Jean-Pierre Roth, Präsident der Kasernenstiftung, in Solothurn
Schweiz

Auf der Suche nach Geld für den Kasernenneubau der Schweizergarde

Die Stiftung für die Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde hat am Samstag in Solothurn potentielle Mitglieder des Patronatskomitees über den Neubau der Kaserne im Vatikan informiert. Ein Kampagnenexperte hob die Bedeutung des persönlichen Kontakts bei der Suche nach Spendern hervor.

Vera Rüttimann

Die Kaserne der Schweizergarde entstand im 19. Jahrhundert. Seither wurden kaum Erneuerungen durchgeführt. Das hat Folgen: Das Untergeschoss wurde bei starkem Regen immer öfter überschwemmt. Aufsteigende Feuchtigkeit in den Räumen sorgt für grosse Probleme. An manchen Orten bröckelt der Gips merklich. In den Gängen und Zimmern ist es eng und stickig. Wenn die päpstliche Schutztruppe, wie  Gardekommandant Christoph Graf ankündigte, 2020 einen Sollbestand von 135 Mann erreichen wird, werde es eng in der Kaserne. Jetzt, wo Gardisten nach fünf Dienstjahren heiraten dürfen, kommen wohl auch mehr Kinder dazu.

Einig waren sich alle Anwesenden im Alten Zeughaus in Solothurn, wo die Veranstaltung stattfand: Beim Neubau der Kaserne besteht dringend Handlungsbedarf. Bei der Info-Veranstaltung für das jetzt zu bildende Patronatskomitee begrüsste Jean-Pierre Roth, Präsident der Kasernenstiftung, denn auch besonders Personen aus Wirtschaft und Politik. Sie sollen durch ihr Beziehungsnetz Türöffner sein für potentielle Spender. Alt Bundesrätin Doris Leuthard, Präsidentin des Patronatskomitees, die zu diesem Anlass geladen hatte, war wegen einer starken Erkältung verhindert.

Einzelzimmer mit Bad für Gardisten

Der Neubau der Gardekaserne soll vom Tessiner Architekturbüro Durisch + Nolli realisiert werden. Architekt Aldo Nolli präsentierte an der Versammlung den Ist-Zustand des Gebäudes sowie Pläne und Visualisierungen, die veranschaulichen, wie die neue Kaserne dereinst aussehen könnte.

Aldo Nolli vom Tessiner Architekturbüro Durisch + Nolli informiert über den Neubau der Kaserne.
Aldo Nolli vom Tessiner Architekturbüro Durisch + Nolli informiert über den Neubau der Kaserne.

In einer ersten Phase wurden die Bedürfnisse abgeklärt in Zusammenarbeit mit der Garde. So sollen neu Einzelzimmer mit Bad für die Gardisten entstehen. Es soll Einzimmerstudios für Unteroffiziere sowie mehr Rückzugsräume und Wohnungen für die Familien geben. Gemeinschaftsräume sollen zudem multifunktional genutzt werden können. Das Gebäude soll erdbebensicher sein und ein besseres Raumklima aufweisen. Drei grosse Lichthöfe sollen die neue Kaserne strukturieren.

Nolli informierte auch über einige Neuerungen der besonderen Art beim geplanten Neubau. Der heutige Ehrenhof war einst ein Stück des Frankenwegs, eines Pilgerwegs, der von Canterbury nach Rom führte. Die Zugänge zum Ehrenhof sollen über eine Pforte neu wieder geöffnet werden können.

Ökologisch und nachhaltig

Geplant ist zudem ein Wasserauffangbecken in der Kaserne, damit bei den vermehrt vorkommenden Gewittern der Rückstau des Wassers aus der veralteten Römer Kanalisation nicht in den Keller dringt. Auf den Dächern der Kaserne sind integrierte Photovoltaik-Lösungen angedacht.

Die Machbarkeitsstudie, die das Architekturbüro Durisch + Nolli den Behörden im Vatikan präsentierte, machte klar, dass nur ein Neubau  der Kaserne sinnvoll ist. Benutzt werde dafür derselbe Footprint, so Nolli. Das heisst, das neue Gebäude bleibt im alten Grundriss. Unterstützung erhalten die Bauherren auch von Papst Franziskus. Dessen Enzyklika «Laudato Si» sei, sagte der Architekt, auch Vorbild für den ökologischen und nachhaltigen Ansatz des Baukonzepts.

Abgeschlossen sei jetzt das Vorprojekt. Noch offen sei unter anderem die Gestaltung der Aussenfassade der Kaserne. Nolli betonte abschliessend: «Wir wollen ein beispielhaftes Schweizer Gebäude im Vatikan bauen.»

So könnte der Innenhof der neuen Kaserne aussehen.
So könnte der Innenhof der neuen Kaserne aussehen.

Zusammenarbeit mit Vatikan bei Geldsuche

Stephan  Kuhn, Vizepräsident der Kasernenstiftung, informierte die anwesenden Gäste über die Finanzierung des Bauvorhabens. 55 Millionen müssen beschafft werden, um das Projekt zu realisieren. Der Betrag setzt sich so zusammen: Die neue Kaserne kostet rund 50 Millionen. Das Provisorium für die Garde, in der die Gardisten während der Bauzeit untergebracht sind, kostet um die fünf Millionen.

Die Stiftung ist für die Geldbeschaffung in der Schweiz zuständig. Für die Suche nach Spendengeldern im Ausland wurde ein gemeinsamer Ausschuss mit Vertretern des Vatikans gebildet. Spezialisten des vatikanischen Staatssekretariats und des Governatorates der Vatikanstadt arbeiteten eng mit Vertretern der Stiftung zusammen, so Kuhn.

Kaserne soll 2027 fertig sein

Laut Kuhn ist die Finanzierung in vier verschiedene Phasen unterteilt:  Die erste Phase war die Bedürfnisabklärung und die Machbarkeitsstudie. Die zweite Phase das nun abgeschlossene Vorprojekt. In der Phase drei beginne nun die Spendenkampagne. «Nun folgt eine Detailplanung, die rund zwei Jahre dauern wird», sagte Kuhn. Danach beginne die Bauphase. Die Ziel ist klar: Bis zur 500-Jahrfeier des Sacco die Roma im Jahr 2027 soll der Neubau der Kaserne abgeschlossen sein.

Das Finanzierungskonzept umfasst verschiedene Massnahmen: Dazu gehören neben dem Crowdfunding und Spendenaktionen im In- und Ausland vor allem zahlreiche persönliche Kontakte, welche von einer professionellen Organisation begleitet werden sollen.

Persönlicher Kontakt wichtig

Unterstützt wird  die Finanzierungskampagne von Tonet-Fundraising.  Mario Tonet, Berater der Kasernenstiftung,  betreute bereits 20 grosse Spendenkampagnen. Unter anderem für Kirchen, Klöster und Bildungshäuser. Wie gewinnt man Spender? Wie bringt man eine Kampagne richtig ins Rollen? An der Info-Veranstaltung zeigte Tonet auf, wie die finanziellen Herausforderungen des Kasernenprojektes gemeistert werden können. Er betonte: «Info-Veranstaltungen und Spendenbroschüre sind das eine. Viel wichtiger aber ist der persönliche Kontakt zu Personen, die zur Schweizergarde eine emotionale Beziehung haben.»

Der Marketingexperte sprach von der «guten Energie, vom Glück und dem passenden Moment», damit potentielle Spender überzeugt werden können für ein finanzielles Engagement. Tonet sprach auch über seine Erfahrungen mit erfolgreich abgeschlossenen Kampagnen und machte den Anwesenden Mut: «Für die Umsetzung von Grossprojekten haben wir stets genug Spender gefunden.»

Jean-Pierre Roth, Präsident der Kasernenstiftung, in Solothurn | © Vera Rüttimann
29. September 2019 | 12:33
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