Josef Pospiech

Pfarrer Josef Pospiech ist gestorben

Am Dienstag, 22. Oktober 2021, dem Gedenktag des heiligen Papstes Johannes Paul II., starb im Paulusheim in Visp der älteste Priester unseres Bistums, H.H. Josef Pospiech. Er stand in seinem 106. Lebensjahr und im 82. Jahr seines Priestertums.

Der glücklichste Tag

Die Beschreibung dieses langen Lebens würde mehrere Schulstunden in Geschichte und Theologie interessant und lehrreich füllen. Es begann am 24. Dezember 1915 in Königshütte (Oberschlesien/Polen). Nach der Matura am Gymnasium seiner Heimatstadt begann der junge Josef 1934 das Theologiestudium an der Jagiellonischen Universität in Krakau (Polen). Dieses Studium schloss er mit dem Magister der Moraltheologie ab. In denselben Jahren studierte auch Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II. an dieser Universität. Ob sich beide begegneten, ist nicht bekannt, doch verehrte Pfarrer Pospiech diesen Papst aus seiner eigenen Heimat sehr.

Am 25. Juni 1939 wurde Pospiech in der Kathedrale des Bistums Kattowitz zum Priester geweiht. Dieser Tag war für ihn «der glücklichste Tag meines Lebens. «Diese Gnade verdanke ich in erster Linie dem Herrn. Dann betete meine tief fromme Mutter unablässig. Wir hatten in unserer Pfarrei einen vorbildlichen Ortspfarrer und einen sehr demütigen Religionslehrer am Gymnasium. Und heutzutage ist für mich die heilige Eucharistie der tägliche Höhepunkt meines Priesterlebens.» Anschliessend wirkte er bis 1941 als Vikar im oberschlesischen Friedenshütte.

Das Tausendjährige Reich

Der Zweite Weltkrieg, der 1939 durch einen vorgetäuschten Überfall auf den Radiosender Gleiwitz in unmittelbarer Nähe der Heimat von Pfarrer Pospiech begann, machte dem Plan vieler Menschen ein Strich durch die Rechnung. Die Nazis, die neben den Juden auch alles Katholische hassten schickten fast alle Geistlichen in die deutsche Wehrmacht, so auch Pospiech, der 1941 einberufen wurde. Hier leistete er bis Kriegsende Sanitätsdienst in verschiedenen Lazaretten. Nach dem Niedergang des «Tausendjährigen Reiches» geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er sich in der Seelsorge an seinen Mitgefangenen so verausgabte, dass er sich nach seiner Entlassung in ärztliche Behandlung ins Ruhrgebiet begeben musste. Dort empfahlen ihm die Ärzte gesundheitshalber die Schweizer Bergwelt. So zog Pospiech 1953 nach Arosa, wo er als Vikar tätig war, 1954 -1963 war er Vikar in Kloten.

Im Oberwallis

Im September 1963 ernannte ihn Bischof Nestor Adam zum Pfarrer von Inden. Zudem sollte er die Rheumaklinik von Leukerbad als Seelsorger zu betreuen haben und auch Aushilfe im Vereins- und Schulleben des Bäderdorfes zu leisten. Über seine Zeit in Inden schrieb Pfarrer Pospiech: «Nach 9jähriger Tätigkeit als Vikar in Zürich-Kloten habe ich mit Freude die Seelsorge in der Pfarrei Inden, deren Gotteshaus der Mutter vom guten Rate geweiht ist, aufgenommen. Die tiefe Frömmigkeit meiner Pfarrkinder hat mich beeindruckt und ich versuchte, durch eine weitere Marienverehrung (jeden 13. des Monats eine Fatimaandacht) sie noch näher zu Christus zu führen. Wie weit das gelungen ist, weiss Gott allein.» Die Menschen in diesen beiden Dörfern wussten seine Arbeit sicher zu schätzen, denn sowohl in Leukerbad als auch in Inden erhielt er das Burgerrecht. Nach einem Herzinfarkt musste er 1971 die Pfarrei Inden aufgeben. Bischof Nestor Adam ernannte ihn anschliessend zum Spitalpfarrer von Brig, ein Amt, das er bis 1976 versah. 1971-1977 wirkte er als Spiritual im Erholungsheim vom «seraphischen Liebeswerk» in Brig.

Im Unruhestand

Seither lebte Josef Pospiech im Altersheim in Naters und im Marienheim in Brig im «Ruhestand», wobei dies für den Priester Pospiech nicht bedeutet, die Hände in den Schoss zu legen. Vielmehr engagiert er sich jeweils als Altersheimseelsorger und seit 1976 half er mehrmals jährlich im Flüeli-Ranft in Exerzitien aus, die von Patres vom Orden der Regularkanoniker vom Hl. Kreuz gehalten werden. Zudem war er ein gefragter Beichtvater vieler Menschen aus dem ganzen Oberwallis. Anlässlich seines 99. Geburtstages verlieh ihm Papst Franziskus 2015 den Titel eines Prälaten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Josef Pospiech im Paulusheim in Visp – körperlich angeschlagen, doch geistig noch rüstig. Hier konnte er am 25. Juni 2019 auch das seltene 80jährige Priesterjubiläum feiern. Unter den zahlreichen Gratulanten stand an erster Stelle Papst Franziskus, der in einem Handschreiben folgende Worte an den Jubilaren richtete: «Dem hochwürdigen Monsignore Josef Pospiech entbiete ich in Dankbarkeit für sein treues Wirken im Weinberg des Herrn meine besten Wünsche anlässlich seines 80-jährigen Priesterjubiläums. Gerne empfehle ich ihn der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria und erteile ihm als Unterpfand reicher himmlischer Gaben von Herzen den Apostolischen Segen».

Josef Pospiech wird am Montag in der Aufbahrungskapelle in Brig aufgebahrt, die Beerdigungsmesse findet am Dienstag, um 10.15 Uhr in der Pfarrkirche von Brig statt. Möge Christus, der gute Hirte seinen treuen Diener nun in die ewige Heimat aufnehmen und ihm allen Segen, den er in all seinen Priesterjahren gespendet hat, vergelten. R.I.P.

KID/Paul Martone

Josef Pospiech | © zVg
kid
22. Oktober 2021 | 17:09