Muslime beim Freitagsgebet in Kreuzlingen
Schweiz

Albanische Muslime bekennen sich zum Rechtsstaat

Bern, 20.3.17 (kath.ch) Die albanischen Muslime in der Schweiz bekennen sich zum Rechtsstaat und distanzieren sich von Gewalt. Die Union der Albanischen Imame in der Schweiz und der Albanisch islamische Verband Schweiz unterzeichnen am Montag im «Haus der Religionen» eine entsprechende Charta, wie die «NZZ am Sonntag» (19. März) berichtete. Die beiden Dachverbände vertreten gemeinsam 80 bis 100 albanische Kulturvereine beziehungsweise Moscheen.

Die Rechtsstaatlichkeit sei allen Theorien, Interpretationen oder religiösen Institutionen übergeordnet, heisst in dem Dokument, das 13 Punkte auflistet und das kath.ch vorliegt. «Wir gehen davon aus, dass keinerlei religiöse Gründe irgendwelcher Art geltend gemacht werden können, um das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, der verfassungsrechtlichen Ordnung oder der Schweizer Gesetzgebung anzufechten, ihnen zu widersprechen oder sie in Frage zu stellen.» In der Charta bekennen sich die beiden Dachverbände auch zur Gewissens- und Religionsfreiheit.

Gegen Gewalt und für finanzielle Transparenz

Und sie lehnen Gewalt ab. «Wir tolerieren keinerlei Aufrufe zu Gewalt oder Hass, der auf Religion, Rasse oder Ethnie beruht und sind überzeugt, dass ein solches Handeln im Widerspruch zum Geist des Islams steht», so die Charta. Darüber hinaus verpflichten sich Verbände zu «vollständiger Transparenz» in finanziellen Belangen. Dies betrifft insbesondere die Finanzierung der Organisationen.

Unterzeichnet wird die Erklärung am Montag im «Haus der Religionen» in Bern. Für die Union der Albanischen Imame in der Schweiz setzt deren Präsident Nehat Ismaili seine Unterschrift auf das Dokument. Für den Albanisch Islamischen Verband Schweiz dessen Präsident Mustafa Memeti. Memeti, Imam des Muslimischen Vereins Bern, ist ein Exponent des interreligiösen Dialogs. Seine Moschee befindet sich im «Haus der Religionen».

Offizielle Schweiz vertreten

Laut dem Bericht der «NZZ am Sonntag» werden die Botschafter Albaniens, Mazedoniens und Kosovos bei dem Anlass zugegen sein. Aus diesen Ländern stammen viele albanische Muslime in der Schweiz. Bund und Kantone würden durch den Delegierten des Sicherheitsverbundes Schweiz, André Duvillard, offiziell vertreten, schreibt die Zeitung.

Die Idee für die Charta stammt dem Bericht zufolge vom ehemaligen Botschafter Kosovos in Bern, Naim Malaj. Viele albanische Muslime litten unter dem Misstrauen gegenüber Muslimen: «Man vermischt Terrorismus und Islam», so Malaj gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Memeti hofft auf Umsetzung der Charta

Nach der Unterzeichnung soll die Charta in den albanischen Moscheen verlesen werden, bestätigte Memeti am Montag gegenüber kath.ch. Er rechnet damit, dass dies in den nächsten Tagen geschieht, in den meisten Moscheen wohl am Freitag oder am Sonntag.

«Meine grosse Sorge ist, ob die Charta toter Buchstabe bleibt, oder ob wir es schaffen, das Angekündigte umzusetzen», so Memeti weiter. Der Berner Imam hofft, dass die Charta als «Linie für das Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen» dienen kann. (bal)

Muslime beim Freitagsgebet in Kreuzlingen | © Barbara Ludwig
20. März 2017 | 14:02
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