Im Kampf gegen Terror greifen immer mehr Staaten zur Todesstrafe

Medienmitteilung: In mindestens 20 Staaten wurden letztes Jahr Menschen wegen mutmasslichen Terrorverbrechen zum Tode verurteilt oder hingerichtet. Dies geht aus einem Bericht hervor, den Amnesty International anlässlich des Welttages gegen die Todesstrafe veröffentlicht hat.

Todesurteile und Hinrichtungen wegen mutmasslicher Terrorverbrechen erfolgten 2015 in Algerien, Bahrain, Kamerun, Tschad, China, der Demokratischen Republik Kongo, Ägypten, Indien, Iran, Irak, Jordanien, Kuwait, Libanon, Pakistan, Saudi Arabien, Somalia, Sudan, Tunesien, den Vereinigte Arabische Emiraten und den USA . Obwohl die Exekutionen oft im Geheimen vollzogen werden, hat Amnesty International in den letzten Jahren einen erheblichen Anstieg der Fälle dokumentiert. (Bericht im Anhang)

Falsche Antwort auf Terrorismus

«Die zunehmende Verhängung der Todesstrafe ist eine falsche Antwort auf den Terrorismus. Sie offenbart einen grundlegenden Fehler seitens der Behörden – es gibt keinen Beweis, dass die Todesstrafe Gewaltverbrechen effektiver abschreckt als andere Strafen. Die Todesstrafe ist kein Ausdruck von Stärke, sondern vielmehr von Schwäche und Opportunismus», sagte James Lynch, stellvertretender Direktor des Programms für globale Themen bei Amnesty International.

«Gewalttätige Angriffe gegen die Bevölkerung bringen schreckliches Leid für die Opfer und ihre Familien und sind durch nichts zu rechtfertigen. Die Regierungen müssen den Terror verfolgen und die Verantwortlichen vor Gericht bringen. Aber staatlich sanktionierte Tötungen lösen die Ursachen des Problems nicht. Vielmehr verschlimmern sie Ungerechtigkeit und Leid und treiben den Kreislauf der Gewalt weiter an, ohne dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt. Die Todesstrafe ist immer eine Verletzung der Menschenrechte. Mehr als zwei Drittel der Staaten der Welt haben sie per Gesetz abgeschafft oder wenden sie nicht mehr an. Alle Regierungen sollten diesem Beispiel folgen», erklärte Lynch.

Für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe

Hinweis an die Redaktionen

Am Montag, 10. Oktober 2016, ist der 14. Welttag gegen die Todesstrafe.

Eine Kurzstatistik:

  • 140 Länder, mehr als zwei Drittel aller Staaten, haben die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft oder wenden sie nicht mehr an;
  • 103 Länder haben die Todesstrafe für alle Verbrechen abgeschafft;
  • 58 Länder haben die Todesstrafe noch im Gesetz;
  • 25 Ländern haben Hinrichtungen im Jahr 2015 durchgeführt;
  • Die fünf grössten Henker im Jahr 2015 waren China, Iran, Pakistan, Saudi Arabien und die USA.

Mehr Informationen unter: https://www.amnesty.ch/de/themen/todesstrafe/todesstrafe

Amnesty International
7. Oktober 2016 | 14:22