Berufen – weil Gott es so will

Stuttgart: Nicht wenige Frauen sind von Gott zur Priesterin oder Diakonin berufen. Sie alle eint der brennende Wunsch, in der Katholischen Kirche priesterlich oder diakonisch zu wirken und die Vielfalt ihrer Kompetenzen und Charismen in den Gemeinden endlich adäquat einbringen zu können. 44 von ihnen trafen sich vom 10. – 12. Juni in der Katholischen Akademie Stuttgart-Hohenheim und durften dort die Gastfreundschaft von Akademiedirektorin Dr. Verena Wodtke-Werner geniessen.

Als Autorinnen des Buches «Weil Gott es so will», das Sr. Philippa Rath im vergangenen Jahr herausgegeben hat, haben sie öffentlich Zeugnis von ihrer Berufung abgelegt und das Thema Berufung von Frauen zu Diensten und Ämtern der Kirche damit endgültig aus der Tabuzone herausgeholt. Das Buch, das innerhalb und ausserhalb der Kirche weithin grosse Aufmerksamkeit erregte, wurde auch beim Katholikentag in Stuttgart breit diskutiert.

Die erste persönliche Begegnung der Autorinnen, die sich untereinander bisher ausschliesslich aus Zoom-Konferenzen kannten, hat erneut gezeigt, wieviel Leid die Diskriminierung und Zurückweisung der Frauen einzig aufgrund des Geschlechts seit Jahrzehnten mit sich bringt. Wie wichtig es auch ist, dass die Frauen sich national und international miteinander vernetzen und gemeinsam für ihre Anliegen und für Reformen der Kirche eintreten. Das Treffen in Hohenheim diente neben der noch intensiveren Vernetzung deshalb auch der Entwicklung weiterer Wege und Schritte zum Ziel einer vollen Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. In Arbeitsgruppen und Workshops wurden die unterschiedlichen Berufungen zur Priesterin oder Diakonin miteinander angeschaut und vielfältige weitergehende theologische und geistliche Themen bearbeitet. Die gemeinsamen Gebetszeiten und Gottesdienste führten spirituell in die Tiefe und stärkten die Teilnehmerinnen für ihren weiteren Weg.

Ein Podiumsgespräch mit zwei Priestern und einem Diakon, Autoren des Buches «Frauen ins Amt – Männer der Kirche solidarisieren sich», zeigte darüber hinaus, wie wenig sich viele Kirchenmänner immer noch ihrer Privilegien in der Kirche bewusst sind und wie wenig sie auch in der Regel von dem Schmerz und den Wunden der Frauen wissen, die ihre von Gott geschenkte Berufung nicht leben können. Gerade deshalb, so war man sich einig, wird es auf Zukunft hin auch besonders wichtig sein, den Männern der Kirche mehr und mehr die Augen für diese Ausgrenzungserfahrungen zu öffnen, sie für das Thema Berufung von Frauen zu sensibilisieren und sie zu weiteren Solidaritätsaktionen auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Kirche zu gewinnen. Denn noch immer gilt: die wichtigen Entscheidungen in der Kirche werden ausschliesslich von Männern getroffen, die Priester sind.

Am Ende des Wochenendes erlebten sich die Frauen gestärkt durch die vielen Begegnungen und Gespräche mit anderen Betroffenen. Sie sind sich ihrer Berufung noch intensiver bewusstgeworden und haben gezeigt, dass sie sich mit dem Feuer, das in ihnen brennt, nicht länger verstecken werden. Das gemeinsame Credo am Schluss: Der Weg muss freiwerden für Frauen als Priesterinnen und Diakoninnen. Wir werden zusammen mit vielen Glaubensschwestern in aller Welt dranbleiben und weiter für unsere Berufung kämpfen.

Philippa Rath
13. Juni 2022 | 10:20