Eine christkatholische Diakonin in einem Gottesdienst in Bonn
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Am Kirchenamt für Frauen entscheidet sich die Ökumene

Osnabrück, 10.12.17 (kath.ch) Katholische und evangelische Theologinnen und Theologen haben vor einem Scheitern der Ökumene wegen der Frage des Kirchenamts für Frauen gewarnt. «Das erklärte Ziel der ökumenischen Bewegung, die sichtbare Einheit der Kirchen, ist nicht zu erreichen ohne eine Verständigung über die Präsenz von Frauen in allen kirchlichen Ämtern», heisst es in den am Samstagabend nach einem Kongress veröffentlichten «Osnabrücker Thesen». Die Beteiligung von Frauen gehöre zum Profil der Kirchen der Reformation, wovon auch die ökumenischen Beziehungen geprägt seien.

Aus Sicht der mehr als 120 Kongressteilnehmenden in Osnabrück hat unter anderem die katholische Kirche eine Bringschuld gegenüber Frauen. «Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss», lautet eine weitere These. Es brauche theologische Gründe, wenn «charismatisch begabte Frauen» heute in der Mehrheit der Kirchen «noch immer von der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums ausgeschlossen bleiben».

Vor Gott die gleiche Würde

Vor Gott hätten Mann und Frau die gleiche Würde, so die Wissenschaftler. Zudem überwinde die durch Taufe begründete Zugehörigkeit zu Christus soziale und religiöse Grenzen. Somit stelle sich die Frage, «ob es hinreichend Argumente gibt, den Kreis der möglichen Amtsträger auf Männer zu beschränken». Dazu müsse es eine «göttliche Weisung» für die institutionelle Gestalt der Kirche geben.

Ihre kritischen Fragen an die Kirche wollen die Theologen nicht als vom Zeitgeist geleitet verstanden wissen. Vielmehr seien sie ein «Erweis für die Bereitschaft von Frauen, ihre Berufung zum Dienst an der Verkündigung des Evangeliums» wahrzunehmen.

Geschlechtergerechtigkeit als Prüfstein

Der Kongress «Frauen in kirchlichen Ämtern» hatte am Mittwoch begonnen. Die Teilnehmenden befassten sich mit dem Thema aus biblischer, historischer und kirchenrechtlicher Perspektive. Die «Osnabrücker Thesen» wurden von der Mehrheit der Anwesenden verabschiedet, wie es hiess. Darüber hinaus verpflichteten sich die Teilnehmer, die Geschlechtergerechtigkeit zum «Prüfstein der Glaubwürdigkeit der Verkündigung» zu machen.

Neben der Frauenordination seien «auch andere Formen einer zu wenig sensiblen Gestaltung der Geschlechtergerechtigkeit» zu überwinden, hiess es. In allen «konfessionellen Situationen» solle das Gespräch mit den Verantwortlichen in den Kirchen gesucht werden.

Anfangen beim Diakonat für Frauen

Das Weiheamt in der katholischen Kirche ist in drei Stufen gegliedert: Diakonat, Priestertum, Episkopat. Deshalb gilt etwa das Diakonat der Frau nicht nur seinen Gegnern als Einfallstor für die Priesterweihe von Frauen. Gegen eine solche Verquickung wandte sich die Würzburger Synode in den frühen 1970ern – und forderte zugleich: «Die Zulassungsbedingungen zum Diakonat sollen (…) für Männer und Frauen soweit als möglich angeglichen werden.» (kna)

Eine christkatholische Diakonin in einem Gottesdienst in Bonn | © KNA
10. Dezember 2017 | 17:59
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