Der Chorraum der Josephskirche in Basel wird von Fachkundigen gereinigt.
Schweiz

«Allahu akbar», 50'000 Franken Schaden: Unbekannter verwüstet Kirchen in Basel

Eine unbekannte Täterschaft hat mehrere Kirchen in Basel verwüstet – zum Teil mit religiösen Botschaften wie «Jesus Christus, Allahu akbar». Bischof Felix Gmür sagt: «Wie gross muss die innere Not sein, wenn ein Mensch zerstört, was anderen heilig ist? Wir müssen Vandalismus auch als Hilfeschreie sehen.»

David Meier

Montags bis samstags gibt es in St. Joseph in Basel eine Anbetung. Diese fällt am Mittwoch aus. Denn Handwerker sind dabei, Spuren eines Vandalenaktes zu beseitigen.

Handwerker entfernen Schmierereien

Eine bislang unbekannte Täterschaft hat sich in der Josephskirche mit weissem Graffitispray verewigt. Sie hätten Erfahrung mit solchen Reinigungen, versichern die beiden Handwerker, und machen sich an die Arbeit.

Zahlen und Wörter ohne Zusammenhang: Die Tat wird einem Verwirrten zugeschrieben.
Zahlen und Wörter ohne Zusammenhang: Die Tat wird einem Verwirrten zugeschrieben.

«Man muss ein Gel auftragen und dieses einwirken lassen», sagt einer der Handwerker, während er den Schriftzug «Jesus Christus, Allahu akbar» entfernt. «Das ist nicht so kompliziert, die Oberflächen sind leicht zu reinigen.» 

Wirre Wörter

Kurze Zeit später erinnert auf den Marmorsäulen nichts mehr daran, dass sie beschmiert worden waren. Auch die Holzverkleidung im Chorraum wird mit den fleissigen Händen der beiden Handwerker wieder sauber.

Ein Handwerker reinigt den Chor der Josephskirche in Basel.
Ein Handwerker reinigt den Chor der Josephskirche in Basel.

Das meiste von dem, was am Mittwoch mit der Reinigung verschwindet, ist nicht zu entschlüsseln. «Wir gehen von einem verwirrten Täter aus», sagt Matthias Schmitz, Kommunikationsverantwortlicher der katholischen Kirche in Basel-Stadt. «Es ist lediglich erkennbar, dass auch religiöse Themen vorkommen. Wir gehen deshalb nicht von einer politisch oder religiös motivierten Tat aus.»

Täterschaft auf freiem Fuss

Bis jetzt ist es nicht gelungen, den Täter oder die Täterin zu stellen. Matthias Schmitz hält aber nichts davon, vor lauter Angst Kirchen abzuschliessen oder diese zu meiden. Auch seien keine weiteren Sicherheitsmassnahmen geplant. Allerdings seien die Angestellten gebeten worden, wachsam zu sein.

Matthias Schmitz, Informationsverantwortlicher des Kirchenrats des Kantons Basel Stadt.
Matthias Schmitz, Informationsverantwortlicher des Kirchenrats des Kantons Basel Stadt.

Bislang sind keine reformierten Kirchen betroffen. «Wir gehen hier von einem Zufall und nicht von Absicht aus», sagt Matthias Schmitz. Die Botschaften sind nicht spezifisch gegen die römisch-katholische Kirche oder ihre Amtsträger gerichtet. 

Heiliggeistkirche am stärksten betroffen

«Die Polizei geht in allen Fällen von der gleichen Täterschaft aus», sagt Matthias Schmitz. «Die Ermittler vermuten, dass die Täterschaft aus der Region kommt, denn die Taten beschränken sich auf den Grossraum Stadt Basel.»

Schmierereien in der Heiliggeistkirche: Auch religiöse Bezüge sind erkennbar.
Schmierereien in der Heiliggeistkirche: Auch religiöse Bezüge sind erkennbar.

Am schlimmsten hat es die Kirche Heiliggeist getroffen. Hier entstand ein grosser Schaden, weil Zahlen und Buchstaben teilweise in den Sandstein eingeritzt wurden. Unzählige Stellen wurden mit schwarzem und rotem Stift bekritzelt. 

Mitleid mit der Täterschaft

Nun muss analysiert werden, wie der Schaden am besten beseitigt wird. Abgesehen von den Graffitis in der Heiliggeistkirche sind die Spuren mit den laufenden Arbeiten in St. Joseph bereits überall wieder aus den Basler Kirchen verschwunden. Matthias Schmitz rechnet mit einem Schaden von über 50’000 Franken.

Felix Gmür ist Bischof von Basel und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.
Felix Gmür ist Bischof von Basel und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.

Die Menschen reagieren unterschiedlich auf die Vorfälle. Es gibt solche, die vor allem traurig sind. Andere haben Mitleid mit dem offensichtlich verwirrten Täter. Während die Handwerker noch dabei sind, die Schriftzüge wegzuwischen, kommt ein aufgebrachter Kirchenbesucher hinzu. «Was machen Sie hier?», fragt er. Als er erkennt, dass Reinigungskräfte am Werk sind, sagt er: «Das geht doch nicht! Das ist eine Kirche!» 

Bischof Felix Gmür: Menschen fühlen sich ausgeschlossen

Der Bischof von Basel, Felix Gmür, teilt kath.ch mit: «Wie gross muss die innere Not sein, wenn ein Mensch zerstört, was anderen heilig ist? Wir müssen Vandalismus auch als Hilfeschreie sehen und uns fragen, wo wir als Kirche und Gesellschaft stehen. Es gibt immer mehr Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen.»


Der Chorraum der Josephskirche in Basel wird von Fachkundigen gereinigt. | © David Meier
17. August 2022 | 17:37
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