Aus Marco wurde Mauritius: Zum Namenstag gibt’s im Kloster Einsiedeln den Ehrenwein
Kaiser Diokletian befiehlt seinen Soldaten, gegen die Christen vorgehen. Doch die Soldaten sind selbst Christen und weigern sich. Einer von ihnen ist der Heilige Mauritius, der Namenspatron des Einsiedler Paters Mauritius Honegger. Zum Namenstag gibt’s einen Ehrenwein.
Raphael Rauch
Wie ist Ihr Taufname?
Pater Mauritius Honegger: Marco.
Wer hat entschieden, dass Ihr Ordensname Mauritius wird?
Honegger: Der damalige Abt Martin Werlen und ich haben das gemeinsam besprochen.
Gefällt Ihnen Ihr Name – und warum?
Honegger: Ja, der Name gefällt mir, weil er mit M beginnt wie mein Taufname.
Haben Sie einen Spitznamen?
Honegger: Nein.
Wie hätten Sie geheissen, wenn Sie ein Mädchen geworden wären?
Honegger: Das weiss ich nicht.
Mauritius stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie: »der aus Mauretanien» oder «der Mohr». Wie finden Sie diese Bedeutung?
Honegger: Ich denke, das ist eine plausible Erklärung. Die Menschen hatten ihn in Erinnerung, wie er war: Er kam aus Afrika.
«Nomen est omen» – was bedeutet das mit Blick auf Ihren Namen?
Honegger: Ich sehe da keinen direkten Zusammenhang.
Die Bezeichnung «Mohr» gilt heute als rassistisch – und wird daher aus dem Wortschatz gestrichen. Der «Mohrenkopf» heisst heute «Schaumkuss». Wie finden Sie das?
Honegger: Mohr ist ein altertümliches Wort und praktisch aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verschwunden. Ich selbst verwende es eigentlich nicht. Ich denke nicht, dass der Name damals im 3. Jahrhundert rassistisch gemeint war.
Waren Sie mal Sternsinger und haben sich schwarz anmalen lassen?
Honegger: Nein, dieser Brauch war bei uns nicht verbreitet.
Was verbinden Sie mit dem Heiligen Mauritius?
Honegger: Der Heilige Mauritius ist seit dem 10. Jahrhundert Patron der Klosterkirche von Einsiedeln. Er hat in unserem Kloster eine lange Tradition.
Hätten Sie sich auch vorstellen können, im Kloster in St-Maurice einzutreten?
Honegger: Nein, auf diese Idee bin ich nicht gekommen.
Wie feiern Sie im Kloster den Namenstag?
Honegger: Weil der Heilige Mauritius unser Kirchenpatron ist, feiern wir das in der Liturgie als Hochfest. Charakteristisch sind die sehr langen lateinischen Antiphonen in der Vesper. An diesem Tag beten wir in besonderer Weise auch für die lebenden und verstorbenen Chorherren von St-Maurice. Zwischen St-Maurice und Einsiedeln besteht nämlich eine jahrhundertealte Gebetsverbrüderung. Beim Mittagessen gibt es zur Feier des Tages Dessert und den sogenannten Ehrenwein.
Ehrenwein – das klingt fein!
Honegger: Der Ehrenwein kommt an hohen Feiertagen auf den Tisch und ist von besonderer Qualität. Es ist keine bestimmte Weinsorte, sondern der Kellerbruder sorgt für eine gewisse Abwechslung. Nicht immer, aber ab und zu ist es ein Wein aus eigener Produktion, von unseren Rebbergen in Freienbach, auf der Insel Ufnau oder vom Kloster Fahr.
* Pater Mauritius Honegger (38) ist in Wollerau SZ aufgewachsen. «Die Patronin der dortigen Pfarrkirche ist die Heilige Verena, die ja auch zum Kreis der Thebäischen Legion gehört», sagt Pater Mauritius zu kath.ch. «Auf dem Hochaltar stehen die Statuen der Heiligen Verena und des Heiligen Mauritius. Über meinen Namenspatron gibt es also auch einen Link zu meiner Heimatpfarrei.»
Pater Mauritius Honegger besuchte die Stiftsschule Einsiedeln und absolvierte das Philosophie- und Theologiestudium an der Theologischen Schule des Klosters. Ein Ausbildungsjahr führte ihn an die «School of Theology» des Tochterklosters Saint Meinrad Archabbey in Indiana (USA). Anschliessend war er für bibelwissenschaftliche Studien in Jerusalem, Tübingen und Rom.
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