Statement der RKZ betreffend den Bericht zum Pilotprojekt zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts

Im Wortlaut

Die Pilotstudie spricht eine deutliche Sprache. Die Institution Kirche hat durch menschliches Fehlverhalten und systemische Defizite unsägliches Leid verursacht. Ausgesuchte Fallbeispiele veranschaulichen die Zusammenhänge von Machtmissbrauch, spirituellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt und führen das Versagen von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seelsorgenden sowie staatskirchenrechtlichen Behördenmitgliedern vor Augen.

Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) ist erschüttert über das unbe- schreibliche Leid, das den von Missbrauch betroffenen Menschen im Umfeld der Kirche zugefügt worden ist. Anstelle von Hilfe, Segen und Respekt haben sie Gewalt und Erniedrigung erfahren. Viele Verantwortliche in der Kirche reagierten mit Schweigen und Vertuschen auf diese Verbre- chen. Das ist zutiefst beschämend.

Für die RKZ und ihre Mitglieder liegt ein besonderes Augenmerk auf der Frage, welche Rolle die staatskirchenrechtlichen Körperschaften gegenüber Missbrauchstätern und -täterinnen gespielt haben. Denn die kantonalkirchlichen Körperschaften und die Kirchgemeinden sind aufgrund der Kirchenstrukturen, die in den meisten Kantonen der Schweiz bestehen, zuständig für die Anstellung von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitenden. Damit kommt ihnen unweigerlich – neben dem Bischof – eine Mitverantwortung für die Auswahl, Führung und gegebenenfalls Entlassung der Mitarbeitenden zu. Die Rolle der anstellenden Behörden wird im Bericht zum Pilotprojekt bereits angesprochen. Im Rahmen der nun folgenden dreijährigen Studie soll die spezifisch schweizeri- sche Thematik weiter erforscht und dargestellt werden.

Zusammen mit den beiden anderen Auftraggeberinnen ist die RKZ bestrebt, trotz föderaler Vielfalt in der Schweiz mehr Einheitlichkeit und Verbindlichkeit in den Bereichen Prävention und Interven- tion auf nationaler Ebene zu schaffen. Mit Hilfe der demokratischen Strukturen von kantonalen und kommunalen kirchlichen Körperschaften will sie insbesondere im Personalwesen zu einer verstärkten Professionalisierung beitragen und sich für einen unerlässlichen Kulturwandel in der Kirche einsetzen, damit solche Verbrechen künftig keinen Nährboden mehr haben.

Renata Asal-Steger Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz

RKZ Römisch-katholische Zentralkonferenz
12. September 2023 | 10:06