Thomas Jäger
Schweiz

Warum das Bistum Limburg Thomas Jäger nicht zum Priester geweiht hat

Thomas Jäger stammt aus dem Bistum Limburg und wollte hier Priester werden. Doch der damalige Regens lehnte das ab: Jäger sei noch nicht reif genug. Also ging Jäger nach Liechtenstein – und wurde von Erzbischof Wolfgang Haas sofort zum Priester geweiht. 

Raphael Rauch

Warum wurde Thomas Jäger nicht Priester des Bistums Limburg?

Stephan Schnelle*: Thomas Jäger war von 2000 bis 2006 Priesterkandidat für das Bistum Limburg. Nach dem Studium ist er jedoch in das Erzbistum Vaduz gewechselt. Dafür mag es verschiedene Gründe geben. Ein Grund könnten natürlich unterschiedliche theologische Auffassungen liegen. Das Bistum Limburg gilt bei vielen ja als liberal.

Stephan Schnelle ist Sprecher des Bistums Limburg.
Stephan Schnelle ist Sprecher des Bistums Limburg.

Hätte das Bistum Limburg Thomas Jäger zum Priester geweiht? 

Schnelle: Die damaligen Verantwortlichen hatten vorgeschlagen, dass Thomas Jäger ein längeres Praktikum machen soll. Aus unserer Sicht waren die Voraussetzungen bei Thomas Jäger für die Weihe noch nicht erfüllt – wir hatten Fragezeichen. Das Praktikum sollte dazu dienen, zu einer verlässlichen Beurteilung zu kommen, ob ein Kandidat geeignet ist oder nicht. Das mag von Seiten eines Kandidaten als «Steine in den Weg legen» gedeutet werden, entspricht aber der Ernsthaftigkeit des Berufungsweges.

«Das Erzbistum Vaduz ist vom Bistum Limburg umfänglich informiert worden.»

Thomas Jäger hat sich auf das Praktikum nicht eingelassen, sondern hat sich in Vaduz zum Priester weihen lassen. Wie ist das beim damaligen Bischof Franz Kamphaus angekommen?

Schnelle: Eine solche Entscheidung steht jedem frei. Aber Bischof Kamphaus war sicherlich nicht begeistert davon. Das Erzbistum Vaduz hatte sich damals bei uns erkundigt und der damalige Regens schickte eine Art Gutachten nach Liechtenstein – auch mit kritischen Punkten. Das Erzbistum Vaduz ist vom Bistum Limburg umfänglich informiert worden. 

Was waren das für kritische Punkte?

Schnelle: Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann ich das nicht näher ausführen. Aber wir haben begründet, warum Thomas Jäger aus unserer Sicht noch nicht geweiht werden kann.

Der frühere Bischof von Limburg, Franz Kamphaus, wollte Thomas Jäger nicht zum Priester weihen.
Der frühere Bischof von Limburg, Franz Kamphaus, wollte Thomas Jäger nicht zum Priester weihen.

War Bischof Kamphaus nicht stinksauer, dass sein Votum in Vaduz missachtet wird?

Schnelle: Sagen wir’s mal so: Begeistert war er nicht. Und wenn ein Priester aus dem Bistum Limburg woanders geweiht wird, zum Beispiel in Rom, dann schickt das Bistum normalerweise einen Vertreter zur Priesterweihe. An Thomas Jägers Priesterweihe hat niemand von der Limburger Bistumsleitung teilgenommen – das kann durchaus als Zeichen des Protests gewertet werden.

Bei Thomas Jäger wurden Hitlers «Mein Kampf» und Kontaktdaten von Neonazis gefunden. Hatten Sie Hinweise auf eine mutmasslich rechtsextreme Gesinnung?

Schnelle: Hierzu ist mir nichts bekannt.

Gab es Hinweise auf eine mutmasslich pädophile Neigung?

Schnelle: Auch hierzu ist mir nichts bekannt.

Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas.
Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas.

Beunruhigt Sie, dass Thomas Jäger wieder in seiner Heimat lebt – also in Ihrer Diözese?

Schnelle: Thomas Jäger darf bei uns nichts machen. Die Kongregation für die Glaubenslehre hat die Verantwortlichen im Bistum Limburg darüber informiert, dass gegen Thomas Jäger in Liechtenstein ein Verfahren wegen Kinderpornografie läuft. Es gab auch eine Information über die Auflagen, die gegen ihn erlassen wurden, durch den Erzbischof von Vaduz. Thomas Jäger geht keiner Tätigkeit im Bistum Limburg nach und steht in keinem Anstellungsverhältnis.

«Es lohnt sich, in Prävention zu investieren.»

Sind Sie froh, dass Thomas Jäger nicht Ihr Problem ist, sondern das Problem von Erzbischof Wolfgang Haas?

Schnelle: Der Missbrauchskomplex betrifft die ganze katholische Kirche. Insofern macht uns der Fall Thomas Jäger betroffen. Aber es lohnt sich, in Prävention zu investieren und strenge Kriterien bei der Personalauswahl anzulegen – das gilt auch für die Priesterkandidaten.

* Stephan Schnelle ist Pressesprecher des Bistums Limburg. Thomas Jäger wollte gegenüber kath.ch nicht Stellung nehmen. Es gilt die Unschuldsvermutung.


Thomas Jäger | © Liechtensteiner Vaterland / Tatjana Schnalzger
29. Juni 2022 | 16:25
Lesezeit: ca. 2 Min.
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