Gemeinsamer Rücktritt von sechs Mitgliedern der Kirchlichen Frauenkommission KFK

Die Kirchliche Frauenkommission KFK, eine der Stabskommissionen der Schweizer Bischofskonferenz, teilt in ihrem Schreiben von Anfang März 2006 an alle amtierenden Schweizer Bischöfe und Äbte mit, dass sechs ihrer derzeit sieben Mitglieder ihre Arbeit in der Kommission nicht fortsetzen werden.

Gründe

Als Gründe nennen die Frauen die seit Jahren enttäuschende und immer unbefriedigender gewordene Haltung der Schweizer Bischofskonferenz. Sie mussten den Eindruck gewinnen, die Bischofskonferenz betrachte die Frauenkommission als Alibi-Kommission, und belegen ihren Eindruck unter anderem mit folgenden Erfahrungen:

1. Mit sieben Mitgliedern ist die Kommission seit Jahren zu klein (laut Statuten sollte sie 10 bis 15 Mitglieder haben, d.h. je eine oder mehrere Vertreterinnen pro Bistum). Auf personelle Vorschläge der Kommissionsmitglieder ging die SBK unverhältnismässig lange nicht ein, um sie schliesslich abzulehnen. Unter den Vorschlägen der SBK fanden sich dann aber vor allem sehr konservativ denkende Frauen.

2. Die SBK erteilt der KFK seit Jahren keine Aufträge mehr und richtet keine Anfragen mehr an sie.

3. Die Themen, die die KFK aus eigener Initiative aufgriff (Weihe von Frauen zu Diakoninnen, Freiwilligenarbeit, Stellungnahme zu vatikanischen Papieren, Würde des sterbenden Menschen) schienen die SBK kaum je zu interessieren. Es kam kein Echo.

4. Der Vorschlag der KFK, feministische Theologie in den Fächerkatalog des Theologiestu-diums aufzunehmen, wurde abgelehnt mit der Begründung, feministische Theologie sei längst automatisch in alle Fächer integriert und deshalb als eigenes Fach überholt.


Hoffnungsloses Engagement

Seit 1989 haben sich die Frauen mit Elan und Fachwissen eingesetzt. Auf freiwilliger Basis haben sie ihre Arbeit mit beachtlichem Engagement getan und betonen auch, dass sie besonders im Rahmen der freundschaftlichen Gespräche untereinander persönlich sehr profitierten.
Einige der sechs Frauen, die ihre Mandate niederlegen, stehen ohnehin vor dem Ende ihres zweimal vierjährigen Mandats, zwei von ihnen hatten sogar einmal einer ausserordentlichen Mandatsverlängerung zugestimmt, aus Sorge um das Weiterbestehen der Institution. Jetzt zeigt sich aber immer deutlicher, dass das Verhältnis von Aufwand und Ertrag für die Mitglie-der der KFK überhaupt nicht stimmt: Von ihrem Nahziel, von den Bischöfen zu wichtigen Themen des kirchlichen Lebens befragt und angehört zu werden sowie in Vertretung zahlrei-cher Frauen mitreden zu können – die ja den grösseren Teil der (noch!) engagierten Christen ausmachen – sehen sich die Frauen der KFK weit entfernt. Dass sie nach 17-jährigem Ein-satz auch ihrem Fernziel, der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche, nicht näher gekommen sind, bedauern sie ebenfalls sehr. Die Gründe dafür sehen sie nicht allein in Rom, sondern auch in der resignativen Haltung der Schweizer Bischöfe.
Die Unterzeichneten verzichten darauf, in diesem Gremium weiterzuarbeiten und werden ihre Kräfte und Ideen zu Gunsten einer geschwisterlichen Kirche anderweitig einsetzen.
Der Wortlaut ihres Briefes ist nachzulesen unter https://www.kath.ch/kfk/text_detail.php?nemeid=56423. (pd)


Elisabeth Ammann-Hürlimann, Bistum St. Gallen
Elisabeth Cavigelli, Bistum Lausanne, Genf, Freiburg
Sr Uta Teresa Fromherz, Bistum Basel
Jolanda Gasparini, Bistum Lugano
Marie-Madeleine Prongué-Overney, Bistum Basel
Rose-Marie Umbricht-Maurer, Bistum Chur

Kirchliche Frauenkommission KFK
28. März 2006 | 13:40