Jakob Schmidlis Hof lag in der Nähe des Klosters Werthenstein.
Schweiz

SRF zeigt den letzten Ketzer

Der Dokumentarfilm über Jakob Schmidli wird am 28. August im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Der Kirchenhistoriker Gregor Emmenegger freut sich darüber.    

Sarah Stutte

Der Film «Der letzte Ketzer» der beiden Regisseure Manuel Dürr und Jan-Marc Furer erzählt die Geschichte des Luzerners Jakob Schmidli, der auch «Sulzig-Joggi» genannt wurde. Jakob Schmidli wohnte im 18. Jahrhundert als Kleinbauer im Entlebuch – in der Nähe des Klosters Werthenstein.

Schon früh befasste sich der Katholik mit evangelischer Erbauungsliteratur und gründet eine Bibelgruppe. Damit macht sich Schmidli im katholischen Luzern mächtige Feinde. 1747 wird er deshalb als subversiver Pietist auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

«Wollten den Film unbedingt senden»

Nachdem der Film Mitte Juni im Rahmen der «Studientage» der Universität Freiburg gezeigt wurde und in auserwählten Kinos in der Region lief, läuft «Der letzte Ketzer» nun am 28. August im Schweizer Fernsehen – in der Sendung «Sternstunde Religion».

«Wir haben die Dokumentation im Mai 2022 gesehen und wollten diesen Film unbedingt dem ›Sternstunden’-Publikum zugänglich machen. Wann genau er ausgestrahlt würde, liessen wir stets offen. Nun ist aber im August ein Sendeplatz freigeworden», erklärt Christian Walther, der bei SRF für die Auswahl der Religionsfilme zuständig ist.

Der Gedenkstein erinnert an Sulzig Joggi.
Der Gedenkstein erinnert an Sulzig Joggi.

Die Programmierung bei «Sternstunde Religion» bestehe aus Gesprächen und Filmen, die jeweils 60 Minuten dauern würden oder manchmal auch aus einem Film und einem Gespräch zu je 30 Minuten, so der «Sternstunden»-Redaktor Christian Walther.

«Manches, was ereignisabhängig ist, wird Monate im Voraus festgelegt, anderes kann je nach Aktualität verschoben werden. Und manchmal sagt auch einfach ein Gast ab. Deshalb kommt es immer wieder zu Lücken.», erklärt er.

Bis heute aktuell

Neben den beiden Regisseuren Manuel Dürr und Jan-Marc Furer freut sich auch der Kirchenhistoriker Gregor Emmenegger über die TV-Ausstrahlung. Er hat die Dokumentation mitkonzipiert und kommt auch darin zu Wort. Zudem hat er ein Begleitbuch zur Geschichte herausgegeben.

Über die Faszination daran sagt er: «Die Gestalt und das grausame Schicksal des Gottsuchers Schmidli hat mich gepackt. Geerdet und zugleich visionär übertritt er die Konventionen seiner Zeit – und bleibt mit seinen Ansichten bis heute aktuell». 

Kirchenhistoriker Gregor Emmenegger
Kirchenhistoriker Gregor Emmenegger

Mit dem Film und dem Buch soll seiner Bewegung ein Denkmal gesetzt werden. Gleichzeitig hätten die Beteiligten zeigen wollen, dass nicht einfach die Kirche oder der Staat schuldig sind. Es seien stets einzelne Individuen: Aufklärer, Priester und Ratsherren gewesen, die sich ­zum Wohle des ganzen Volkes mit drakonischen Strafen durchgesetzt hätten.

«Dass Kinos und jetzt auch das Schweizer Fernsehen unseren Film ins Programm aufgenommen haben, freut uns sehr. Es zeigt, dass auch komplexe historische Themen ohne Simplifizierung ein breites Publikum finden. Das macht uns Mut, weitere Projekte zu realisieren», so Gregor Emmenegger.

«Der letzte Ketzer» wird am Sonntag, 28. August um 10 Uhr auf SRF 1 gezeigt. Weitere Infos unter: www.der-letzte-ketzer.ch, Buchtipp: «Kirche, Macht und der letzte Ketzer», Verlag TVZ.


Jakob Schmidlis Hof lag in der Nähe des Klosters Werthenstein. | © zVg
31. Juli 2022 | 12:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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