Unterschriftensammlung der Allianz "Es reicht" in Chur
Schweiz

Allianz «Es reicht!» will nach Huonder einen Neuanfang im Bistum Chur

Chur, 11.11.16 (kath.ch) Bischof Huonder muss nächstes Jahr seinen Rücktritt anbieten. Einen neuen Bischof einzusetzen, findet der Theologe Erwin Koller vorerst keine gute Idee. Vorher müsse wieder Frieden einkehren. Das findet auch die Allianz «Es reicht!», die ab heute die Petition startet «Gemeinsam für einen Neuanfang im Bistum Chur».

Francesca Trento

«Nach leidvollen Jahren mit den Bischöfen Wolfgang Haas und Vitus Huonder» dürfe der katholischen Kirche «kein weiteres Mal ein Bischof aufgezwungen und zugemutet werden, der für eine überholte Kirche steht», heisst es in der Petition.

«Brücken bauen, Gräben zuschütten»

Deshalb schlägt die Allianz vor, vorerst keinen neuen Bischof einzusetzen. Sondern einen apostolischen Administrator. Dieser müsste «die Situation im gespaltenen Bistum beruhigen, Brücken bauen, Gräben zuschütten, Vertrauen schaffen», heisst es im Vorstoss weiter. Gegenüber «Schweiz aktuell» (11. November) sprach Erwin Koller, Sprecher der Allianz und Präsident der Herbert-Haag-Stiftung, von einer «Ruhephase, in der man wieder miteinander redet». Somit hätte ein neuer Bischof in zwei bis drei Jahren eine gute Ausgangslage.

Die «leidvollen Jahre» hätten nicht nur die Schweizer Katholiken mit «Lähmung, Bitterkeit und Frustration» geprägt, sondern auch die Reformierten, sagte Koller gegenüber kath.ch. «Ich habe von reformierten Kollegen immer wieder mitbekommen, dass nach einem katholischen ‹Knatsch›, der es in die Medien schaffte, Reformierte aus der Kirche ausgetreten seien.» Das dürfe nicht sein, meint Koller weiter. Denn die «Besetzung des Churer Bischofsstuhls hat direkte Auswirkungen auf die ganze Kirche Schweiz», heisst es in der Petition.

Strassenaktion in Chur

Das Bistum Chur, vor allem die kirchlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, hätten schon zu viel gelitten, so Koller.  Sogar die Bischofskonferenz leide unter einer «inhaltlichen Zerrissenheit», formuliert es die Petition. «Es reicht eben», fasst Koller zusammen.

Mit einer Strassenaktion in Chur startete die Allianz ihre Unterschriftensammlung am Freitag, 11. November. Mit dabei war auch Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF). Zusammen mit Jacqueline Keune, Theologin, und Andreas Heggli, Geschäftsführer der Herbert-Haag-Stiftung, gehört sie zum Koordinationsteam der Allianz. «Es geht um eine Beruhigung im Bistum. Daher sind alle Männer und Frauen, die sich der Kirche noch zugehörig fühlen, direkt betroffen», sagte Curau-Aepli in Chur gegenüber «Schweiz aktuell».

Prominenz aus Kirche und Gesellschaft

Die Petition ist breit abgestützt durch die wichtigsten kirchlichen Reformgruppen, die sich in der Allianz «Es reicht» zusammengeschlossen haben. Zu den 50 Erstunterzeichnenden gehören prominente Persönlichkeiten aus Kirche und Politik wie Walter Kirchschläger, emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Luzern, Leo Karrer, emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Universität Freiburg i.Ü., Simone Curau-Aepli, Präsidentin des SKF und ihre Vorgängerin Rosmarie Koller, Richard Friedli, emeritierter Professor für Religionswissenschaft an der Universität Freiburg und seine Frau Gabriella Loser-Friedli, Präsidenton des Vereins der vom Zölibat betroffenen Frauen (Zöfra), Sepp Reidener, ehemaliger Gassenseelsorger und Ehrendoktor der Universität Luzern, Ingrid Grave, Dominikanerin und ehemalige Fernsehmoderatorin, Pierre Stutz, Theologe und Buchautor. Unterzeichnet haben auch Giusep Nay, ehemaliger Bundesgerichtspräsident, Monika Stocker, ehemalige Nationalrätin sowie Anton Schwinggruber, ehemaliger Luzerner Regierungsrat.

Bis Ende Jahr werden Unterschriften zu Handen des Nuntius gesammelt, welche von diesem dem Papst übergeben werden sollen. Auch der Generalvikar des Bistums Chur für die Urschweiz, Martin Kopp, hatte bereits einen Administrator gefordert. Der Generalvikar für Zürich, Josef Annen, erachtet diese Idee als «überlegenswert». Der Churer Priesterkreis hingegen sieht allein mit Einsetzung eines Administrators keine Garantie für eine Beruhigung im Bistum. (sys)


Unterschriftensammlung der Allianz «Es reicht» in Chur | © zVg
11. November 2016 | 12:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Apostolischer Administrator

Ein Administrator ist ein vom Papst eingesetzter Verwalter eines Bistums. Er führt im Fall eines vakanten Bischofssitzes die Amtsgeschäfte vorübergehend anstelle eines gewählten Bischofs.
Administratoren haben die Rechte und Pflichten eines residierenden Bischofs. In der Regel wird ein solcher Administrator nur aufgrund von speziellen und besonders schwerwiegenden Gründen ernannt. (kathweb.de)