Am Ende wird alles gut – ob mit Krawall oder kleinen Monstern
Für viele ist Weihnachten nicht nur Familien-, sondern auch Entspannungszeit. Deshalb passt zu selbstgebackenen Guetsli und Glühwein ein bisschen filmische Besinnlichkeit. Weihnachtsfilme gibt es ja zuhauf – doch nicht überall wo Weihnachten drauf steht, ist auch Weihnachten drin.
Natalie Fritz und Sarah Stutte
Die eigentliche Weihnachtsgeschichte, die Geburt Jesu, spielt – wenn überhaupt – in vielen sogenannt populären Weihnachtsfilmen nur eine marginale Rolle. Häufig dient die winterliche Jahreszeit nur als zeitlicher Rahmen für die Handlung. Das zeigt sich beispielsweise im Action-Thriller «Stirb langsam» (USA 1988).
Ein Polizist rettet Weihnachten
Hier wird der New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis) am Heiligabend an einer Geschäfts-Weihnachtsfeier in einen bewaffneten Überfall verwickelt. Nach zwei Stunden Anspannung gibt es dann doch noch etwas Harmonie – alle Bösen sind dingfest gemacht und es schneit in Los Angeles (!). Halleluja. Das Sequel «Stirb langsam 2», das zwei Jahre später in die Kinos kam, spielt ebenfalls wieder an Weihnachten.
Es zeigt sich, dass auch wenn die Weihnachtsgeschichte nicht im Zentrum steht in vielen erfolgreichen Weihnachtsklassikern hauptsächlich Themen wie Familie, Liebe und Loyalität verhandelt werden. In den allermeisten Fällen kommt es nach allerlei Wirren, manchmal auch Herumgeballere und Hindernissen am Schluss zur Versöhnung in trauter Zweisamkeit oder im Schosse der Familie.
Monstermässige Weihnachten
Das trifft auch auf einen anderen «Weihnachtskultfilm» zu, obwohl die Horrorkomödie «Gremlins» eher ungemütlich beginnt. Durch eine Nachlässigkeit bei der Pflege schlüpfen aus Billys kuscheligem Haustier, einem asiatischen Mogwai namens Gizmo, plötzlich eine Unzahl asozialer kleiner Monster. Die Invasion der anarchischen kleinen Quälgeister fällt auf die Nacht des ersten Weihnachtstags. Auch hier endet der fulminante Spuk damit, dass das Gute über das Böse siegt.
Das grösste Happy End oder Weihnachtsgeschenk wurde aber den Filmemachern beschert: «Gremlins» holte an den Kinokassen mehr als das Elffache des Produktionsbudgets rein. Das niedliche Hauptmonster, der Mogwai Gizmo, wurde zum Merchandise-Volltreffer. Im Weihnachtsgeschäft 1984 dominierten kuschelige Gizmo-Plüschtiere, die sogar singen oder einige Sätze aus dem Film sagen konnten.
Weihnachtiche Kapitalismuskritik mit dem Grinch
Weihnachten stören, das tun auch andere. Dabei wird den Störenfrieden meist früher oder später bewusst, was Weihnachten wirklich bedeutet. «Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke» (USA 1966) ist die erste Filmadaption des Kinderbuchklassikers «Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat» des Autors Dr. Seuss. Hier versucht der einsame Grinch, ein grünes Wesen, das zurückgezogen auf einem Berg lebt, das Weihnachtsfest der Bewohner Whovilles zu sabotieren.
Der miesepetrige Zeitgenosse stiehlt alle Päckchen und Dekorationen, damit niemand mehr Weihnachten feiern kann. Erst da merkt er, dass Weihnachten mehr ist als Glitzer und Geschenke. Obwohl die Kritik am weihnachtlichen Kapitalismus in «Grinch» sehr deutlich ist, tut das seiner Beliebtheit keinen Abbruch.
Bis heute wird der Film jedes Jahr um Weihnachten herum ausgestrahlt, auf der Liste der zehn umsatzstärksten Weihnachtsfilme rangieren zwei jüngere Adaptionen des Grinch auf Platz 1 und 4.
Nächstenliebe will gelernt sein, Mr Skellington!
Im Stop-Motion-Grusical «Tim Burton’s Nightmare Before Christmas» (USA 1993) möchte das Skelett Jack Skellington die Bewohner von Halloween Town dazu bringen, anstelle von Halloween Weihnachten zu feiern. Dazu entführt er den Weihnachtsmann und muss dann selbst in dessen Fussstapfen treten und in der echten Welt Geschenke ausliefern.
Die Parallelen zwischen Jack Skellington und dem Grinch sind offensichtlich und auch beim wesentlich düstereren «Nightmare» wird am Schluss eine Moral von der Geschicht’ präsentiert, die das Wesentliche, die Nächstenliebe, ins Zentrum stellt.
Wer den Kitsch mag…
Einer der Weihnachtsklassiker schlechthin ist die tschechische Aschenputtel-Version «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» (ČSSR, DDR 1973). Auch hier ist die Frage durchaus berechtigt, warum der Fernsehfilm überhaupt ein solcher wurde. Sicherlich, Mann reitet hier behände durchs winterliche Weiss, aber das Grimm’sche Märchen hätte ursprünglich im Sommer spielen sollen. Doch ein bisschen Schnee oder Fischmehl (für die Szenen, die in Dresden gedreht wurden) reichten offenbar, um ein Weihnachtsgefühl zu vermitteln. Zusammen mit der engelsgleichen-Triangel-Titelmelodie, die sich wie das obligate «Oh Tannenbaum» in den Gehörgängen festbeisst.
In Sachen Kitsch oder einer Vorliebe für Männer in seltsamer Kleidung und mit komischen Hüten liegt Aschenbrödel im alljährlichen Film-Festtags-Wahnsinn ganz vorne. Der Prinz ist offenbar auch nicht der hellste – immerhin kann er seine Auserwählte mit dem wirklich sehr durchsichtigen Schleier vor ihrem Gesicht nicht erkennen. Karel Gott bewahre, wollte wenigstens das deutsche Fernsehen nicht auch noch die im Original von der goldenen Stimme aus Prag gesungenen Songtexte und bestand auf der Instrumentalfassung.
Kleiner Mann ganz gross
Zugegeben – der persönliche Weihnachtsfilm-Favorit einer der hier Schreibenden ist auch nicht ganz kitschfrei, aber wenigstens ist das Schauspiel besser.
«Der kleine Lord» basiert auf einem Roman von 1886 und wurde mehrfach verfilmt, doch die UK-Version von 1980 ist die bekannteste und populärste. Dafür sorgte sicher auch der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ARD, der den Film seit 1982 ununterbrochen und jährlich zur Weihnachtszeit im Fernsehen ausstrahlt.
Dem einnehmenden Charme des kleinen Lord Fauntleroy können sich nicht nur die Zuschauerinnen und Zuschauer entziehen, am Ende ist selbst der griesgrämige Grossvater – wunderbar gespielt von Alec Guinness – machtlos dagegen. Auch heute noch ist der Film ein gelungener Appell an Güte und Mitmenschlichkeit.
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