Kommunikationsfähigkeit als zentrale Herausforderung

Medienmitteilung zur Plenarversammlung der RKZ vom 20. März 2021

Die zum zweiten Mal online durchgeführte Plenarversammlung der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz fand am Ende einer kirchenpolitisch spannenden und spannungsvollen Woche statt. Zu deren Beginn machte Rom mit einer Absage an die Segnung homosexueller Partnerschaften negative Schlagzeilen. In der Wochenmitte dominierten Negativmeldungen zum Umgang mit sexuellen Missbräuchen im Erzbistum Köln. Aber mit der Weihe des neuen Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain endete die Woche hoffnungsvoll. Sein Drei-Punkte-Programm mit den Stichworten Synodalität, Aufruf zu gegenseitigem Respekt und Aufbruch zu einer Geh-hin-Kirche greift Anliegen auf, die auch den RKZ-Delegierten am Herzen liegen. Und sein Niederknien vor dem Volk mit dem Bekenntnis «Bevor ich Ihnen den Segen erteilen kann, brauche ich Ihren Segen» steht für ein Kirchenbild, in dem Geschwisterlichkeit und Dialog mehr sind als fromme Floskeln. Es ist die theologische Basis für einen wirklich «gemeinsamen Weg der Erneuerung».

Jede von Liebe geprägte Beziehung ist kostbar

Geprägt von dieser ereignisreichen Kirchenwoche und berührt vom Weihegottesdienst am Vorabend, an dem neben den Präsidien der staatskirchenrechtlichen Exekutiven des Bistums Chur auch RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger teilgenommen hatte, erinnerte sie in ihrem Eröffnungswort an den ureigensten Auftrag der Kirche: Alle Menschen die Zusage Gottes spüren zu lassen. Diskriminierende Aussagen gegenüber homosexuellen Partnerschaften bezeichnete sie dementsprechend als armselig und unserer christlichen Botschaft unwürdig. «Jede von aufrichtiger Liebe geprägte Beziehung ist in den Augen Gottes kostbar».

Vielfältige kommunikative Herausforderungen

Dass in solchen Zeiten die Kommunikationsfähigkeit eine der zentralen Herausforderungen für die Kirche ist, schlug sich auch in der Traktandenliste der Plenarversammlung nieder. Die Evaluation der von der RKZ massgeblich mitfinanzierten sprachregionalen Medienzentren mit ihren Portalen cath.ch, catt.ch und kath.ch kam darin ebenso vor wie das Engagement für den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit im Polit-Forum Bern und eine mögliche Zusammenarbeit mit säkularen Medien, um die «treuen Kirchenfernen» auf Fragen rund um Glauben und Religion anzusprechen. Zur Sprache kamen zudem politische Vorstösse zur Kirchensteuer von Unternehmen auf kantonaler Ebene. Zur Begründung dieser Form der Kirchenfinanzierung braucht es mehr denn je neben Argumenten auch Fakten, die das gesamtgesellschaftliche Engagement der Kirchen dokumentieren. Dessen Vielfalt zeigt unter anderem die Webseite kirchensteuern-sei-dank.ch für St. Gallen, Luzern und demnächst für den Aargau. All diese Bestrebungen der staatskirchenrechtlichen Körperschaften, ihre Mitglieder und die Gesellschaft von der Sinnhaftigkeit und Nützlichkeit der Kirche zu überzeugen, sind jedoch zum Scheitern verurteilt, wenn die Amtskirche für Skandale und Negativschlagzeilen sorgt. Deshalb wurde sehr begrüsst, dass die Bischofskonferenz die Geschichte der sexuellen Missbräuche mit einer unabhängigen Studie aufarbeiten will, und dass die Bischöfe Markus Büchel und Felix Gmür gegenüber der römischen Äusserung zur Segnung homosexueller Partnerschaften schnell und klar Position bezogen haben.

Weichenstellungen für die Zukunft

Nicht zuletzt, weil die kommunikativen Herausforderungen auch für die RKZ zugenommen und die Zusammenarbeit mit der Schweizer Bischofskonferenz intensiver geworden ist, beschlossen die Delegierten der RKZ zudem einen moderaten Ausbau ihres Generalsekretariates in nächsten Jahren. So soll das bisher aus drei Personen bestehende Team um eine Stellvertretung für die künftige Generalsekretärin oder den künftigen Generalsekretär erweitert werden, wenn Daniel Kosch Ende 2022 in Pension geht.

Trotz Corona erfolgreiches Jahr und positives Rechnungsergebnis

Wie immer hatte die erste Plenarversammlung im Jahr auch vom Jahres- und Finanzbericht Kenntnis zu nehmen sowie die Jahresrechnung 2020 zu genehmigen. Trotz Corona blickt die RKZ auf ein arbeitsreiches Jahr zurück und erzielte einen Ertragsüberschuss von rund CHF 150’000. Dies dank der höheren Beiträge der 2019 der RKZ beigetretenen Schwyzer Kantonalkirche und trotz tieferen Beiträgen der kantonalkirchlichen Organisationen Genf und Neuenburg, die wegen der Pandemie starke Spendeneinbrüche verkraften müssen. Mit diesem Ertrag werden zusätzliche Reserven für die Mitfinanzierung pastoraler Aufgaben gebildet, ist doch absehbar, dass zwar die Aufgaben weiter zunehmen, die Erträge aber eher sinken könnten.

50 Jahre RKZ: Miteinander. Vorwärts

Leider nur traktandiert und noch nicht gefeiert wurde das 50-Jahr-Jubiläum der 1971 gegründeten RKZ. Die aus diesem Anlass eigentlich für dieses Wochenende geplante Begegnung der beiden schweizerischen Konferenzen SBK und RKZ wurde Corona-bedingt um ein Jahr auf 2022 verschoben, ebenso die im Juni vorgesehene Jubiläumsfeier. Nicht an Aktualtität verlieren wird dabei das viersprachige Motto: «Miteinander. Vorwärts – En Avant. Ensemble – Avanti. Insieme – Anavon. Da cuminonza». Bei seiner Erläuterung hob RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger hervor, dass es sich nicht nur auf die RKZ-Mitglieder, sondern auch auf das Miteinander mit den Bischöfen bezieht, und zitierte dabei aus der Festrede von Bischof Markus Büchel zum 40-Jahr-Jubiläum der RKZ: «Wir können den Weg nur miteinander gehen». Dass Papst Franziskus dieses Miteinander im Bistum Chur durch die Ernennung von Bischof Joseph Maria Bonnemain deutlich gestärkt hat, stärkt die staatskirchenrechtlichen Körperschaften – auch über die Bistumsgrenzen hinaus.

RKZ Römisch-katholische Zentralkonferenz
25. März 2021 | 15:32