Der Franziskaner Paul Zahner wirkt als geistlicher Assistent der neuen Franziskanischen Gemeinschaft Zürich
Schweiz

Zürcher im Gefolge der Heiligen Franz und Klara

In Zürich entsteht eine neue Franziskanische Gemeinschaft. Einige der Beteiligten wollen das Ordensversprechen ablegen – werden aber keine Kutte tragen, wie Bruder Paul Zahner erklärt.

Regula Pfeifer

Bruder Paul Zahner trägt eine braune Kutte und eine weisse Kordel, die äusseren Zeichen des Franziskanerordens. Er empfängt die Journalistin im Dachstock des Hauses an der Hofackerstrasse 19 in Zürich. Hier erzählt er von der Gründung der Franziskanischen Gemeinschaft Zürich (FG Zürich) am Samstag.

Vom Direktor zum geistlichen Assistenten

Zahner ist Guardian der vier Ordensmänner, die seit dem 4. Oktober 2017 an dieser Adresse leben. Und er ist spiritueller Assistent der entstehenden Laienorganisation. Spirituelle Assistenten werden Ordensmänner oder Ordensfrauen bezeichnet, die den spirituellen Weg der Gemeinschaft und ihrer Mitglieder begleiten und unterstützen. Zumindest seit 1978, als unter Papst Paul VI. die neuen Regeln des sogenannten «Ordo Franciscanus Saecularis» (OFS) in Kraft traten. Diese waren eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Ziele der Franziskanischen Gemeinschaft*

  • Wir leben das Evangelium in Freiheit und Geschwisterlichkeit, inspiriert durch Franz und Klara von Assisi, und begeistern dadurch andere zu dieser Lebensweise.
  • Wir pflegen vielfältige Formen gelebten Glaubens und leben und fördern dabei die Ökumene und den interreligiösen Dialog.
  • Wir unterstützen und fördern ökologisches Verhalten.
  • Wir leisten einen Beitrag im Franziskanischen Geist und Sinn zum Aufbau der allumfassenden Kirche als geschwisterliche Glaubensgemeinschaft.

* Formuliert im Flyer der Franziskanischen Gemeinschaft der Deutschschweiz

Paul Zahner hat das Ganze als Vernetzer ermöglicht – unterstützt durch die FG Winterthur. Im Winter 2018 kam erstmals eine Interessengruppe für eine FG Zürich zusammen, die sich seither monatlich trifft. Die rund 15 bis 20 Beteiligten bringen teilweise Erfahrungen aus anderen franziskanischen Gruppierungen mit. Andere haben einen freikirchlichen oder charismatischen Hintergrund oder – etwa als Flüchtlinge – nichtchristliche Glaubenserfahrungen.

Ordensversprechen in der Laienorganisation

Wer normales Mitglied einer FG ist, kann laut Zahner irgendeiner christlichen Konfession angehören. Wer hingegen das Ordensversprechen ablegt – was einer stärkeren Verpflichtung entspricht – muss katholisch sein. Doch niemandem von ihnen wird das anzusehen sein.

Ein paar der Beteiligten sind auf diesem Weg. Vier Personen werden am Samstag ins Vorbereitungsjahr für die Aufnahme in den Laienorden geschickt. Drei Frauen und ein Mann sind schon weiter. Sie werden am 12. Dezember ihr Ordensversprechen ablegen.

Was sie zu diesem Schritt bewegt, erzählen die Spital- und Klinikseelsorgerin Sabine Zgraggen und die Bankerin Marianne Suter demnächst auf kath.ch.

Der Franziskaner Paul Zahner wirkt als geistlicher Assistent der neuen Franziskanischen Gemeinschaft Zürich | © Sabine Zgraggen
19. September 2020 | 07:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Drei Fragen an Paul Zahner

Was ist wichtig für eine Aufnahme in die Franziskanische Gemeinschaft?

Die Begeisterung für das franziskanische Leben – und die Bereitschaft, dieses ins eigene Leben zu integrieren.

Was ist der Unterschied zum Leben als Franziskaner?

FG-Mitglieder leben in Familie, Partnerschaft oder als Single und gehen einem Beruf nach. Sie sind freier als Ordensleute. Letztere können beispielsweise an einen anderen Ort versetzt werden.

Welchen Umgang mit der Schöpfung sollen sie pflegen?

Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus soll wegweisend sei. Die Papstenzyklika «Laudato si» stellt dies vorbildlich dar. Jeder und jede soll dies auf eigene Art umsetzen. Ich habe beispielsweise nie autofahren gelernt. (rp)