Peter Balleis SJ

Neu: «Jesuit Worldwide Learning» in Genf setzt auf globale Lerngruppen

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Krisenhilfe: Kaderausbildung in Slums und auf dem Land – Die Jesuiten in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich haben gemeinsam in Genf ein digitales Bildungsprogramm für Benachteiligte und Flüchtlinge etabliert: Unter dem Namen «Jesuit Worldwide Learning JWL» stellte Pater Christian Rutishauser S J, Schweizer Provinzial und Präsident des JWL, die Online-Universität der Öffentlichkeit vor.

«Unser Ziel ist es, junge Menschen in Krisenregionen, also in Slums, entlegenen Dörfern oder Camps, in globalen Online-Kursen auszubilden, also in multi-ethnischen und multi-religiösen Lerngruppen. Sie sind die Führungskräfte von morgen für eine friedliche Entwicklung vor Ort», erklärt Pater Rutishauser SJ.

«Jesuit Worldwide Learning» ist eine Weiterentwicklung des JC:HEM, der erfolgreichen Allianz US-amerikanischer Jesuitenuniversitäten, die seit 2010 in Zusammenarbeit mit dem internationalen Jesuitenflüchtlingsdienst JRS Studienprogramme für Flüchtlinge organisiert hat. 4’000 Studierende haben seitdem davon profitiert. «Wir gehen heute einen Schritt weiter und wenden uns nun an alle Frauen und Männer an den Rändern der Gesellschaft», so Pater Peter Balleis SJ, der als «Executive President» die Geschäfte des JWL führt.

Neu ist auch, dass künftig Hochschulen aus allen Erdteilen in die Studienprogramme eingebunden sein werden. Darunter auch erstmals die Universität Genf. «Jesuit Worldwide Learning» ist somit weiterhin in den USA (Washington) und neu in Europa, im neutralen Genf registriert, dort wo auch UNO, WHO und UNHCR ihren Sitz haben.

«Learning together «»’ transforming the world» lautet der ambitionierte Leitspruch des JWL. Pater Balleis SJ ist davon überzeugt, dass der globale Ansatz, weltweit gemeinsam zu lernen und kritische, lösungsorientierte Persönlichkeiten auszubilden, der Schlüssel zum Frieden sei. «Wir holen nicht die Klugen aus ihrem Umfeld heraus und bringen sie an eine Eliteuni, sondern wir kommen umgekehrt zu ihnen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal», betont der Ex-JRS-Direktor. Schon mit 1’500 US-Dollar lässt sich ein Studienplatz ein ganzes Jahr lang finanzieren.

JWL-Absolventen berichten Bassam Adnan Hashim, geboren 1984 im Irak.

 

Er wuchs mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf, sein Vater starb, als er acht Jahre alt war. 1999, als er 15 wurde, verhalf ihm seine Familie zur Flucht vor dem Militärdienst, so kam er nach Amman, Jordanien. Mit 16 fing er dort an zu jobben und sah damals nur wenige Perspektiven für sich als Teenager in einem fremden Land. Als er 2010 von dem JWL-Programm hörte (seinerzeit noch JC:HEM), bewarb er sich und wurde aufgenommen. Er absolvierte das Online-Diploma-Programm des JWL, das im Sinne der Liberal Arts in den USA ein breites Spektrum an Fächern abdeckt, insbesondere Politik- und Sozialwissenschaften, Philosophie und Kommunikation. Das Programm wird von Koordinatoren einer anerkannten Universität durchgeführt, die Studierenden erhalten Unterstützung von Tutoren. «Die Ausbildung hat mein Denken verändert, ich habe neben dem Fachwissen gelernt, andere Religionen, Ethnien und politische Überzeugungen zu respektieren», resümiert der inzwischen 22-Jährige. Heute arbeitet Bassam Adnan Hashim als leitender Redakteur bei Syria Direct, einer 2013 gegründeten gemeinnützigen Journalisten-Organisation, die über den Syrienkrieg berichtet. Die Jesuiten haben ihm bei der Jobsuche geholfen. Mehr zu seinen Erfahrungen s. angehängter Text in englischer Sprache.

Muriel Ilunga, geboren in Lusaka/Sambia, als älteste von fünf Geschwistern.

Als sie noch ein Kind war, flohen die Eltern 2001 aus politischen Gründen mit der Familie nach Malawi und wurden dort im Flüchtingscamp Dzaleka registriert. Sie wohnten aber zunächst ausserhalb des Lagers in Lilongwe, der Hauptstadt des Landes. Erst 2006 zog Muriel mit ihrer Mutter direkt ins Lager – für sie eine Erleichterung, weil es dort Essen, medizinische Versorgung und kostenfreien Schulunterricht gibt. Das Leben im Lager ist jedoch für Mädchen und Frauen besonders hart, vor allem wegen des weitverbreiteten sexuellen Missbrauchs und der in vielen Ländern Afrikas (und nicht nur dort) traditionellen Diskriminierung von Frauen. Auch Muriel schaffte die Aufnahme in das Online-Diploma-Programm der Jesuiten und qualifizierte sich. Heute arbeitet sie bei Plan Malawi, einem UNHRC Parntner, als «Community Development Facilitator». Ihre Perspektive hat sich geweitet – weg von einer frustrierten Ich-Bezogenheit hin zu einem selbstbewussten Engagement für die dörfliche Gemeinschaft vor Ort. Ihr Resumee: Sie fühlt sich kompetent und nützlich, hat ein ganz neues Selbstbewusstein erlangt und viel Selbstvertrauen gewonnen. Sie hat eine Perspektive auf ein Leben mit eigenem Einkommen. Mehr zu ihren Erfahrungen s. angehängter Text in englischer Sprache.

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Peter Balleis SJ | © zVg
jesuiten.ch
28. September 2016 | 09:48