Schwester Antonia soll mit Autos handeln und kauft Immobilien
Schweiz

Autos und Immobilien: Frauenkloster betreibt lukrative Firma

2013 hat sich ein rumänisch-orthodoxes Kloster im Greyerzerland niedergelassen. Die Gemeinschaft soll ein globales Auto- und Immobilienunternehmen führen. Im Dorf kaufen die Ordensfrauen Immobilien auf.

Les Sciernes-d’Albeuve ist ein kleines Bergdorf im Distrikt Greyerz des Kantons Freiburg. In dem Ort, elf Kilometer südlich von Bulle, gründete Schwester Antonia 2013 ein rumänisch-orthodoxes Kloster. Das berichtete der Zürcher «Tages-Anzeiger» am Mittwoch. In die Schweiz entsandt hatte sie Iosif Pop, der Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche für West- und Südeuropa. Das Kloster heisst «Monastère de la Protection de la Mère de Dieu», zu Deutsch «Kloster zum Schutz der Mutter Gottes». Rund ein Dutzend Frauen wohnen in dem Kloster.

Äbtissin als Direktorin

Laut Recherchen der Zeitung taucht Schwester Antonia unter ihrem bürgerlichen Namen in den Handelsregistern der Schweiz und Frankreichs auf. So hat die Äbtissin des Klosters die BCCH Group Switzerland AG ab Juli 2019 als Direktorin mit Einzelunterschrift geführt. Die Firma ist in den Bereichen Autohandel und Immobilien in ganz Europa und Asien tätig, wie die Firmenwebseite zeigt.

Im Handelsregister wurde die Firmenadresse nach der Gründung direkt beim Kloster eingetragen. Das Kloster selbst sei ein Verein, der wie alle Klöster im Kanton Freiburg steuerbefreit ist, so die Zeitung. 100’000 Franken sind als Aktienkapital deklariert.

Filialen in mehreren Ländern

Die BCCH Group hat dem Bericht zufolge weitere Filialen, eine in Frankreich, in Rumänien und in London. In Rumänien seien die Geschäftszahlen des Unternehmens öffentlich einsehbar: 2022 soll die BCCH Group Switzerland AG einen Umsatz von über 36 Millionen Lei deklariert haben, was knapp 7 Millionen Franken entspreche.

Ende 2023 sei der Name von Äbtissin Antonia als BCCH-Verwalterin mit Einzelunterschrift aus dem Handelsregister gestrichen worden, schreibt die Zeitung. Gegenüber dem Medium will sich die Äbtissin nicht zur BCCH Group Switzerland AG äussern.

Das Dorf Les Sciernes ob Albeuve mit der Chapelle de l'Ermitage.
Das Dorf Les Sciernes ob Albeuve mit der Chapelle de l'Ermitage.

Die Verbindung des Unternehmens zum Kloster bestehe jedoch nach wie vor. Die Firmenadresse befinde sich heute bei einem Holzchalet in Les Sciernes-d’Albeuve, das einem Genfer Ehepaar gehöre und auf dessen Briefkasten die Nachnamen zweier Rumänen stehen. In einem Fall handelt es sich demnach um eine Frau, die gemäss Handelsregister in den Leitungsgremien sämtlicher BCCH-Unternehmen sitzt. Beim Klingeln an der Tür des Chalets, so die Zeitung, hätten dann aber zwei Ordensfrauen geöffnet und gesagt, die Bewohner seien verreist.

Immobilien im Dorf gekauft

Unterdesssen hat das Kloster begonnen, im Dorf Immobilien zu kaufen. Ein kleines Bauerngut und ein ehemaliges anthroposophisches Zentrum, das aktuell umgebaut wird. In einem Youtube-Video über den Kauf des Zentrums erklärt die Äbtisstin dem Bericht zufolge, durch Freunde des Klosters und viele Spender seien innerhalb von sieben bis acht Monaten 1,6 Millionen Franken zusammengekommen. Zudem habe ein Bank einen Kredit über eine halbe Million Franken gegeben.

Ein angeblicher Reichtum der orthodoxen Kirche in Rumänien wird offenbar kritisch betrachtet. So sagt Daniel Ursprung, Osteuropahistoriker der Universität Zürich, gegenüber der Zeitung, dass in Rumänien kirchenkritische Kreise regelmässig den Vorwurf erheben, die orthodoxe Kirche häufe grosse Vermögen an. (bal)


Schwester Antonia soll mit Autos handeln und kauft Immobilien | © Screenshot YouTube
10. Februar 2024 | 17:29
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