Brasilien: Amazonas-Indigene bedroht durch massive Zunahme der Abholzung während Corona

Medienmitteilung

Brasilien: Amazonas-Indigene bedroht durch massive Zunahme der Abholzung während CoronaIm Schatten von COVID-19 hat die systematische Abholzung des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien massiv zugenommen. Die indigenen Gemeinschaften im Amazonas werden von zwei Seiten in ihrer Existenz bedroht – durch die Zerstörung und das Virus. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert: Die Schweiz und die internationale Gemeinschaft müssen politischen und wirtschaftlichen Druck auf Brasilien ausüben, um die massive Umweltzerstörung und die Verletzungen der Rechte Indigener zu stoppen.

Die Abholzung des Amazonas hat neue Höchstwerte erreicht: Zu diesem Schluss kommt eine Studie brasilianischer Wissenschaftler. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden bereits 1200 Quadratkilometer Regenwald gefällt. Das entspricht 120 000 Fussballfeldern. Und auch die Rodungsfeuer haben in der ersten Jahreshälfte in einigen Gebieten im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 300 Prozent zugenommen.

Rechtswidrige Rodungen nahmen 2019, im ersten Amtsjahr von Präsident Jair Bolsonaro, bereits um 70 bis 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Denn die Regierung regt implizit und explizit zur Zerstörung des Regenwaldes an. Illegale Holzfäller und Bauern roden den Wald, um ihn später abzubrennen für Viehzucht, Getreidefelder oder Bergbau.
«Besonders betroffen sind die indigenen Gemeinschaften im Amazonas-Regenwald», sagt Julia Büsser, GfbV-Kampagnenleiterin. «Während die meisten indigenen Gemeinschaften sich in Selbstisolation begaben und versuchen, sich vor dem Corona-Virus zu schützen, wird ihr Lebensraum Stück für Stück zerstört.»
Kürzlich plädierte der Umweltminister Ricardo Salles dafür, das weltweite Chaos um COVID-19 zu nutzen, um den Weg für die weitere Ausbeutung des Amazonas zu ebnen. Diese Aussagen machen einmal mehr deutlich: Brasiliens offizielle Umweltschutz- und Menschenrechtspolitik ist nicht kongruent mit internationalen Abkommen und Vereinbarungen. Der Schutz des Amazonas als wichtiger Faktor für das weltweite Klima und als Lebensraum indigener Gemeinschaften muss im Interesse der internationalen Gemeinschaft sein – sie steht in der Verantwortung, Druck auf Brasilien auszuüben.
«Die aktuelle Entwicklung zeigt auch für die Schweiz: Ein Freihandelsabkommen mit Brasilien ist nur tragbar, wenn Indigenenrechte und der Schutz der Umwelt konkret und mit strengen Bedingungen im Nachhaltigkeitskapitel verankert sind», sagt Julia Büsser «Darüber hinaus muss das Abkommen Sanktionsmechanismen und Ausstiegsklauseln garantieren.»

Gesellschaft für bedrohte Völker
17. Juni 2020 | 10:13