Die rigiden Moralvorstellungen des Iran behindern die Ermittlungen der Journalistin Rashimi.
Filmtipp

Alptraum Frauenfeindlichkeit

Im Namen der Religion ermordet ein Bauarbeiter Anfang 2000 in der heiligen iranischen Stadt Maschhad 16 Prostituierte. Eine Journalistin heftet sich an seine Fersen. «Holy Spider» zeigt in erschreckender Weise auf, wie das Land unter dem Gewicht eines theokratisch-autoritären Staates verroht.

Sarah Stutte

Eine junge Frau bindet sich ihr Kopftuch um, gibt ihrer Tochter einen Gute-Nacht-Kuss und sagt ihr, dass sie bald wieder zurück ist. Dann entschwindet sie in die Nacht. Sie gilt als unreine, gottlose Frau. Eine, die ihren Körper auf der Strasse verkauft. Wir folgen ihr durch die Stadt und die Gassen zu den Freiern, die sie wie Abschaum behandeln.

Rashimi und ein Kollege warten auf die Urteilsverkündigung.
Rashimi und ein Kollege warten auf die Urteilsverkündigung.

Von einem von ihnen wird sie kurz darauf in einem Treppenhaus ermordet. Ihr Kind wird am nächsten Tag allein aufwachen. «Holy Spider» erzählt von der wahren Mordserie Saeed Hanaeis, auch bekannt als «Spider Killer». Angetrieben von dem Bestreben, seine Umgebung von Unmoral zu säubern, brachte der Bauarbeiter zwischen 2000 und 2001 in der heiligen iranischen Stadt Maschhad 16 Prostituierte um.

Verachtung statt Hilfe

Der iranische Filmemacher Ali Abbasi («Gräns», 2018), der seit Jahren in Dänemark lebt, stellt die realen Geschehnisse in einen grösseren Kontext. Dieser zeigt in erschreckender Weise auf, wie die iranische Gesellschaft unter dem Gewicht eines theokratisch-autoritären Staates verroht und die Misogynie ungehindert gedeihen kann.

Der Mörder und sein Sohn. © 2022 Xenix Film
Der Mörder und sein Sohn. © 2022 Xenix Film

Das bekommt auch die fiktive Journalistin Rashimi zu spüren, als sie versucht, den Spinnenmörder aufzuspüren. Die örtlichen Behörden weichen ihren Fragen aus, während sie ihr mit Herablassung und Verachtung begegnen. In den letzten Minuten des Films untermauert Abbasi seine These. Die Welt wird nicht zu einem besseren Ort, solange Frauenfeindlichkeit ein unendlich-vererbter Alptraum ist, der weit über die Taten eines einzelnen Mannes hinausgeht.

«Holy Spider», DK/DE/SE/FR 2022, Regie: Ali Abbasi, Besetzung: Zar Amir Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, Verleih: Xenix Film

Kinostart: 12. Januar 2023

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Die rigiden Moralvorstellungen des Iran behindern die Ermittlungen der Journalistin Rashimi. | © 2022 Xenix Film
12. Januar 2023 | 05:00
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