Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.
Schweiz

Bischöfe wollen liturgische Segnungen homosexueller Paare nicht verbieten

Die Schweizer Bischöfe haben das Vatikan-Papier «Fiducia supplicans» begrüsst. Dies hat bei sogenannten lehramtstreuen Katholiken des Vereins «Vera Fides» Verunsicherung ausgelöst. In einem Offenen Brief haben sie nachgefragt, ob liturgische Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare nun «explizit» verboten werden. Die Antwort der Bischöfe lautet: Nein.

Barbara Ludwig

Es bestehe keinen Grund, etwas explizit zu verbieten, schreibt Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). «Denn der Geist von Fiducia supplicans spricht eine andere Sprache – nicht die des Verbots und des Verhinderns, sondern eine Sprache des Ermöglichens.» Die Erklärung des Vatikans führe aus, dass die Kirche ihr Verständnis von Segnungen «erweitert und angereichert» habe.

Mini-Verein lehramtstreuer Katholiken

Mit diesen Worten teilt Felix Gmür auf Anfrage von kath.ch mit, wie die Konferenz den Offenen Brief des Vereins «Vera Fides» beantworten wird. Vera Fides sieht sich als Vertreterin aller Katholiken, die am Lehramt der Kirche festhalten wollen und an eine Zukunft der katholischen Kirche glauben. Seit August vergangenen Jahres ist die Gruppe als Verein organisiert. Nebst dem fünfköpfigen Vorstand gehören ihm vier bis fünf Personen an, wie Gründer und Präsident Davor Novakovic sagt.

Ein Priester segnet ein gleichgeschlechtliches Paar (Symbolbild)
Ein Priester segnet ein gleichgeschlechtliches Paar (Symbolbild)

Die Schweizer Bischöfe haben positiv auf die Erlaubnis aus Rom reagiert, dass katholische Priester neu homosexuelle und unverheiratete Paare segnen dürfen. Die Entscheidung des Dikasteriums für die Glaubenslehre entspreche «dem Wunsch der Schweizer Bischöfe nach einer offenen Kirche, welche Menschen in unterschiedlichen Beziehungssituationen ernst nimmt, achtet und begleitet», liess SBK am 19. Dezember verlauten.

«Nicht mehr sündigen»

Viele lehramtstreue Katholiken seien durch dieses Statement verunsichert worden, schreibt Vera Fides in dem Offenen Brief an die SBK, der am 9. Januar auch per Post an die Konferenz gesandt wurde. Ein Segen dürfe nicht als Bestätigung einer «sündhaften Handlung» verstanden werden. «Alle pastoralen Bemühungen der Kirche müssten schlussendlich das Ziel haben, Menschen zu helfen, nicht mehr zu sündigen», heisst es in dem Brief, der kath.ch vorliegt. Zuerst veröffentlicht wurde der Brief auf dem rechtskatholischen Portal Swiss Cath.

Im Konkubinat lebende heterosexuelle Paare müssten demnach zur kirchlichen Heirat bewegt werden, Und Paare, die aufgrund einer früheren Ehe oder ihrer Gleichgeschlechtlichkeit keine Ehe eingehen können, sollten zur sexuellen Enthaltsamkeit angeleitet werden.

Nur einzeln segnen

Vera Fides hätte es begrüsst, wenn die Schweizer Bischöfe eine Anordnung träfen, wonach Menschen «in irregulären Situationen» nur einzeln gesegnet würden, «dies verbunden mit einem Gebet, welches diese Mitchristen stärkt, den Weg der Umkehr zu wagen». Eine solche Anordnung wollen die Bischöfe indes nicht erlassen.

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Bereits das Dokument «Fiducia supplicans» setzt der neuen Möglichkeit des Segens für homosexuelle und unverheiratete Paare einen engen Rahmen. So betont der Text, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschliessung ausgeschlossen werden müsse. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Vermittlung der Morallehre

Der Verein wollte von der Bischofskonferenz auch erfahren, welche Massnahmen sie plane, um die Bildung der Gläubigen im Bereich der katholischen Morallehre zu fördern? Denn in der Katechese und der Verkündigung werde die Morallehre «sehr selten oder sogar in verfälschter Form den Gläubigen vermittelt», findet Vera Fides.

Hier verweist die SBK laut ihrem Präsidenten Felix Gmür auf die «vielfältigen Möglichkeiten für die Gläubigen, sich in theologischen und biblischen Fragen weiterzubilden». Sie nennt etwa die Fachstellen der Bistümer, Bildungsinstitutionen und theologische Fakultäten. (korr. Anzahl Mitglieder im Vorstand von «Vera Fides», 16.01.2024, bal und Ort der Erstveröffentlichung 18.01.2024 am)


Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. | © Regula Pfeifer
12. Januar 2024 | 12:37
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