Durchsetzungsinitiative der SVP (Ausschnitt)
Schweiz

«Durchsetzungsinitiative»: Da gibt es nur ein christlich überzeugtes Nein

Zürich, 11.2.16 (kath.ch) Die SVP hat mit ihrer «Durchsetzungsinitiative» im vergangenen Jahr vor allem Wahlkampf betrieben. Darüber abgestimmt wird am 28. Februar aber dennoch. Deshalb gilt es, erst recht als Christen, dagegen anzutreten und Nein zu sagen. Nein zu einem Menschenbild, das zu wissen vorgibt, was gut und was böse ist. Von Martin Spilker.

Die Partei, die hinter der «Durchsetzungsinitiative» steht, setzt gerne Schäfchen auf ihre Plakate. Wenn ich ein Schaf – ob schwarz oder weiss – sehe, dann kommt mir immer wieder eine der verrücktesten Geschichten aus dem Neuen Testament in den Sinn: das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Ein Hirte lässt 99 Schafe stehen, um das eine, verlorengegangene zu suchen. Er findet es, bringt es überglücklich zur Herde zurück und lädt seine Freunde gleich noch zu einem Fest ein.

Die Partei, die in der Öffentlichkeit bisweilen richtig abstossend mit dem Feindbild «Ausländer» spielt, würde ja vielleicht ein Schaf behalten. Dafür wohl gerne die andern 99 loswerden. Wer Menschen ohne Schweizerpass einzig und allein nach dem beurteilt, was sie falsch gemacht haben und sie dafür kurzerhand aus dem Land werfen will, der masst sich eine unerhörte Macht an.

Wir müssen anerkennen, dass Fehlverhalten, Gesetzesüberschreitungen, ja sogar Verbrechen stattfinden. Dagegen vorzugehen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe in einer Gesellschaft. In diesem Land funktioniert das in den allermeisten Fällen sehr gut. «Sündenböcke» einfach fortjagen zu wollen, zeugt nicht gerade von hoher Wertschätzung gesellschaftlicher Errungenschaften.

In der Präambel der Schweizer Bundesverfassung wird das Zusammenleben in diesem Land unter Gottes Schutz gestellt. Und es wird weiter gegenseitige Rücksichtnahme und Achtung der Vielfalt in der Einheit vorausgesetzt. – Diese Vielfalt ist es, die uns, die unsere Gesellschaft geprägt hat und die uns weiterbringt.

Der Mensch mir gegenüber – ob auf der Strasse, am Arbeitsplatz oder am Küchentisch – ist zuerst ein Mensch. Selbst wenn er einen Fehler begangen hat, ist er ein Mensch, von dem ich mich in keiner Art und Weise unterscheide. Bewohner dieses Landes, Mitglieder unserer Gesellschaft wie schwarze und weisse Schafe trennen zu wollen, zeugt von einer letztlich menschenverachtenden Überheblichkeit. Und es ist aus einer christlichen Grundhaltung betrachtet nicht akzeptabel. Darum ist diese Initiative ganz klar abzulehnen. (ms)

Flyer-Aktion gegen Durchsetzungsinitiative im Zürcher Hauptbahnhof: Pfarrer sind zufrieden

Durchsetzungsinitiative der SVP (Ausschnitt) | © printscreen 16.1.16 www.svp.ch
11. Februar 2016 | 10:01
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!