Blick in die Hagia Sophia in Istanbul
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Ankara treibt Umwandlung der Hagia Sophia in Moschee voran

Ankara, 14.4.15 (kath.ch) Aus der Türkei mehren sich die Zeichen, dass Pläne für die Verwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee – wie sie das schon einmal von 1453 bis zu ihrer Säkularisierung 1931 gewesen war – vor der Verwirklichung stehen. Zum ersten Mal seit Erklärung der einst grössten Kirche des Christentums zum areligiösen Museum 1934 durch den türkischen Reformer-Präsidenten Kemal Atatürk wurde in dem im Zentrum von Istanbul gelegenen Kuppelbau am 10. April wieder ein islamischer Gebetsgottesdienst abgehalten.

Bisher waren religiöse Handlungen und Zeichen jeder Religion in seinen Mauern verboten. Daran mussten sich sogar drei Päpste bei ihren Besuchen halten; nur Paul VI. war 1967 das Niederknien zu einem – stillen – Gebet gelungen.

Diesmal betete jedoch der über die Türkei hinaus in der islamischen Welt berühmte Koran-Rezitator Ali Tel aus Ankara laut und lange ganze Suren, dass es in der Hagia Sophia widerhallte. Nach dem Religionsrecht der Scharia ist schon damit die säkularisierte Reichsmoschee der Osmanen wieder als solche eingeweiht, ohne dass noch ein besonderer Umwandlungsbeschluss dazu notwendig ist. Dabei geht es dann nur noch um Durchführungsbestimmungen. Solche werden für den Jahrestag der Eroberung von Konstantinopel am 29. Mai 1453 befürchtet.

Islamisch-christliches Doppelgotteshaus

Den offiziellen Charakter dieses islamischen Gebetsgottesdienstes in der Sophienkirche unterstrich die Teilnahme von Mehmet Görmez. Er ist Direktor des staatlichen Religionsamtes Diyanet. Offizieller Anlass war die Eröffnung einer Ausstellung mit Kalligraphien zu Ehren des Propheten Mohammed an dessen Geburtstag.

Die Tatsache, dass diese «Rückweihung» der Hagia Sophia zur Moschee ausgerechnet am ostkirchlichen Karfreitag stattfand, wird in christlichen Kreisen Istanbuls als besondere Herausforderung betrachtet. Allerdings hat bisher niemand einen Protest gewagt. Es wurde allerdings verlautet, dass bei einer religiösen Revitalisierung des Museums zumindest ein Teil nicht wieder Moschee, sondern wie einst Kirche werden solle. Für die Existenz solcher islamisch-christlicher Doppelgotteshäuser gibt es in der islamischen und osmanischen Geschichte eine Reihe wichtiger Beweise, so in Damaskus oder dem türkischen Diyarbakir. (kna/kap)

Blick in die Hagia Sophia in Istanbul | © Georges Scherrer
14. April 2015 | 11:47
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