Protest-Gebet an Freiburger Pride
Schweiz

Bei der Freiburger Pride-Parade waren Katholiken auf beiden Seiten der Barriere

Freiburg, 25.6.16 (kath.ch) Anlässlich der Pride-Parade in Freiburg genehmigten die Behörden zwei Kundgebungen. Neben den Homo-Organisationen durfte auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. in den Strassen der Stadt Präsenz zeigen. Die Polizei schützte die Betenden vor allzu aufdringlichen Provokationen von Seiten der Pride-Teilnehmer.

Georges Scherrer

«Wir wollen ein Gegengewicht geben zur Kundgebung, dieser Pride. Wir wollen Zeugnis abgeben für die Gebote Gottes und zeigen, dass es Menschen gibt, die nicht einverstanden sind mit dem», sagte gegenüber kath.ch Pater Pascal Schreiber von der Priesterbruderschaft St. Pius X., die von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet wurde. Aufgerufen zu diesem Gebet hatte der Schweizer Distrikt der Bruderschaft. Gegen fünfzig Personen unterstützten die Priester in ihrem Gebet. Sie sangen den Rosenkranz in Lateinisch und Französisch, während die Pride rund zwanzig Meter von ihnen entfernt vorbeizog.

Mehrmals traten Teilnehmer aus der Parade an die betende Gruppe heran. Die Polizei schaute darauf, dass die Betenden nicht zu stark behelligt wurden. Schreiber erklärte zur Pride: «Der heilige Augustinus sagte: Hasse die Sünde, liebe den Sünder. Uns geht es nicht um diese Menschen, sondern um die Sache, die sie propagieren. Objektiv verstossen sie gegen die Gebote Gottes, und da sind wir dagegen.»

Über einen Homosexuellen hat Papst Franziskus vor drei Jahren gesagt: «Wer bin ich, ihn zu verurteilen.» Diesen Satz würde Pater Schreiber nicht unterzeichnen. Der Satz sei umstritten, erklärte der Priester gegenüber kath.ch. Die Leute hätten diesen nicht richtig verstanden. «Der Papst ist der oberste Katholik und es geht nicht darum, die Leute zu richten, sondern die Sache.»

«Christ und Homo»

Katholiken befanden sich aber nicht nur unter den Teilnehmern am Gebet, sondern an der Pride selber. Eine Gruppe bekannte sich als Christen zu gelebter Homosexualität. Unter ihnen Daniel Sierro aus dem Wallis. Er führte an der Pride ein Plakat mit, auf dem es hiess: «Christ und Homo? Wir sind beides.» Er wolle zeigen, «dass Gott uns liebt, wie wir sind», sagte er gegenüber kath.ch.

Er habe vor einiger Zeit wieder zu Gott gefunden. Er habe sich trotzdem als schwul geoutet und sei zur Kirche zurückgekehrt. Er besuche nun Gottesdienste. «Ich habe meine Homosexualität versteckt. Ich will mich nun nicht als Christ und Katholik verstecken.» Die Parade in Freiburg biete ihm die Möglichkeit, auf die Strasse zu gehen «mit dem Plakat, das mich als Christ und Homo auszeichnet. Ich bin glücklich darüber, dass sich diese Gelegenheit bietet», erklärte er gegenüber kath.ch.

Subtile Annäherung

Frohen Mutes schaut er auf die Entwicklung der katholischen Kirche. Die Kirche wende «sich uns langsam auf eine subtile Weise zu». Hinter den Worten von Papst Franziskus stecke eine Botschaft. Der Weg für verschiedene Interpretation sei geöffnet. Eile sei aber nicht angesagt. «Ich finde nicht, dass der Papst klarer reden sollte. Man muss in kleinen Schritten und sachte vorgehen. Die Dinge ändern sich auf diese Weise langsam», ist der Walliser überzeugt.

Die Pride in Freiburg wandte sich gegen Diskriminierung, Gewalt und Homophobie und forderte Gleichberechtigung für Homosexuelle. Rund 3000 Personen nahmen gemäss Behörden an ihr teil. Begonnen wurde die Pride mit einer Schweigeminute für die Opfer des Attentats auf einen Schwulenclub in Orlando (USA), bei dem rund 50 Menschen ums Leben kamen. (gs)

Protest-Gebet an Freiburger Pride | © 2016 Georges Scherrer
25. Juni 2016 | 19:25
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