Item: Die heilige Hilfe des Antonius

Wer etwas verliert, findet bei Antonius Suchunterstützung. Das tönt ganz einfach…

Ich habe meinen Schlüsselbund verlegt. Zum Glück gibt es im katholischen Senseland Unterstützung für solche Fälle. Der heilige Antonius hilft, bestätigte mir eine Bekannte: «Da han i im Santooni Gäud versproche, ha mi keert ù scho han i das Züüg ùmmi gfùne.» Sie habe im Antonius-Kässeli hinten in der Kirche ihre Schulden bezahlt. Basta.

Aber hallo! An so einer effizienten Hilfe bin ich natürlich interessiert. Nur: Antonius muss richtig umgarnt und bezirzt werden. Und man sollte nichts falsch machen im Umgang mit Meistersucher Toni. Nach langjähriger Erfahrung als chronischer Schlǻǻpftroog weiss ich nun:

«»¢ Nie im Voraus zahlen. Auch wenns um ein Geschäft geht; das mag Antonius nicht leiden. So hat er seinen Lohn schon erhalten und hilft nicht mehr.
«»¢ Nie untertänig anflehen. Er sieht seine Hilfe als Gefälligkeit oder Gnade an, sonst lässt er es bleiben.
«»¢ Nie den falschen Betrag versprechen. Antonius will sich weder gekauft vorkommen noch betrogen fühlen. Es braucht das richtige Mass.
«»¢ Nie nicht dran glauben. Natürlich ist das Ganze auch Glaubenssache. Wers nicht tut, hat keine Chance.

Und das sind mögliche Fehler hinterher, wie ich erfahren musste. Auch da hilft Geschäftsmann Antonius nicht mehr:

«»¢ «Er hat ja gar nicht geholfen.» Man kann die Zahlung an den Wohltäter ablehnen, indem man begründet: «Ich hab das Dings doch selbst wieder gefunden und nicht er. Hab einfach mein Hirn eingeschaltet.»
«»¢ Märten um den Preis. «Öh, fünf Franken haben wir ausgemacht, oder, Santooni?» Er wird nicht antworten, auch wenn er genau weiss, dass es zehn Franken waren.
«»¢ Hab halt grad kein Geld dabei. Nein, die Ausrede mit dem fehlenden Kleingeld im Portemonnaie zählt nicht: Er nimmt neuerdings Kreditkarten. Einfach Karte mit Code bei der Kirche ins Kässeli werfen. Fertig.

Übrigens: Mein Schlüsselbund ist wieder aufgetaucht, schon vor drei Monaten. Meine Schulden bei Antonius sind aber noch offen. Natürlich weiss ich: Heiligenschulden sind Ehrenschulden. Aber ich verliere doch nächstens sowieso wieder was – dann muss ich nur einmal bei Santooni vorbeischauen. Ich muss ihn weniger stören, er muss sich weniger mit Administrationsquatsch abmühen, kann heilige Kräfte sparen – und für mich als Schlùfi gibt es vielleicht Mengenrabatt.

Ob er mir nächstes Mal wieder hilft?

Freiburger Nachrichten
5. April 2024 | 09:06