Schweiz
Queere Aktivistin, geweihte Jungfrau: So divers ist die Schweizer Online-Delegation für Prag
Bischof Felix Gmür und drei Katholikinnen werden die Schweiz beim europäischen Synodentreffen in Prag vertreten. Online schalten sich zehn weitere Menschen zu – aus der Propstei in Wislikon. Die Gruppe ist divers: von der geweihten Jungfrau Claire Jonard bis zur queeren Aktivistin Mentari Baumann.
Raphael Rauch
Advent heisst Ankunft. Schon länger stehen die Namen der Schweizer Delegation für das europäische Synodentreffen in Prag fest. Diese besteht aus Bischof Felix Gmür, Tatjana Disteli, Helena Jeppesen und Cristina Vonzun.
«Radikale Inklusion»
Nun hat die Schweizer Bischofskonferenz die restlichen Namen bekannt gegeben: Online können sich zehn Menschen zuschalten, um mit Menschen aus ganz Europa über Synodalität und die Zukunft der Kirche zu diskutieren.
Weniger überraschend als die Teilnehmenden selbst ist das Motto, unter das die Schweizer Bischofskonferenz ihr Anliegen stellt: «Radikale Inklusion» sei der Anspruch einer synodalen Kirche. Konkret: Eine Kirche, «die für alle Menschen offen ist und deren Beteiligung am Einsatz für das Evangelium ermöglichen helfen soll».
«Hello Prague, this is Wislikofen calling»
Ein Beispiel für das Inklusionspotential der katholischen Kirche zeigt die Tatsache, dass in der Schweizer Online-Gruppe sowohl die geweihte Jungfrau Claire Jonard als auch die queere Aktivistin Mentari Baumann vertreten ist. Insgesamt sind die Frauen deutlich in der Überzahl: Bischof Felix Gmür begleiten in Prag drei Frauen; die Online-Gruppe besteht aus sieben Frauen und drei Männern.
«Um den Onlinedelegierten eine echte synodale Erfahrung zu ermöglichen und einen wirksamen Austausch der Schweizer Delegation untereinander sowie zwischen den Sprachgruppen zu erleichtern, werden sich die Onlinedelegierten in der Propstei Wislikofen (AG) versammeln und somit nicht nur auf digitaler Ebene am synodalen Austausch teilnehmen können», heisst es in einer Medienmitteilung der Schweizer Bischofskonferenz. «Es ist beabsichtigt, dass die Gruppe in Wislikofen, soweit vom Programm her möglich, gegenüber Medien Auskunft über den synodalen Prozess gibt. Der Ablauf der synodalen Versammlung in Prag und Online ist derzeit noch nicht bekannt.»
Im Folgenden eine Übersicht über die Teilnehmenden.
Wer ist Valentina Anzini?
Die Tessinerin ist in der Jugendpastoral tätig. Sie wurde 1993 in Locarno geboren und hat in Lugano und Freiburg Theologie studiert. Sie war Vizepräsidentin des Studentenausschusses der Theologischen Fakultät in Lugano.
Wer ist Renata Asal-Steger?
Die Luzernerin ist Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ). Anders als ihre deutsche Kollegin Irme Stetter-Karp, die nach Prag reisen wird, nimmt Renata Asal-Steger von der Schweiz aus am synodalen Prozess teil. Ein Porträt über Renata Asal-Steger finden Sie hier.
Wer ist Mentari Baumann?
Die Bernerin ist Geschäftsleiterin der Reformgruppe «Allianz Gleichwürdig Katholisch». Ihr Vater stammt aus Bern, ihre Mutter aus Indonesien. «Meine Wurzeln sind Teil meiner Identität, mein Indonesisch-Sein gehört zu mir», findet Mentari Baumann. Sie engagierte sich in der nationalen Geschäftsleitung der FDP-Frauen und war Präsidentin der Zürcher «Pride». Sie ist mit einer Frau verheiratet. Mehr dazu hier.
Wer ist Claire Jonard?
Die geweihte Jungfrau Claire Jonard koordiniert das Zentrum für Berufspastoral in der Westschweiz, das «Centre romand des vocations». Zunächst arbeitete sie in Belgien und kam später in die Schweiz. 2018 war sie Präsidentin des Weltjugendtag-Komitees (WJT) in der Romandie.
Wer ist Marie-Antoinette Lorwich?
Die Westschweizer Theologin engagiert sich in der Strassenpastoral bei den Ärmsten der Armen.
Wer ist Marjan Marku?
Der Priester des Bistums St. Gallen stammt aus dem Kosovo. Er ist der erste ausländische Priester im St. Galler Domkapitel. Marjan Marku wurde in Bincë im Kosovo geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Sarajevo (Bosnien und Herzegowina) und schloss die Studien in Wien mit dem Magister in Theologie ab.
Wer ist Schwester Luiza Milani?
Schwester Luiza Milani stammt aus Albanien, hat in Wien ein Wohnheim für Studentinnen geleitet und zugleich Kirchenmusikerin. Sie ist im Thurgau in der Migrationspastoral tätig.
Wer ist Simon Spengler?
Simon Spengler gehört zu den meinungsstärksten Theologen der Schweiz. Einst wollte er Zisterzienser werden, entschied sich aber für den Boulevard-Journalismus. Später wurde er Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz. Im Streit mit dem damaligen Generalsekretär Erwin Tanner und Medienbischof Alain de Raemy musste Spengler gehen und wechselte als Sprecher der Kantonalkirche nach Zürich.
Dass Simon Spengler nun offizieller Delegierter einer von der Schweizer Bischofskonferenz verantworteten Delegation wird, dürfte für ihn eine Genugtuung darstellen. Zugleich dürfte Simon Spenglers Teilnahme maximale Transparenz garantieren, was im Schweizer synodalen Prozess bislang nur teilweise gegeben war. Mehr zu Simon Spengler hier.
Wer ist Felix Terrier?
Felix Terrier ist Priester des Bistums Basel. Dort ist er für seine eigene Meinung bekannt. Er selbst sagte vor Jahren, er sehe sich als zeitgemässen Theologen, der die Menschen und nicht die kirchlichen Strukturen in den Vordergrund stelle: «Traditionen sollen sich auf die Menschen ausrichten und entwickeln.»
Wer ist Malika Schaeffer?
Malika Schaeffer hiess vor kurzem noch Malika Oueslati und ist für den Webauftritt und die sozialen Medien der Kantonalkirche in der Waadt zuständig.
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