István Szabó (r.) bei Dreharbeiten zum Film «Abschlussbericht».
Schweiz

50 Jahre Ökumenische Jury am Locarno Film Festival

Vor genau 50 Jahren gab es die erste Ökumenische Jury von Locarno. Das Filmfestival und die Kirchen haben ein lange Tradition der Zusammenarbeit. Locarno eröffnet am 2. August die Leinwand auf der Piazza Grande. Zum Jubiläum gibt es einen Ehrenpreis für den ungarischen Regisseur István Szabó. Die Jury startet mit der Sichtung des Wettbewerbs.

Der ungarische Regisseur István Szabó kehrt zurück nach Locarno mit seinem neusten Film «Abschlussbericht» (Final Report, 2020). Er wird seinen Film als Europäische Premiere am Filmfestival persönlich präsentieren.

«Wir freuen uns ausserordentlich, dass der Ökumenische Preisträger von 1974 zu uns nach Locarno kommt», sagt Charles Martig, der Festivaldelegierte von SIGNIS Schweiz. «Der Ehrenpreis geht an István Szabó, einem der wichtigsten Regisseure des osteuropäischen Kinos», begründet Martig den Ehrenpreis.

Landarzt trifft auf Korruption und Kaltherzigkeit

Das Ultraschallbild eines Herzens eröffnet den Film «Abschlussbericht» (Final Report, 2020) des ungarischen Altmeisters István Szabó. Dr. Ivan Stephanus ist ein sehr engagierter Arzt in Budapest. Als guter Mensch von Budapest wird er aber mit dem Ende seiner Karriere konfrontiert. Sein Spital wird geschlossen. Er zieht aufs Land, wo er die verwaiste Arztpraxis seines Vaters übernimmt. Als Landarzt trifft er auf verstockte Menschen, Korruption und Kaltherzigkeit. Trotzdem glaubt Dr. Stephanus weiterhin an das Gute im Menschen.

Die Piazza Grande in Locarno beim Filmfestival.
Die Piazza Grande in Locarno beim Filmfestival.

Mit «Abschlussbericht» beleuchtet Szabó den Status quo der ungarischen Gesellschaft anhand der Geschichte eines engagierten Arztes (Klaus Maria Brandauer). Er steht stellvertretend für diejenigen, die sich beständig für das Gute in der Welt einsetzen, auch wenn dies bisweilen einem Kampf gegen Windmühlen gleicht.

Erste Jury im Jahr 1973 war wegweisend

Erstmals gab es im Jahr 1973 eine Ökumenische Jury an einem internationalen Filmfestival. Locarno ist also das erste Festival, das die christlichen Filmorganisationen in einer Jury zusammenführte. Seitdem werden die Preise von SIGNIS und INTERFILM gemeinsam vergeben. Die 50-jährige Tradition wurde einzig durch das Pandemiejahr 2020 unterbrochen. Die Ökumenische Jury ist jedoch dem Locarno Film Festival treu geblieben.

Jury begutachtet 17 Filme

Das Locarno Film Festival findet vom 2. bis 12. August statt. Die Ökumenische Jury besteht dieses Jahr aus Petra Bahr (Präsidentin, Deutschland), Micah Bucey (USA), Marie-Therese Mäder (Schweiz) und Joachim Valentin (Deutschland). Gemeinsam bilden die vier Filmexpertinnen und -experten die 50. Ökumenische Jury. Sie begutachten die 17 Filme im Internationalen Wettbewerb des Programms.

Marie-Therese Mäder.
Marie-Therese Mäder.

Podium mit Szabó über Film und Spiritualität

István Szabó nimmt an einem öffentlichen Podium in Locarno teil. Er diskutiert am 10. August um 10.30 Uhr im Spazio Cinema in Locarno mit den Jurymitgliedern Marie-Therese Mäder und Joachim Valentin zum Thema: «István Szábo über Film, Kultur und Spiritualität – 50 Jahre Ökumenische Jury in Locarno». Die Moderation des Podiums übernimmt Ingrid Glatz, die eine Expertin des ungarischen Films ist.

«Mit dem Podium in Locarno gibt es die Möglichkeit, István Szabó als Regisseur und als Mensch kennenzulernen», sagt Ingrid Glatz. «Der ungarische Film ist eine Schatztruhe, die es zu öffnen gilt», begründet Glatz ihr Engagement für das ungarische Kino. (cm)


István Szabó (r.) bei Dreharbeiten zum Film «Abschlussbericht». | © Film Street / Filmkontroll
2. August 2023 | 16:59
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!