Der Hauptpreis der Ökumenischen Jury geht an den iranischen Film "My favourite Cake".
International

Berlinale: Israelkritische Positionen sorgen für Zündstoff

Zum Abschluss der Berlinale hat die Ökumenische Jury den iranischen Film «My Favourite Cake» mit ihrem Hauptpreis ausgezeichnet. Proteste gab es nach der Preisverleihung aufgrund von Pro-Palästina Statements mehrerer Filmemacher auf der Bühne.

Die von den kirchlichen Filmorganisationen Interfilm und SIGNIS berufene Ökumenische Jury an der Berlinale hat den im Iran spielenden Film «My Favourite Cake» mit ihrem Hauptpreis bedacht. Der Film zeige, wie man das Paradies im eigenen Hinterhof erschaffen könne.

Haus der Berliner Festspiele
Haus der Berliner Festspiele

Dazu müsse man ein bisschen lachen, trinken, tanzen und natürlich Kuchen essen. «Zudem aber braucht es eine starke Dosis Widerstand und den Mut, sich über soziale und politische Einschränkungen hinwegzusetzen.»

In der Nebenreihe Panorama verlieh die Jury ihren von der Deutschen Bischofskonferenz mit 2500 Euro dotierten Preis an den norwegischen Film «Sex» von Dag Johan Haugerud. Es handele sich um einen Film über Sex und Gender, obwohl kein Sex gezeigt werde, hiess es. «Die Filmemacher machen sichtbar, wie entscheidend Ehrlichkeit und Intimität für menschliche Beziehungen sind.»

Schweigen als Form des Widerstands

Im Forum verlieh die Jury ihren von der Evangelischen Kirche in Deutschland mit 2500 Euro dotierten Preis an den lettischen Film «Maria’s Silence» von Davis Simanis. Der Schwarz-Weiss-Film erzählt die wahre Geschichte der Stummfilmschauspielerin Maria Leiko, die von Deutschland nach Sowjetrussland reist und 1938 vom Regime im Rahmen einer Säuberungskampagne erschossen wird.

Die Stummfilmschauspielerin Maria Leiko wird 1938 erschossen.
Die Stummfilmschauspielerin Maria Leiko wird 1938 erschossen.

Die Jury würdigte die Wandlung der Hauptfigur, die die Übel des Systems miterlebt und sich schliesslich für das Schweigen als Form des Widerstands gegen die ungeheuerliche Gewalt entscheidet.

Koloniale Raubkunst und Katholisches Kloster

Im offiziellen Wettbewerb gewann der Dokumentarfilm «Dahomey» den Goldenen Bären der Berlinale. In der Koproduktion aus Frankreich, Senegal und Benin begleitet Regisseurin Mati Diop die Rückgabe von 26 kolonialer Raubkunst-Exponaten aus einem Pariser Museum nach Benin, ehemals Dahomey.

Mit dem Preis für die beste Nebenrolle wurde die britische Schauspielerin Emily Watson ausgezeichnet. Sie spielt in dem irisch-belgischen Drama «Small Things Like These» die eiskalte Leiterin eines katholischen Klosters.

Proteste gegen Israelkritik

Die Preisverleihung am Samstagabend im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz sorgte jedoch nicht nur für Glamour, sondern durch israelkritische Positionen auch für Proteste. Als der palästinensische Beitrag «No Other Land» als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde.

Die beiden Regisseure von "No other Land": Yuval Abraham und Basel Adra.
Die beiden Regisseure von "No other Land": Yuval Abraham und Basel Adra.

Der Film dreht sich um die Vertreibung von Palästinensern im Westjordanland. Regisseur Basel Adra sagte in seiner Dankesrede: «Es ist für mich sehr schwer zu feiern, wenn Zehntausende meines Volkes in Gaza gerade durch Israel abgeschlachtet werden.»

«Apartheid» im Westjordanland

Zudem richtete er den Appell an Deutschland, keine weiteren Waffen an Israel zu liefern. Dafür erhielt er Applaus aus dem Publikum. Sein Co-Regisseur, der israelische Journalist Yuval Abraham, sprach von «Apartheid» im Westjordanland.

Regisseur Ben Russell trug ein Palästinensertuch.
Regisseur Ben Russell trug ein Palästinensertuch.

Als später bei der Preisverleihung in einer anderen Kategorie der Dokumentarfilm «Direct Action» ausgezeichnet wurde, trug Regisseur Ben Russell ein Palästinensertuch. In seiner Dankesrede forderte er einen Waffenstillstand und erklärte: «Natürlich sind wir gegen den Genozid. Wir stehen in Solidarität mit all unseren Kameraden.» Hierfür gab es ebenfalls Applaus.

Berlin steht fest auf der Seite Israels

Dies führte zu einer breiten Kritik aus den Reihen der Ampel-Koalition und der Opposition. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) forderte laut eines Berichts des «rbb» Massnahmen der neuen Berlinale-Festivalleitung, um Relativierungen in Bezug auf Israel zu verhindern.

Chanukka-Leuchter und Weihnachtsbaum am Brandenburger Tor.
Chanukka-Leuchter und Weihnachtsbaum am Brandenburger Tor.

«Berlin hat eine klare Haltung, wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht. Das bedeutet auch, dass Berlin fest auf der Seite Israels steht», schrieb Wegner.

«Die volle Verantwortung für das tiefe Leid in Israel und dem Gazastreifen liegt bei der Hamas. Sie hat es in der Hand, dieses Leid zu beenden, indem sie alle Geiseln freilässt und die Waffen niederlegt», so der Regierende Bürgermeister. (kna)

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Der Hauptpreis der Ökumenischen Jury geht an den iranischen Film «My favourite Cake». | © Hamid Janipour
26. Februar 2024 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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