Die queere Theologin Susanne Birke beim Auftakt des synodalen Prozesses in Prag.
Schweiz

Bischöfe und LGBTQ ins Gespräch bringen: Susanne Birke verteilt in Prag Schokolade

Die queere Theologin Susanne Birke arbeitet für das Bistum Basel und engagiert sich für LGBTQ-Anliegen. Zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten verteilt sie in Prag Schokolade: für die Bischöfe und die Teilnehmenden des synodalen Prozesses.

Raphael Rauch

«Wir wünschen uns Akzeptanz. Offene Arme. Gott hat uns so geschaffen, wie wir sind. Wir möchten auch nicht einfach geduldet sein – wir sind Geschenk für die Kirche, mit all unseren Charismen und Talenten», sagt Chris aus Malta am Samstag in Prag.

«Segen für alle»

Chris ist zusammen mit anderen Katholikinnen und Katholiken nach Tschechien gereist, um für Reformanliegen zu werben. All das ist in Tatjana Distelis Tagebuch aus Prag nachzulesen. Die Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche ist Teil der Schweizer Delegation beim synodalen Prozess in Prag und informiert täglich über ihre Erfahrungen.

Anders als in der Schweiz, wo bei LGBTQ-Themen der «Segen für alle» oder die Missio canonica für queere Seelsorgende im Zentrum steht, geht es in manchen osteuropäischen Ländern ans Eingemachte. Tatjana Disteli berichtet von Ulla. In Polen habe sie kirchlicherseits den Satz zu hören bekommen: «Du kommst besser nicht mehr in die Kirche!»

«Dialog von Person zu Person»

Wer alles an dem Reform-Treffen teilgenommen hat, wollen die Veranstaltenden nicht verraten. Das Treffen solle ein «safe space» sein, heisst es in Prag. Menschen in Osteuropa hätten Angst vor Repressionen – von daher sei Anonymität zugesichert worden.

"Love is Love"
"Love is Love"

Den Teilnehmenden sei klar, dass die jahrhundertealte Homophobie der katholischen Kirche in Prag nicht bei einem synodalen Treffen ad acta gelegt werden könne. Ziel sei es, einen «Dialog von Person zu Person» zu etablieren. 

Queere Anliegen informell einbringen

«Es geht darum, dass wir uns überall auf den Weg machen. Homophobie bekämpfen Sie nicht, indem Sie einmal miteinander sprechen», sagt Susanne Birke. Die queere Theologin ist im Bistum Basel tätig. Noch im Kanton Aargau im Bereich Bildung und Propstei, doch bald wechselt sie als Seelsorgerin im Milieu nach Basel.

Susanne Birke ist Teil der AG Regenbogenpastoral des Bistums Basel.
Susanne Birke ist Teil der AG Regenbogenpastoral des Bistums Basel.

Susanne Birke ist nach Prag gekommen, um queere Anliegen informell einzubringen. Sie engagiert sich in der römisch-katholischen Arbeitsgruppe des «European Forum of LGBT Christian Groups» und im «Global Network of Rainbow Catholics». Sie sei Teil der beiden Gruppen und in dieser Funktion in Prag, sagt sie zu kath.ch.

Denn offiziell ist sie keine Delegierte des synodalen Prozesses. Im Gespräch mit kath.ch verweist sie auf die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen die katholische Weltkirche unterwegs sei. Gerade für den afrikanischen Raum sei die Forderung des Papstes nach der Entkriminalisierung von Homosexualität sehr wichtig gewesen.

Schweizer Bischöfe sollen in der Missio-Frage vorwärts machen

Umgekehrt versteht sie nicht, warum die Schweizer Bischöfe in der Missio-Frage nicht vorwärts machen. Während die deutschen Bischöfe das kirchliche Arbeitsrecht reformiert haben, müssen queere Seelsorgende im Bistum Basel nach wie vor um ihre Missio bangen.

Position des Bistums Basel

«Im Bistum Basel ist es in der Regel nicht möglich, in einen kirchlichen Dienst, der eine ›missio canonica’ voraussetzt, neu aufgenommen zu werden, wenn die betreffende Person in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt», schreibt Barbara Kückelmann, Pastoralverantwortliche und Ansprechperson für den Arbeitskreis Regenbogenpastoral im Bistum Basel, auf Anfrage des «pfarrblatt Bern».

«Wenn sich Seelsorgende auf Stellen bewerben, die keine ›missio canonica’ voraussetzen, so stellt sich die Frage gar nicht.»

Und: Mit Personen, die bereits im kirchlichen Dienst stünden und eine ›missio’ hätten, werde die Situation «individuell besprochen und nach einer für alle Beteiligten tragfähigen Lösung gesucht», sagt Kückelmann. Für Priester gelte die Zölibatsverpflichtung, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Die Seelsorgerin Susanne Birke macht keinen Hehl daraus, dass sie sich vom Basler Bischof Felix Gmür Bewegung in dieser Frage wünscht. Am Sonntagabend wird sie am Eröffnungsgottesdienst des synodalen Prozesses in Prag teilnehmen und Schokolade verteilen. Schoggi aus Tschechien – und aus der Schweiz.

5.2.2023, 20.30 Uhr: Wir haben den Text um die internationalen Verbände ergänzt, in denen sich Susanne Birke engagiert.


Die queere Theologin Susanne Birke beim Auftakt des synodalen Prozesses in Prag. | © Raphael Rauch
5. Februar 2023 | 18:04
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