Zur Ordination von Monika Wyss am 24. Juni 2006 auf dem Bodensee

Stellungnahme der Fachstelle Feministische Theologie Luzern und der Frauenstelle der Römisch-Katholischen Kirche Basel Stadt

Der 29. Juni 2002 ging nicht als Tag der ersten «Reformation der Kirche im Dritten Jahrtausend» in die Geschichte ein. Die erste Ordination von Frauen auf einem Schiff zwischen Passau und Linz am Gedenktag der Apostel Peter und Paul führte nicht zur erhofften Wende in der katholischen Kirche. Im Gegenteil: Die sieben Frauen wurden umgehend vom Papst exkommuniziert.

Am 24. Juni 2006 wird Monika Wyss als erste Schweizerin zur katholischen Priesterin geweiht, Weihespenderinnen sind drei der im Jahre 2002 geweihten Frauen, die inzwischen zu Bischöfinnen avanciert sind.

Dass es keine biblisch begründeten Argumente gegen die Ordination von Frauen gibt, muss an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Die Ordination von Frauen als blosse Frauenfrage abzutun, wie das von offizieller kirchlicher Seite her tönt, ist falsch, geht es hier doch ganz zentral um eine ekklesiologische Fragestellung: Welche Kirche wollen wir? Und trägt die Ordination von Frauen dazu bei, die hierarchisch-klerikalen Kirchen- und Machtstrukturen zu hinterfragen und aufzulösen im Hinblick auf den Aufbau einer Gemeinschaft von Gleichen? Oder werden dadurch diese Strukturen und die Kluft zwischen Klerus und Laien noch verstärkt? Was heisst «apostolische Nachfolge»: unhistorisches, ja magisches Verständnis einer ununterbrochenen Kette von Handauflegungen mit Kraftübertragung unter Beachtung kanonischer Ritualvorschriften oder «gefährliche Erinnerung» an das prophetische Zeugnis von ChristusnachfolgerInnen in Vergangenheit und Gegenwart?

Im Zusammenhang mit der Ordination von Frauen muss dringend die Frage nach der Hierarchisierung gestellt werden: Wie kann die Hierarchie verändert oder abgeschafft werden und wie sehen die Dienstämter aus, zu denen sich die ordinierten Frauen berufen fühlen? Die Kirche braucht ein neues Amtsverständnis, das losgelöst von der Hierarchie entwickelt werden soll und auf alle klerikalen Privilegien verzichtet. Die Sakramente und speziell die Eucharistie darf nicht länger unter klerikaler Kontrolle stehen, auch nicht unter einer weiblich-klerikalen. Nur dann kommen wir einen Schritt weiter in der Frage des ökumenisch gefeierten Abendsmahls, nur dann öffnen wir den Weg zu einer zukunftsfähigen Kirche.

Li Hangartner, Theologin, Fachstelle Feministische Theologie, Luzern, und Monika Hungerbühler, Theologin, Frauenstelle der Römisch-Katholischen Kirche Basel

Gastbeitrag
9. Juni 2006 | 09:55