Die Richter Giuseppe Pignatone (l.) und Carlo Bonzano (r.) beim Strafprozess um den Finanzskandal im Staatssekretariat, 27. Juli 2021
Vatikan

Vatikan-Strafprozess: Kardinal Beccius Sekretär spricht von Anweisungen

Beim Strafprozess rund um den vatikanischen Finanzskandal ist am Mittwoch Mauro Carlino befragt worden. Der ehemalige Sekretär von Kardinal Giovanni Angelo Becciu soll Deals mit Finanzmaklern durchgeführt haben. Er streitet Verantwortung ab. Am Dienstag ist der Schweizer Finanzexperte Rene Brülhart dran.

Von Richter, Strafverfolger und Anwälten befragt, betonte Carlino immer wieder nur ein «Mann Gottes» zu sein, aber kein Experte für administrative Angelegenheiten. Er habe immer nur auf Anweisung gehandelt.

Deals betreffend Luxusimmobilie in London

Im Mittelpunkt der Befragung standen Dokumente und Schriftverkehr mit Verantwortlichen im Zusammenhang mit der Luxusimmobilie in London. Demnach soll Carlino im Auftrag Beccius wie auch von dessen Nachfolger, Erzbischof Edgar Pena Parra, Deals mit Finanzmaklern durchgeführt haben, um Gelder des Staatssekretariats anzulegen.

Kardinal Becciu im Blick

Im Zentrum des Prozesses stehen verlustreiche Investitionen des Staatssekretariats in ein Luxusgebäude in London. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Becciu. Dieser hatte von 2012 bis 2018 als Substitut eine Schlüsselrolle in der Behörde.

Unregelmässigkeiten bei Überweisungen in Beccius Heimatbistum und die dortige Caritas sowie Zahlungen an die selbst ernannte Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sind ebenfalls Thema im Prozess. Becciu werden Veruntreuung und Amtsmissbrauch sowie Verleitung zur Falschaussage vorgeworfen. Mitte März hatte Becciu in einer ersten Befragung seine Unschuld beteuert.

Am Dienstag ist der Schweizer Finanzexperte dran

In der nächsten Woche wird die Anfang März begonnene Hauptverhandlung fortgesetzt. Formfragen hatten den Prozess über ein halbes Jahr lang ausgebremst. Kommenden Dienstag wird Finanzexperte Rene Brülhart befragt, bis 2019 Präsident der vatikanischen Finanzaufsicht.

Am Mittwoch schliesst eine erneute Befragung von Kardinal Becciu an. Was den Fall von Cecilia Marogna und seine Beziehung zu ihr angeht, wird er sich nicht mehr wie bisher auf eine Verschwiegenheitspflicht des Päpstlichen Geheimnisses berufen können. Davon habe der Papst Becciu entbunden, so der Vorsitzenden Richter Giuseppe Pignatone, indem er am Mittwoch eine entsprechende Antwort von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verlas. (cic)

Die Richter Giuseppe Pignatone (l.) und Carlo Bonzano (r.) beim Strafprozess um den Finanzskandal im Staatssekretariat, 27. Juli 2021 | © KNA
31. März 2022 | 11:11
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