A Star Is Born: Drei persische Sterndeuter an Jesu Krippe
Die Heiligen Drei Könige kamen aus dem Orient und brachten dem Jesuskind laut Neuem Testament kostbare Geschenke. Aber waren sie wirklich Könige? Und welche Rolle spielt der Stern von Bethlehem?
Natalie Fritz
Wer hat das Stück mit der kleinen Plastikfigur und darf für einen Tag König oder Königin sein? Der erwartungsvolle erste Biss in den Dreikönigskuchen macht jeden 6. Januar wieder Freude. Der Brauch des Dreikönigskuchens ist sehr alt, bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts wird der Brauch, eine Bohne oder eine Münze in einen Lebkuchen einzubacken, in verschiedenen Schriften erwähnt. Wer die Bohne oder Münze in seinem Stück findet, der wurde zum König oder der Königin für einen Tag gekrönt. Die Idee des «Bohnenkönigs» reicht aber bis auf die Saturnalien des Römischen Reichs zurück, ein ausgedehntes Volksfest zur Feier des Gottes Saturn.
Es scheint wahrscheinlich, dass das Christentum den bekannten Brauch des Königskuchens einfach adaptiert und umgedeutet hat. Der typische Schweizer Dreikönigskuchen ist übrigens eine eher junge Erfindung. Der runde Hefekuchen aus ringförmig angeordneten Teigkugeln geht auf die Bemühungen des Brotforschers Max Währen zurück. Der heute populäre Dreikönigskuchen wurde erst in den 1950er-Jahren durch eine aufwendige Kampagne zusammen mit dem Schweizer Bäcker- und Konditorenmeister-Verband bekannt.
Drei Könige oder mehrere Weise?
Die Tatsache, dass wir gemeinhin vom 6. Januar nicht als Epiphanie, dem Fest der Erscheinung des Herrn, sondern von den Heiligen Drei Königen sprechen, ist durchaus interessant. Im Neuen Testament steht nämlich nichts von Königen und auch die Zahl drei wird nicht genannt. Und heiliggesprochen wurden die drei auch nie. Die vermeintlichen Adeligen kommen nur im Matthäus-Evangelium vor. Dort werden die Könige allerdings «magoi» genannt, was wörtlich Magier heisst, jedoch wohl eine hochranginge, zoroastrische Priesterkaste bezeichnete, die sich mit Sternkunde beschäftigte.
Luthers Übersetzung der «magoi» als «Weise aus dem Morgenland» ist insofern passender als die sich im frühen 7. Jahrhundert etablierende Bezeichnung Könige. Diese beruht wohl einerseits auf den kostbaren Geschenken, die die Sterndeuter laut Matthäus-Evangelium dem Kind Jesus darbrachten. Andererseits wird bereits im Alten Testament vorhergesagt, dass der Messias von Königen beschenkt werden wird.
Dass es drei persische Weise waren, die Jesus ihre Aufwartung machten, ist ebenfalls nicht schriftlich belegt. Wahrscheinlich geht die Dreizahl auf die Anzahl der genannten Geschenke Weihrauch, Gold und Myrrhe zurück. Die Namen der Sterndeuter werden ebenfalls nicht genannt. Caspar, Melchior und Balthasar kamen erst im 6. Jahrhundert auf.
Welcher der drei Könige übrigens der Schwarze ist, ist bis heute nicht abschliessend geklärt. Die unterschiedliche Herkunft der Namen soll möglicherweise die Zuordnung der drei Sterndeuter zu den damals bekannten Kontinenten Europa, Afrika und Asien hervorheben. Dadurch würde die Bedeutung der Geburt Jesu für alle Menschen der Welt unterstrichen. Die Sternsinger, die gerade unterwegs sind, werden heute übrigens aus Gründen der Sensibilität kaum noch schwarz geschminkt, um den einen König aus Afrika darzustellen.
Magier oder Sterndeuter?
Obwohl die Ausgestaltung der Geschichte der Heiligen Drei Könige hauptsächlich auf Legenden beruht, weist ihre Bezeichnung als «magoi» auf einen möglichen historischen Charakter hin. Tatsächlich gab es im Zweistromland bereits zu Jesu Zeiten Gelehrte, die als Sterndeuter agierten. Sie waren im griechischen und römischen Raum häufig als Berater der Elite tätig und deuteten spezifische Himmelsphänomene und ihre Auswirkungen auf die Menschen. Deshalb wurden diese Gelehrten möglicherweise auch «magoi» genannt, da sie über Spezialwissen verfügten, das für normale Menschen möglicherweise übernatürlich anmutete.
Forschende fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Irak eine Keilschrifttafel aus dem 7. Jahrhundert, die astronomische Berechnungen und Ereignisse festhält. Ob der Stern von Bethlehem, den die drei Weisen laut Matthäus haben aufgehen sehen, ein tatsächliches Phänomen am Himmel beschrieb oder eher als Metapher zu verstehen ist, darüber herrscht Uneinigkeit in der Wissenschaft.
Stern als Hoffnung
Der Brauch der Sternsinger, die zwischen Weihnachten und Epiphanie von Haus zu Haus ziehen und als die Heiligen Drei Könige Spenden sammeln und das Haus mit einem Segen für das neue Jahr (Christus mansionem benedicat, C + M + B) versehen, verweist wohl auf die Tätigkeit der Könige als Sterndeuter.
Die Himmelsgelehrten der damaligen Zeit vermassen den Himmel bereits sehr genau und interpretierten Ereignisse, die sie in den Sternenkonstellationen und Mondphasen erkennen konnten hinsichtlich irdischer Vorgänge.
Da die Planeten für spezifische Götter standen, gehörte es zudem zur Arbeit der Sterndeuter, die göttlichen Zeichen lesen zu können. Wenn im Evangelium steht, dass die drei Weisen einen Stern hätten aufgehen sehen, ist damit wohl metaphorisch das Heilsereignis gemeint, das mit Jesu Geburt einsetzt. Es geht ein Licht auf in dunkler Nacht, das Hoffnung für die Zukunft bringt.
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