Abt Urban Federer spricht im Fraumünster über die frühe Klostergönnerin Reginlinde, Dezember 2021
Schweiz

Abt Urban Federer über das Sechseläuten: «Gegen die Winterstarre tut ein Volksfest gut»

Der Abt von Einsiedeln geht am Montag am Sechseläuten-Umzug in Zürich mit – bei der Gesellschaft zu Fraumünster. Er unterstütze die Gesellschaft der Frauen bei ihrer Integration ins Zunftwesen, sagt Urban Federer (54). Mit dem Böögg-Brauch hat der Stadtzürcher und Ehrenbürger keinerlei Probleme.

Regula Pfeifer

Weshalb beteiligen Sie sich am Sechseläuten-Umzug?

Abt Urban Federer*: Für mich ist das Sechseläuten jeweils eine gute Gelegenheit, in Kontakt mit Zürich zu stehen. Als geborener Stadtzürcher tue ich das aus persönlichem Interesse. Als Abt von Einsiedeln bin ich zudem Ehrenbürger der Stadt Zürich und pflege so eine mehr als 1000-jährige Geschichte zwischen dieser Stadt und dem Kloster Einsiedeln.

Weshalb gehen Sie in der Gesellschaft zu Fraumünster mit?

Federer: Ich werde von den Zünften jeweils Jahre im Voraus als deren Gast angefragt. Mit der Gesellschaft zu Fraumünster verbindet mich eine längere Geschichte. Vor ein paar Jahren wurde ich eingeladen, mich für die Integration dieser Gesellschaft der Frauen ins Zunftwesen der Stadt Zürich einzusetzen.

Reginlinde: Klosterstifterin und ehemalige Fraumünster-Äbtissin. Malerei in Kirche St. Peter und Paul auf der Insel Ufenau
Reginlinde: Klosterstifterin und ehemalige Fraumünster-Äbtissin. Malerei in Kirche St. Peter und Paul auf der Insel Ufenau

«Ich konnte mit der Gesellschaft zwei Frauen ehren: Reginlinde und Katharina Gmünder.»

Seit damals konnte ich zusammen mit der Gesellschaft zwei Frauen ehren: Reginlinde von Schwaben, die von Zürich nach Einsiedeln kam, und Katharina Gmünder, die Einsiedeln für Zürich verliess. Darum freue ich mich, dass ich dieses Jahr offiziell Gast bei den Frauen zum Fraumünster bin.

Das Feuer nähert sich dem Böögg, Sechseläuten 2018.
Das Feuer nähert sich dem Böögg, Sechseläuten 2018.

«Als Kind hat mich nur das Verbrennen des Bööggs interessiert.»

Weckt der Anlass bei Ihnen Kindheitserinnerungen?

Federer: Als Kind hat mich eigentlich nur das Verbrennen des Bööggs interessiert. Ins Zunftwesen war ich nicht integriert. Gleichsam, um dies nachzuholen, sagte ich sehr schnell bei der Zunft Fluntern zu, als ich Abt wurde. Sie ist die Zunft meines Heimat-Quartiers.

Ist das Böögg-Verbrennen für Sie nicht ein zu heidnischer Brauch?

Federer: Bei der Verbrennung des Bööggs handelt es sich für mich um einen Brauch, der Bestandteil eines Volksfestes ist. Das ist es, was mich interessiert. So wie wir im Kanton Schwyz die Fastnacht feiern, kann das Sechseläuten Menschen zusammenbringen und feiern lassen. Und gegen die Winterstarre tut ein Volksfest gut!

* Urban Federer (54) ist in Zürich aufgewachsen. Seit Dezember 2013 ist er Abt des Klosters Einsiedeln.


Abt Urban Federer spricht im Fraumünster über die frühe Klostergönnerin Reginlinde, Dezember 2021 | © Regula Pfeifer
17. April 2023 | 05:00
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