Lötschental: Die Herrgottsgrenadiere marschieren wieder

Morgen Donnerstag an Fronleichnam ist es wieder soweit – die Herrgottsgrenadiere marschieren wieder auf. Ein Stück gelebte Lötschentaler Kultur, dass man erlebt haben sollte.

Die Aufzüge mit den Herrgottsgrenadieren an Fronleichnam finden nach der heiligen Messe in allen Dörfern des Tals (Ferden, Kippel, Wiler und Blatten) statt. Vormittags sieht man die Herrgottsgrenadiere jeweils in der heiligen Messe (Start: 10.oo Uhr ausser Ferden 09.30 Uhr) sowie an der anschliessenden Prozession und nachmittags bei der Parade, die eher weltlichen Charakter hat. Bei diesem zweiten Auftritt wird unter der Begleitung der lokalen Musikgesellschaft die Dorffahne (evtl. auch die Talfahne) geschwungen. Bei sehr schlechtem Wetter finden weder Prozession noch Parade statt. Die «roten Soldaten» sind ein Erbe aus der alten Söldnerzeit. Jahrhundertelang haben viele Lötschentaler ihr Auskommen in fremden Diensten gefunden. So sind z. B. im Jahre der Schlacht bei Lerida (1644) in Katalonien laut Sterbebuch sechs Lötschentaler gefallen. Auf diese Söldnerzeit weist auch das weisse Seidenbanner mit durchgehendem roten Kreuz (Savoyardenkreuz) und der Jahreszahl 1625 hin, das im Pfarrarchiv von Kippel aufbewahrt ist. Die Lötschentaler waren auch an den königlichen Höfen von Versailles und Neapel tätig. Von hier stammen die Uniformen der Herrgottsgrenadiere. Heimgekehrt in die Dörfer, haben sie diese Paradeuniformen aufbewahrt und an den hohen kirchlichen Festen zur Ehre Gottes wieder angezogen. Ausser an Fronleichnam sieht man die Herrgottsgrenadiere ausserdem in den Prozessionen am sogenannten Segensonntag (Sonntag nach Fronleichnam), Kirchweihfest (unterschiedlich je nach Gemeinde), beim Einzug eines neuen Pfarrers und bei Primizfeiern (erste Heilige Messe eines Neupriesters aus dem Lötschental).

Sandra Stockinger, Lötschental Tourismus

Gastbeitrag
22. Juni 2011 | 11:36