle Alternative sein, daher bitten wir den Bischof, dass er ein Treffen organisiert. Der Vorschlag, eine Stiftung zu errichten, kann prüfenswert sein.»

Rüthemann stellt weiter klar, dass die Statuten des Vereins «nicht ohne Zustimmung des Bischofs» geändert werden könnten. Die «unterschwelligen Unterstellungen», Vereinsmitglieder würden sich Land oder Klostervermögen aneignen können, seien falsch. «Es besteht laut Vereinsstatuten kein Anspruch der Mitglieder, weder auf Vermögen noch auf Immobilien.» Grundbuchliche Verträge müssten zudem durch die Regierung des Kantons Appenzell Innerrhoden genehmigt werden.

Bistum hält an Verein fest

Das Bistum stehe weiterhin hinter der Vereinslösung, schreibt die Kommunikationsbeauftragte und werde dies auch in den bevorstehenden Gesprächen vertreten. Gibt es diese Gespräche, weil die IG Wonnenstein ständig Druck auf das Bistum ausübt? Rüthemann verneint: «Nein, es geht hier vor allem um die Zukunft der letzten Schwester im Kloster.» Gemeint ist Schwester Scholastika. Die 78-Jährige weigert sich, das Kloster zu verlassen und sich einer anderen Gemeinschaft anzuschliessen. Unterstützt wird sie darin von der IG Wonnenstein.

Schwester Scholastika vor dem Kloster Wonnenstein.
Schwester Scholastika vor dem Kloster Wonnenstein.

An den Gesprächen werden laut Sabine Rüthemann Vertreter der Ordenskongregation, des Bistums, des Kantons Appenzell Innerrhoden sowie Schwester Scholastika mit einer von ihr gewählten Begleitung teilnehmen. Nicht dabei sei die IG Wonnenstein. «Für die Ordenskongregation ist die IG kein Ansprechpartner.» Der Zeitpunkt der Gespräche ist noch offen. «Es läuft die Terminabstimmung», so die Kommunikationsbeauftragte.

Der Kanton Appenzell Innerrhoden ist involviert, weil ein Mitglied der Kantonsregierung als sogenannter Kastenvogt für die Vermögensaufsicht des Klosters zuständig ist. Zurzeit ist dies Roland Inauen.

Vorwurf der Gesprächsverweigerung

Die IG Wonnenstein wirft dem Bischof Gesprächsverweigerung vor. Er habe – so schreiben sie in ihrem offenen Brief – sich mit ihr «zu keinem Zeitpunkt» getroffen und sei auf ihre Terminvorschläge nicht eingegangen. Sie fordert Markus Büchel auf, gemeinsam mit ihr eine neue Frauengemeinschaft zu suchen.

Bischof Markus Büchel.
Bischof Markus Büchel.

Das Bistum zweifelt indes am Sinn solcher Gespräche. Denn – entgegen der Aussage im offenen Brief – haben laut Sabine Rüthemann mehrere Gespräche stattgefunden. Mit Sepp Moser, einem Hauptexponenten der IG Wonnenstein. «Nur weil die Resultate dieser Gespräche nicht im Sinne von Sepp Moser waren, haben sie nicht nicht stattgefunden», so Sabine Rüthemann. Nach dem neusten offenen Brief sei es «höchst fragwürdig, ob irgend ein Gespräch mit der IG überhaupt noch sinnvoll ist». Sepp Moser ist ehemaliges Innerrhoder Regierungsmitglied.

IG schreibt dem Nuntius

Die IG Wonnenstein hat gemäss eigenen Angaben dem Nuntius einen Brief zum Thema Wonnenstein geschrieben. Erzbischof Martin Krebs, der Vertreter des Papstes in der Schweiz, habe ihnen auch geantwortet, so die IG Wonnenstein in ihrem offenen Brief. Er habe von einer «gemeinsamen Lösung» gesprochen. «Er möchte, dass wir mit Ihnen, Herr Bischof, diese gemeinsame Lösung suchen und erwartet ein ‘synodales Miteinander und gegenseitiges Zuhören’».

Laut einem Bericht der «Aargauer Zeitung» vom Freitag, antwortete der Nuntius, er sei dafür nicht zuständig, dies sei Sache des Bischofs und der Ordenskongregation. Eine Bestätigung des Antwortschreibens und von dessen Inhalt war auf Anfrage von kath.ch beim Nuntius nicht erhältlich.


Kloster Wonnenstein. | © Daniel Ammann
14. April 2023 | 17:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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