Die alt-katholische Kirche steht vor großen Herausforderungen

Medienmitteilung

Bericht von Bischof Dr. Matthias Ring auf der Synode des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland: Auf der konstituierenden Sitzung des Synode des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland hat Bischof Dr. Matthias Ring in seinem Bericht gestern deutlich gemacht, vor welchen Herausforderungen die alt-katholische Kirche in den nächsten Jahren stehen wird. Dabei nahm er zum einen die Klärung des Verhältnisses von Kirche und Politik in den Blick, zum anderen aber auch die Frage, wie die alt-katholische Kirche ein eigenes, einladendes missionarisches Konzept entwickeln könnte. Auch die Aspekte einer zeitgemäßen Liturgie und des immer stärker werdenden Personalmangels sprach er an.

Bischof Ring sieht er es als dringend notwendig an, sich in der alt-katholischen Kirche darüber zu verständigen, wie sie mit dem Themenbereich «Kirche und Politik» umgeht. Im Moment sei die alt-katholische Kirche hier regelrecht nackt. Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen, die sich besonders in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und solchen Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) stellten, zeige sich ein Dilemma: Manche Gemeinden und auch Geistliche erwarteten von der eigenen Kirche strikte Neutralität; andere vor dem Hintergrund des Evangeliums dagegen deutliche Positionierung. Eines machte Bischof Ring in diesem Zusammenhang aber ganz deutlich: «Mich beunruhigt es zutiefst, in welchem Ausmaß rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen zu hören sind. … Menschenverachtende Sprache darf in unserer Kirche keinen Platz haben.

Neben dieser Frage sieht Bischof Ring die Notwendigkeit, die eigene Öffentlichkeitsarbeit inhaltlich vor dem Hintergrund des eigenen missionarischen Konzepts zu überdenken. Es sei überfällig, von einer vergleichenden Öffentlichkeitsarbeit, die sich vor allem an der römisch-katholischen Kirche abarbeite, Abstand zu nehmen. Statt dessen müssten alle «dringend gemeinsam darüber nachdenken, was es heißen könnte, eine missionarische alt-katholische Kirche zu sein«, betonte Bischof Ring in seinem Bericht. «Haben wir etwas anzubieten außer unseren alt-katholischen Evergreens? Sind wir darauf eingestellt, dass Menschen zu uns kommen, die den christlichen Glauben ganz elementar kennenlernen wollen?” Auf Basis eines solchen missionarischen Konzepts sollte dann auch die Öffentlichkeitsarbeit der alt-katholischen Kirche neu aufgestellt werden.

Zu bedenken gab Bischof Ring auch, dass man sich in der alt-katholischen Kirche in den letzten Jahren viele Gedanken über die liturgische Sprache und eine zeitgemäße Feier des Gottesdienstes gemacht habe. Allerdings könne liturgische Vielfalt nur in geringem Maße gelebt werden, da etliche Gemeinden nur die Sonntagseucharistie als Gottesdienstform praktizieren. «Das aber ist meines Erachtens jene Feier, die sich am wenigsten für Experimente eignet, weil Besucherinnen und Besucher vorher wissen wollen, was auf sie zukommt«, so Bischof Ring. Nach seiner Ansicht sei die Frage des Gottesdienstes für das Überleben von Kirche entscheidend. Die Liturgie müsse sich von einer x-beliebigen Veranstaltung unterscheiden. Bischof Ring war hier unmissverständlich: «Für etwas Unterhaltung, Musik und Gesang, für Moral und Ethik kann Kirche zwar nützlich sein, aber wirklich gebraucht wird sie nicht, denn all das gibt es auch anderswo, manchmal sogar in besserer Qualität.

Deutlich machte der Bischof auch, dass mittlerweile ein Personalmangel im Bistum bestehe. Diese Situation, aber vor allem die Frage nach der Berufsidentität, nötige dazu, sich über das geistliche Amt, über den Beruf Pfarrerin bzw. des Pfarrers Gedanken zu machen. Deswegen werde sich auch die Gesamtpastoralkonferenz im kommenden Jahr mit dem Thema «Geistliches Amt» beschäftigen. Es sei ein Problem, wenn man sich darüber nicht mehr auf ein gemeinsames Berufsethos und eine gemeinsame Berufsauffassung einigen könne. Die Rollenunsicherheit werde noch verstärkt, wenn die betreffende Person aus der römisch-katholischen Kirche in eine synodale Kirche wechsle, zumal die Gemeinden die synodalen Strukturen sehr unterschiedlich interpretieren würden. Eines sei klar: Es ist nicht mehr klar, was es heißt, Geistlicher oder Geistliche zu sein. Auch nicht in der alt-katholische Kirche.

In seinem Bericht äußerte Bischof Ring auch den Wunsch, häufiger Gemeinden besuchen zu können, ohne einen speziellen Anlass zu haben. Das gäbe ihm eine bessere Möglichkeit, Gemeinden in ihrem Alltag kennenzulernen. Er würde in diesem Zusammenhang auch gerne mit der gesamten Kirche darüber nachdenken, was es heißt, christliche Gemeinde in unserer Gesellschaft zu sein, da vielen Menschen die bisherigen Modelle zu eng seien und der Wunsch nach Gemeindebindung schwinde. Die Menschen wollten zwar auf der einen Seite Gemeinschaft, würden aber Bindung scheuen und auf ein unglaublich hohes Maß an individueller Freiheit Wert legen.

Um über solche und ähnliche Fragen nachzudenken schlug Bischof Ring vor, dass sich die alt-katholische Kirche, 2020 beginnend, über einen Zeitraum von fünf Jahren jeweils ein Jahresthema gibt. Dieses könnte mit einer Studientagung im Herbst zuvor vorbereitet werden, deren Referate dann zu Beginn des darauffolgenden Jahres gedruckt vorlägen. Auch im Jahrbuch und in der Kirchenzeitung könnte das Thema aufgegriffen werden und natürlich bei Dekanatstagen oder Gesprächsrunden in Gemeinden. Und auf Synoden könnte dann darüber entschieden werden, welche Konsequenzen für das Leben der Kirche aus den Gesprächen und ihren möglichen Ergebnissen zu ziehen wären. – «Denn nur reden, damit man geredet hat, das bringt nichts«, so Bischof Ring.

Informationen zur alt-katholischen Kirche: www.alt-katholisch.de

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Alt-Katholiken Deutschland
4. Oktober 2018 | 11:57