Kehrichtverbrennung in Zürich
Schweiz

Schweiz erhält in Katowice den Anti-Klimapreis

Katowice/Luzern, 8.12.18 (kath.ch) Die Schweiz hat am Freitag an der 24. Uno-Klimakonferenz im polnischen Katowice den Anti-Klimapreis «Fossil of the day» erhalten. Diesen vergibt ein Netzwerk von Umweltorganisationen weltweit jeden Tag während der Klimakonferenz.

Das Climat Action Network International hat der Schweiz den unrühmlichen Preis «Fossil of the day» am 7. Dezember verliehen. Den Grund dafür nennt die Gruppe «Champions of Change» auf ihrer Facebookseite: «Der Schweizer Verhandlungsleiter schlug vor, dass Klimafinanzierungen der Industrieländer ‹nicht neu und zusätzlich› zu bestehenden Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit bereitgestellt werden müssen.» Damit werde der Klimaschutz gegen die Unterstützung der ärmsten Menschen ausgespielt.

Beobachter vom Fastenopfer

«Champions of Change» ist eine Gruppe des katholischen Hilfswerks Fastenopfer, die den Klimagipfel vor Ort beobachtet. Sie besteht aus zehn Jugendlichen und wird von Daniel Wiederkehr geleitet, der beim Fastenopfer zuständig ist für Jugendprojekte und Bildung. Die Gruppe befindet sich in einem internationalen Jugendcamp mit der Bezeichnung «Agora», das parallel zum offiziellen Klimagipfel stattfindet. Der Fastenopfer-Delegation gehören zudem Geschäftsleiter Bernd Nilles und Stefan Salzmann an, der beim Hilfswerk für den Bereich Klima- und Energiepolitik zuständig ist. Sie werden in Katowice an den offiziellen Verhandlungen teilnehmen.

Wenn die Klimafinanzierung «nicht neu und zusätzlich» ist, bedeutet das, dass hoch entwickelte Länder einfach auf normale Entwicklungsgelder zurückgreifen, kritisiert die preisvergebende Organisation Climat Action Network International. Damit riskierten andere Entwicklungsbereiche wie Menschenrechte, Gender, Bildung und Gesundheit weniger Aufmerksamkeit zu erhalten.

https://www.facebook.com/1054846014695170/videos/229883717726725/

 

«Der Preis ist durchaus verdient», heisst es auf der Facebook-Seite von «Champions of Change», also der Fastenopfergruppe in Katowice. «Es verwundert, dass die Schweiz eine zentrale Übereinkunft der Klimarahmenkonvention kippen will.» Bernd Nilles, Geschäftsleiter von Fastenopfer, findet die Preisvergabe «gerechtfertigt», wie er in einem Video festhält. «Geld zur Bekämpfung von Armut wird rübergeschoben zur Bekämpfung des Klimawandels», erklärt Nilles. Und meint dazu: «Ich finde, man kann nicht Klima gegen Armut ausspielen.» Das Video hat Silvan Hohl von «Underkath» gemeinsam mit Mario Stankovic von den «Champions of Change» hergestellt.

Fastenopfer ist indirekt im Netzwerk

Weder die Gruppe «Champions of Change» noch das Hilfswerk Fastenopfer sind Mitglied von Climat Action Network International (CAN). Allerdings ist Fastenopfer als Mitglied der Schweizer Arbeitsgemeinschaft Alliance Sud und des internationalen Verbunds katholischer Entwicklungsorganisationen CIDSE indirekt Teil von CAN Europe, dem europäischen Zusammenschluss von über hundert NGOs aus Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit, wie Madlaina Lippuner von Fastenopfer auf Anfrage erklärt. Zudem sei Geschäftsführer Bernd Nilles Mitglied des Vorstands von CAN Europe.

Am selben Tag wie die Schweiz erhielt auch Deutschland den unrümlichen Preis. Und zwar für sein Verfehlen der Emissionsziele 2020 um 8 Prozent und den nicht gelungenen Ausstieg aus der Kohle-Wirtschaft, wie das Netzwerk schreibt.

An der bis Freitag dauernden Weltklimakonferenz nehmen Vertreter aus rund 200 Ländern teil. Das 2015 in Paris beschlossene Klimaabkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. (rp/kna) (ergänzt 10.12.)

Kehrichtverbrennung in Zürich | © Regula Pfeifer
8. Dezember 2018 | 17:47
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