Universität Freiburg (Schweiz) Miséricorde
Schweiz

Uni Freiburg äusserst sich nicht zum Fall Philippe

Freiburg, 8.3.19 (kath.ch) Der Dominikaner Jean-Dominique Philippe missbrauchte laut einem Dokfilm des TV-Senders «Arte» mindestens eine Nonne mehrfach. Philippe lehrte auch an der Universität Fribourg. Die Hochschule verurteilt sexuelle Übergriffe und bekämpft sie präventiv, äussert sich aber auf Anfrage nicht zu den Fällen.

Im Arte-Dokfilm «Gottes missbrauchte Dienerinnen» berichten Ordensfrauen von sexuellen Missbräuchen durch hierarchisch über ihnen stehende Kleriker. Ein Opfer aus Frankreich nennt den 2006 verstorbenen Jean-Dominique Philippe als Täter. Dieser kam in seiner Rolle als geistlicher Beistand mit der Novizin Anfang der 70er-Jahre in einem Kloster in Boulogne bei Paris in Kontakt. Die Missbräuche zogen sich laut dem Film über zwei Jahre hin.

Uni verurteilt nachdrücklich Missbrauchsfälle

In dieser Zeit war Jean-Dominique Philippe ausserdem Professor an der Hochschule in Freiburg. Er lehrte dort von 1945 bis 1982 antike Philosophie und Metaphysik. Zum konkreten Fall nimmt die Universität Freiburg nicht Stellung. «Die Universität verurteilt mit Nachdruck jegliche Art von Missbrauchsfällen», teilt Sprecherin Claudia Brülhart mit.

Machtgefälle zwischen Dozierenden und Studierenden

Ein Machtgefälle besteht aber nicht nur innerhalb von Orden, sondern auch zwischen Dozierenden und Studierenden. Die Universität verfüge heute über ein «reiches Instrumentarium zum Schutz ihrer Studierenden und Angestellten», so Brülhart weiter.

«Die Universitätsleitung ist sich der Thematik der Machtgefälle und möglichen daraus entstehenden Abhängigkeiten sehr bewusst und hat verschiedene Massnahmen ergriffen. Die Fakultäten wurden entsprechend sensibilisiert und die Universität behandelt die Thematik regelmässig in den internen Medien und über ihre verschiedenen Kanäle gegen aussen.»

Ombudsstelle und Richtlinien

Als ein inzwischen geschaffenes Instrument zur Missbrauchsprävention nennt die Sprecherin eine Ombudsstelle. Weiter existierten Richtlinien betreffend Massnahmen in Fällen von sexueller Belästigung. Weitere Anlaufstelle in solchen Fällen sei auch die Dienststelle für die Gleichstellung von Frau und Mann.

Im Übrigen unterstehe die Universität der Personalgesetzgebung des Kantons Freiburg und habe somit Teil an den verschiedenen Präventionsmassnahmen des Staates. So nahmen laut Brülhart 2018 sämtliche Kadermitarbeitende der Universität an einem Präventions- und Sensibilisierungshalbtag teil.

Missbrauchsfälle von Vatikan anerkannt

Die Missbrauchsvorwürfe gegen Philippe werden mit der Ausstrahlung des Films nicht zum ersten Mal erhoben. Anschuldigungen gab es erstmals sieben Jahre nach seinem Tod im Jahr 2006. Laut den Websites der von Philippe gegründeten Johannes-Gemeinschaft in Frankreich und Österreich erhielt der Generalprior der Gemeinschaft 2013 «glaubwürdige und miteinander übereinstimmende Zeugenaussagen, wonach Philippe an mehreren erwachsenen Frauen, die er geistlich begleitete, Handlungen verübt habe, die dem Gelübde der Keuschheit widersprechen.» Diese Aussagen seien im Jahr 2016 auch offiziell von der «Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens» in Rom, bestätigt worden. (uab)

Universität Freiburg (Schweiz) Miséricorde | © Barbara Ludwig
8. März 2019 | 14:53
Lesezeit: ca. 2 Min.
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