Synodaler Prozess: Bischof Joseph Bonnemain (rechts) im Gespräch mit Viktor Diethelm.
Schweiz

Viktor Diethelm: «Junge Menschen erwarten, dass wir jetzt loslegen»

Die synodale Versammlung in Einsiedeln war zunächst ohne Interessensvertreter der Jugendorganisationen geplant. Nach kritischen Rückmeldungen wurde Viktor Diethelm (47) doch noch eingeladen. Die Ergebnisse der synodalen Versammlung findet er zu unkonkret.

Regula Pfeifer

Sind im nationalen Synodenentwurf die Anliegen der Jugendlichen vertreten?

Viktor Diethelm*: Die entscheidenden Themen für Jugendliche und junge Erwachsene sind drin: Gleichberechtigung und Offenheit gegenüber allen Menschen, egal welcher Orientierung. Doch ein Problem bleibt: Junge Menschen waren nur sehr schwach in den synodalen Prozess einbezogen. Dabei sind sie doch sehr engagiert in der Kirche.

«Mir fehlt die Überlegung: Wie können wir Junge einbeziehen in synodale Prozesse?»

Mir fehlt die Überlegung: Wie können wir sie einbeziehen in synodale Prozesse? Das habe ich an der nationalen synodalen Versammlung eingebracht.

Viktor Diethelm
Viktor Diethelm

Was genau schlagen Sie vor?

Diethelm: Ich habe vorgeschlagen, einen eigenen Schwerpunkt zu setzen zur Frage: Wie erreichen wir, dass sich junge Menschen beteiligen? Wie können wir junge Menschen in Entscheidungen einbeziehen?

Thomas de la Barre
Thomas de la Barre

«Jetzt bleibt es in der Luft – und dauert wieder seine Zeit.»

Sind Sie damit durchgedrungen?

Diethelm: Nein. Es wäre super gewesen, wenn wir uns auf etwas Konkretes und Verbindliches hätten einigen können. Jetzt bleibt es in der Luft – und es dauert wieder seine Zeit. Dabei erwarten junge Menschen, dass wir loslegen und die ersten konkreten Projekte anlaufen. 

Audrey Boussat
Audrey Boussat

Zum Beispiel?

Diethelm: Ich hätte etwas in die Richtung erwartet: Wir führen jetzt den synodalen Prozess in den Lebensräumen der jungen Menschen weiter. Bischof Felix Gmür hat ja gesagt, es brauche ein Organ für die synodalen Anliegen auf nationaler Ebene. Ich hoffe, da gehen die jungen Menschen nicht vergessen. Sie sollen auch in die weiteren synodalen Gespräche auf nationaler Ebene einbezogen werden. 

Nationale synodale Versammlung in Einsiedeln, Mai 2022
Nationale synodale Versammlung in Einsiedeln, Mai 2022

«Es wäre interessant, einen synodalen Prozess nur unter jungen Menschen zu machen.»

Welche Ideen entwickeln Sie, damit Sie junge Menschen besser zusammenbringen können?

Diethelm: Im Bistum Basel läuft das Projekt «Teilhabe junger Menschen in der Kirche». Damit versuchen wir, junge Menschen besser einzubinden. In Einsiedeln kamen eine Tessiner Kollegin und ich zum Schluss: Es wäre interessant, einen synodalen Prozess nur unter jungen Menschen zu machen. Wir vermuten, es gäbe unter jungen Menschen auch weniger sprachregionale Differenzen.

Nationale synodale Versammlung: Die Reformgruppe "Allianz Gleichwürdig Katholisch" begrüsst die Ankommenden.
Nationale synodale Versammlung: Die Reformgruppe "Allianz Gleichwürdig Katholisch" begrüsst die Ankommenden.

Was nehmen Sie aus Einsiedeln konkret mit?

Diethelm: Wir müssen unbedingt schweizweit in einen Austausch kommen – über die Sprachgrenzen hinweg. Das passiert zwar bereits an den Weltjugendtagen. Aber um über die Gestaltung von Kirche zu diskutieren, braucht es ein anderes Setting. Ein Diskussionsworkshop oder eine Zukunftswerkstatt in dem Umfang passt nicht in den festlichen Glaubensanlass der Weltjugendtage.

* Viktor Diethelm (47) leitet die Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit in Luzern. Er vertritt die Jugendverbände Jungwacht-Blauring (Jubla) und Verband Katholischer Pfadi (VKP) sowie die Damp (Ministrant:innenpastoral). Zuerst waren diese nicht zum synodalen Prozess nach Einsiedeln eingeladen worden. Nach verschiedenen Interventionen wurde Viktor Diethelm kurzfristig eingeladen.


Synodaler Prozess: Bischof Joseph Bonnemain (rechts) im Gespräch mit Viktor Diethelm. | © Christian Merz
2. Juni 2022 | 09:45
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