Notker Wolf (links) und Dominique de Bumann
Schweiz

Alt Abt Notker Wolf sprach am Forum christlicher Führungskräfte über Macht

Freiburg, 10.3.18 (kath.ch) Nicht die Machtposition, sondern das richtige Augenmass macht den guten Firmenchef aus. Das sagte der alt Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, am 4. Forum christlicher Führungskräfte am Freitag und Samstag in Freiburg. Das diesjährige Forum mit dem Thema «gewinnen- verlieren» verzeichnete mit 560 Besuchern gemäss der Organisatoren einen Teilnehmerrekord.

Georges Scherrer

Eröffnet wurde das Forum durch den höchsten Schweizer Parlamentarier, Dominique de Bumann. Der Präsident des Nationalrates betonte in seinem Grusswort die Bedeutung der sozialen Partnerschaft. Der «Werte»-Gedanke sei vereinbar mit der Wertschöpfung, solange «man nicht für sich selber arbeitet».

Ihm folgte als Gastreferent jener Mönch, der lange Zeit höchster Benediktiner war: alt Abtprimas Notker Wolf aus der Abtei St. Ottilien bei München. Als Abtprimas habe er keine Macht gehabt, vertraute er seinen Zuhörern an. Seine Aufgabe sei es gewesen, die Einheit des Ordens zu wahren und die Kooperation zwischen den verschiedenen Klöstern sicherzustellen.

«Meine Macht war die Machtlosigkeit», sagte er. Diese Ausgangssituation habe ihn veranlasst, immer gelassen zu bleiben und mit Humor und Selbstironie seine Aufgabe wahrzunehmen. «Damit kommt man weit», so der Mönch aus Deutschland. Von Wirtschaftsführern forderte er Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Authentizität.

Sowohl weltlich wie kirchlich

Bei der Führung eines Geschäfts hätten «Narzissmus und Arroganz» keinen Platz. Das gelte für weltliche und kirchliche Unternehmen. Oder wie er bei einem Mediengespräch am Rande des Forums sagte: «Die Vollmacht verleitet sehr schnell zu Machtmissbrauch.»

«Die Topmanager leben vor, wie man Werte verfallen lässt.»

In mittelständischen Unternehmen sei in der Führungsetage das Verantwortungsbewusstsein noch zu spüren, führte Wolf im Plenarsaal aus. In Grosskonzernen würden die Manager oft «abheben». «Die Topmanager leben vor, wie man Werte verfallen lässt», beklagte Wolf vor seiner Zuhörerschaft.

In seinen Führungspositionen als Abt und Abtprimas sei es immer darum gegangen, das Augenmass zu wahren und die Grenzen zu erkennen. Ihm sei es daran gelegen, «immer durch Kompetenz zu führen und niemals aufgrund der Position», die ihm anvertraut worden sei. Während 39 Jahren war er Abt oder Abtprimas.

Verantwortung übernehmen

Die Worte des alt Abts kamen im Publikum ganz verschieden an. Kath.ch hat herumgehört. Ingeborg Heri, Leiterin von Women & Business by Aglow, schätzte am Referenten, dass er gehorsam war und die ihm anvertraute Verantwortung übernommen habe. Dabei habe er immer aus der Freude heraus agiert und das Positive gesucht, so dass er hinter der Sache stehen konnte, als ob die ihm übergebene Tätigkeit seinem Wunsch entsprochen habe. Die von Wolf angesprochene Verantwortung gegenüber Gott, Familie und Gesellschaft sei wichtig, sagte Heri weiter.

Sie erklärte auf Anfrage auch, was Women & Business by Aglow will. Der Verein setze sich dafür ein, dass Frauen und Männer in der Wirtschaft respektiert werden. Die Wirtschaft müsse erkennen, dass die Person das Wertvollste in einem Unternehmen sei.

Ehrlich auftreten

Heidi Ruetschi ist regelmässige Besucherin des christlichen Forums. Sie arbeitet in einem Unternehmen für Medizin-Technik. «Mich interessieren gerade auch die christlichen Werte in der Geschäftswelt», sagte sie gegenüber kath.ch. Sie sei weniger durch Wolfs Vortrag angetan als vielmehr durch den Referenten selber. Der alt Abtprimas habe nicht sehr viel Neues gesagt. Aber wie er es vorgebracht habe, das habe sie beeindruckt.

»Was er sagte, nimmt man ihm ab. Ich wünsche mir mehr solche Leader in der Welt, wie er es im Kloster ist.» Heidi Ruetschi folge bereits einem Grundsatz des Mönchs: «Führen durch Sein.» Wer Verantwortung trage, müsse zuerst sich selber sein, bemerkte die Dame abschliessend.

Wert und Wahrheit

Samuel Salvisberg nahm ebenfalls an mehreren Foren teil. Er arbeitete in der Direktion einer Hotelfachschule in Lausanne. Als Christ schätze er das Angebot des Forums. Der alt Abtprimas habe kurz und bündig gesprochen und «eine ganz klare Botschaft» vermittelt.

Unternehmer und CEOs sollten als Vorbilder handeln. «Diese Werte, heute spricht man von christlichen Werten – es sind aber Werte, welche die Wahrheit sagen – sollten vielmehr Einfluss haben. ” Denn heute werde viel gelogen.

Kontakte knüpfen

Man muss einen Schritt nach dem anderen immer weiter gehen, sagte Melanie Balsiger in Anspielung auf die Laufbahn des alt Abtprimas. «Mit dem, was uns zugespielt wird, müssen wir arbeiten. Wir erhalten Karten und müssen mit diesen spielen lernen und uns dabei auf Gott verlassen.» Werte und Gewinne gehen nebeneinander her.

Melanie Balsiger arbeitet bei der Heilsarmee im Bereich Arbeit und Integration. Zum Besuch des Forums meinte sie: «Ich bin da, um andere Führungspersonen kennen zu lernen.»

Status als Machtmittel

Macht hängt nicht mit dem Status zusammen. Diesen Gedanken des Benediktiners nimmt Anne-Pascale Posey mit. Der Abtprimas habe aufgrund der Ordensregel nicht sehr viel Macht gehabt, sagte sie. Das habe ihm jedoch den Zugang zu den Leuten erleichtert. Weil er deren Vertrauen gewonnen habe, hätten die Menschen ihn um Ratschläge gebeten. Der Mönch habe durch seine Menschlichkeit auf die Menschen gewirkt und nicht seinen Status als Machtmittel eingesetzt.

Anne-Pascale Posey findet das Forum für christliche Führungskräfte spannend. «Und natürlich ist auch die Buisness-Seite da!». Die junge Frau vertritt am Forum den Startup «Job Mover». Dieser hilft Menschen, die mit einer Stelle nicht zufrieden sind und ihre Kompetenzen nicht richtig einsetzen können, den Beruf zu wechseln. Poseys Motto heisst: «Jesus hat den Menschen auch immer wieder eine neue Chance gegeben.»

Kontakte zur Westschweiz stärken

Das Forum christlicher Führungskräfte fand zum vierten Mal statt und erfreut sich, sieht man die Teilnehmerzahl an, wachsender Beliebtheit. Dieses Jahr wurde es in Freiburg an der Grenze zur Westschweiz durchgeführt. «Wir wollten den Romands entgegenkommen», sagte der operative Leiter des Forums, Roland Frauchiger. Der Anteil der Westschweizer unter den Besuchern betrug gegen 15 Prozent.

Das Forum diene vor allem auch dazu, dass die Teilnehmer das Netzwerk unter christlichen Unternehmern ausbauen könne, dies «wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich». Die Konfession der Teilnehmer werde nicht «abgefragt», so Frauchiger.

Lausanne und Zürich

Wie es mit dem Forum weitergehen soll, habe man sich auch schon überlegt. In Lausanne fand bereits ein «Teil-Forum» statt, das sich auf die Romandie beschränkte. Die gemachten Erfahrungen bestärkten die Organisatoren, im kommenden Jahr ein weiteres «Teil-Forum» in Lausanne zu veranstalten. Für 2020 ist ein «Teil-Forum» in Zürich vorgesehen. Wie es danach weitergeht, werde man sehen, sagte Frauchiger.

Am Freiburger Forum nahmen ein paar Dutzend Aussteller teil. Unter ihnen die Medienhäuser Dornbusch Medien AG, Idea Schweiz und Alpha vision. Verschiedene christliche Partnerschaftsvermittlungbüros und Hilfswerke hatten ihren Stand aufgestellt. Darunter die Gefährdetenhilfe Schweiz oder Mercy Ship Schweiz. Dieses Hilfswerk betreibt Spitalschiffe für die Armen auf den Weltmeeren.

Das katholische Fastenopfer war über die Prospekte am Forum vertreten, welche das evangelische Hilfswerk Brot für alle an seinem Stand zur Fastenkampagne und zur Konzernverantwortungsinitiative ausgelegt hatte.

Notker Wolf (links) und Dominique de Bumann | © Georges Scherrer | © Georges Scherrer
11. März 2018 | 08:47
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