Alessandra Zumthor, Direktorin des "Giornale del Popolo"
Schweiz

«Dank der Trennung können wir uns in totaler Freiheit bewegen»

Lugano, 20.7.17 (kath.ch) Die Direktorin der katholischen Tessiner Tageszeitung «Giornale del Popolo», Alessandra Zumthor, zeigt sich im Gespräch mit kath.ch überzeugt: Der Entscheid, sich vom «Corriere del Ticino» zu trennen, war richtig. Man habe Kündigungen und einen ganz anderen publizistischen Auftritt verhindern können.

Barbara Ludwig/Regula Pfeifer

Wie haben die beiden Zeitungen bisher zusammengearbeitet?

Alessandra Zumthor: Wir hatten eine publizistische und verlegerische Zusammenarbeit. Es ging um die Übernahme von kleinen lokalen Meldungen und der Sportseiten vom Montag sowie um gemeinsame Informatikstrukturen.

Weshalb hat das «Giornale del Popolo» vor 14 Jahren die Zusammenarbeit initiiert?

Zumthor: Damals befand sich unsere Zeitung in einer schwierigen finanziellen Situation. Der «Corriere del Ticino» sprang ein mit mehreren Millionen Franken und rettete die Zeitung. Wir werden dafür immer dankbar sein, auch wenn wir sagen können, dass wir in den vergangenen 14 Jahren die übermittelte Summe bei weitem zurückgegeben haben.

Wer hat das Ende der Kooperation beschlossen?

Zumthor: Bischof Valerio Lazzeri, der Herausgeber unserer Zeitung, im Einverständnis mit der Direktion des «Giornale del Popolo».

Was waren die Gründe für den Entscheid?

Zumthor: Der «Corriere del Ticino» hatte beschlossen, die Belegschaft um rund zwanzig Mitarbeitende zu verkleinern. Von 28 Mitarbeitenden hätten wir auf 9 heruntergehen sollen! Zudem hätte unsere Zeitung sehr viele Seiten vom «Corriere del Ticino» übernehmen müssen. Sie wäre also zu einer Tageszeitung geworden, in der wir uns nicht mehr wiedererkannt hätten.

Welche Vorteile bringt Ihnen diese Trennung?

Zumthor: Sie erlaubt uns, uns in totaler Freiheit zu bewegen – auch auf dem nationalen Werbemarkt. Deshalb packe ich gleich die Chance, um darauf hinzuweisen, dass das «Giornale del Popolo» die einzige und letzte katholische Tageszeitung in der ganzen Schweiz ist und bleibt. Unternehmer, die sich den Idealen unserer Zeitung nahe fühlen und die Botschaft über ihren Betrieb auf unseren Seiten verbreiten möchten, können uns problemlos kontaktieren – auch Unternehmer aus anderen Kantonen. Die Webseite des «Giornale del Popolo» und die E-Paper-Ausgabe werden in der ganzen Schweiz gelesen.

«Unsere Webseite und die E-Paper-Ausgabe werden in der ganzen Schweiz gelesen.»

Der «Corriere del Ticino» besitzt 49 Prozent der Aktien. Bleibt das so?

Zumthor: Für den Moment ja; wie es in Zukunft weitergeht, werden wir sehen.

Wie gross ist aktuell die Auflage Ihrer Zeitung?

Zumthor: Die Zahl ist noch vertraulich; im Herbst werden wir erneut unsere Leserzahlen bekannt machen. Im Moment werden nur die gemeinsamen Leserzahlen der beiden Zeitungen publiziert. Um einen Eindruck zu geben: Die beiden Zeitungen haben zusammen rund 120’000 Leserinnen und Leser.

Alessandra Zumthor, Direktorin des «Giornale del Popolo» | © zVg
20. Juli 2017 | 14:30
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