RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
Schweiz

Renata Asal-Steger: «Die Kirche darf Frauen nicht mehr ausschliessen»

Gleiche Würde, gleiche Rechte: Das Anliegen von Frauen, queeren Menschen und Geschiedenen hat als erster Punkt im synodalen Bericht der Schweiz Eingang gefunden. «Die Kirche muss offen und einladend für alle Menschen sein – das sagt ja auch das Evangelium», findet RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger.

Regula Pfeifer

Sind Sie zufrieden, wie Frauenfragen an der nationalen synodalen Versammlung Thema waren?

Renata Asal-Steger*: Die Kirche darf Frauen nicht mehr ausschliessen. Das ist ein dringliches Anliegen. Dies ist nun explizit im nationalen Synodenbericht schriftlich festgehalten. Gefordert werden gleiche Würde und gleiche Rechte. Das ist eine Frage der G­­erechtigkeit. Diese Forderung geht nun nach Rom und wird hoffentlich in den Kontinental-Synodenbericht Eingang finden. Ebenso wichtig ist: Das Thema muss auch bei uns in der Schweiz aufgenommen und weiterverfolgt werden.

Eva Maria Faber (rechts) im Gespräch mit Renata Asal-Steger.
Eva Maria Faber (rechts) im Gespräch mit Renata Asal-Steger.

«Gleiche Würde, gleiche Rechte» ist sogar als erste Forderung angeführt.

Asal-Steger: Bei der schweizweiten synodalen Umfrage hat sich klar herauskristallisiert: Das ist ein zentrales Reformanliegen, weil die heutige Situation für die Mehrheit der Menschen, die an der Umfrage teilgenommenen haben, nicht mit einer glaubwürdigen katholischen Kirche vereinbar ist.  

«Menschen auszuschliessen widerspricht der Botschaft des Evangeliums.»

Wären Sie aktiv geworden, wenn das Anliegen nicht drin gewesen wäre?

Asal-Steger: Auf jeden Fall. Es hätte mich jedoch sehr überrascht, wenn diese Forderung nicht als eines der zentralen Anliegen im Bericht aufgenommen worden wäre. Menschen auszuschliessen – und das betrifft neben Frauen auch queere oder wiederverheiratete Menschen – widerspricht der Botschaft des Evangeliums, dass die Kirche offen und einladend sein muss.

«Miteinander synodal unterwegs zu sein, lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln.»

Wie haben Sie die Synode erlebt?

Asal-Steger: Ich bin froh, dass diese nationale synodale Versammlung nun doch noch stattgefunden hat. Das war ja nicht von Anfang an so geplant gewesen. Für mich waren der heutige Tag sowie die Diskussionen und Begegnungen eine intensive und spannende Erfahrung. Und es war ein erstes Übungsfeld. Wir müssen lernen, miteinander synodal unterwegs und im Gespräch zu sein. Das lässt sich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Das hat der heutige Tag auch gezeigt. Ebenso wurde deutlich, dass dieser Prozess weitergehen muss.

Bischof Felix Gmür und Renata Asal-Steger bei der symbolischen Übergabe der synodalen Anliegen.
Bischof Felix Gmür und Renata Asal-Steger bei der symbolischen Übergabe der synodalen Anliegen.

«Es kam eine grosse Vielfalt an Themen zutage, die beschäftigen.»

Wie fanden Sie die Diskussionen?

Asal-Steger: Die Teilnehmenden haben engagiert diskutiert und beraten. Es kam eine grosse Vielfalt an Themen zutage, die beschäftigen. Jetzt müssen Prozessabläufe und Strukturen geschaffen werden, damit wir auch auf schweizerischer Ebener synodal weitergehen und die Erneuerung der Kirche angehen können. Die Bereitschaft, diesen Weg weiter zu verfolgen, ist da und war heute deutlich spürbar.

* Renata Asal-Steger (61) ist Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und Synodalrätin der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern. Sie äusserte sich am Montag im Anschluss an die nationale synodale Versammlung in Einsiedeln.


RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger an der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln. | © Christian Merz
2. Juni 2022 | 14:24
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